An Karfreitag ein Stück Fleisch oder eine Wurst essen? Ein überzeugter Katholik würde hier heftig den Kopf schütteln. Denn an diesem Tag verzichten fromme katholische Christen auf Fleisch, um dem Tod Jesu zu gedenken. Den beiden Personen, die am Karfreitag den Weisbacher Selbstbedienungs-Hofladen der Familie Hartmann beklauten, war dieses "Fleischverbot" an Karfreitag aber offenbar - im wahrsten Sinne des Wortes - "wurst".
"Wir waren zu zweit dabei, das war sehr dreist",
Biohof-Besitzer Horst Hartmann über den Fleischdiebstahl
Noch einige Tage nach dem Vorfall sind Claudia und Horst Hartmann hörbar sauer über den Diebstahl. "Wir waren zu zweit dabei, das war sehr dreist", schimpft Horst Hartmann, der mit seiner Frau Claudia und Sohn Michael den Biohof Hartmann in Weisbach betreibt, auf Nachfrage dieser Redaktion. Den Hartmann'schen Selbstbedienungsladen, der bewusst kein 24-Stunden-Konzept, sondern feste Öffnungszeiten hat, gibt es seit September 2021."Unterhalb unseres Wohnhauses geht es in eine Halle, dort stehen Regale mit Gemüse in Kisten, der Wurstkühlschrank und ein Tiefkühlschrank. Als Kasse auf Vertrauensbasis hängt ein Briefkasten dort", erläutert Hartmann die Örtlichkeiten.

Um 13.30 Uhr am Karfreitag will das Ehepaar Hartmann Salate nachfüllen, als plötzlich ein schwarzer BMW mit Erlanger Nummer auf den Hof fährt. "Ich habe das fremde Kennzeichen gesehen und mich noch gefragt: 'Wo kommen die denn jetzt her?'. An Karfreitag ist nämlich normalerweise nicht viel los", erinnert sich Claudia Hartmann.
Ihr Mann schaut ebenfalls zum Fenster hinaus und sieht zwei Männer, die aus dem BMW aussteigen und etwas aus einer mit "Feldsalat" beschrifteten grauen Gemüsekiste - in diesen bieten Hartmanns ihre Ware an - ins Auto laden. Laut Claudia Hartmann handelt es sich dabei um eine Art von Box, in die man nicht richtig hineinsehen kann. Deshalb können sie und ihr Mann nicht genau erkennen, was in der Kiste ist, vermuten aber zunächst, dass es sich um Feldsalat handelt. "Die Kiste bleibt aber da", ruft Horst Hartmann den Personen hinterher.
"Ich hatte das Gefühl, dass sie schon einmal bei uns waren",
Biohof-Besitzerin Claudia Hartmann über die mutmaßlichen Wurstdiebe
Sehr zielstrebig seien die Männer auf die Verkaufsstelle zugegangen, hat seine Frau noch in Erinnerung. "Ich hatte das Gefühl, dass sie schon einmal bei uns waren. Die wussten wohl genau, was sie wollten", ist ihr Eindruck. Sie spricht das Duo an, normalerweise würden die Kunden immer noch einige Worte mit ihr und ihrem Mann wechseln. "Die beiden zeigten sich aber sehr verhalten", erläutert Claudia Hartmann ihr Gefühl und beschreibt, dass einer der beiden auf seinem Handy "daddelte". Dann fuhren die Männer davon.

Als die vermeintlichen Kunden weg sind, wollen Claudia und Horst Hartmann routinemäßig Kühl- und Gefrierschrank kontrollieren, um bei Bedarf Lebensmittel nachzufüllen. Dabei stellen sie fest, dass sehr viel Fleisch und Wurst fehlt. Das Ehepaar öffnet die Kasse. "Obwohl so viel Ware weg war, waren nur 20 Euro mehr drin. Wir machen morgens und abends immer Bestandsaufnahme, deswegen wusste ich sehr genau, was eigentlich in der Kasse hätte sein müssen", schildert die Hofladenbesitzerin.
Da die Ereignisse sich überschnitten und weil sie das Auftreten der Männer ungewöhnlich fanden, ist für Claudia und Horst Hartmann klar, dass die Männer die Wurst- und Fleischwaren geklaut haben müssen. "Wenn wir nicht dazugekommen wären, hätten sie den ganzen Schrank ausgeräumt", ist Claudia Hartmann überzeugt.

Weitere unschöne Erlebnisse hat Familie Hartmann bisher kaum gemacht mit ihrem Verkauf auf Vertrauen. "Es läuft sehr gut, die Vertrauenskasse funktioniert. Andere Hofläden im Umkreis haben uns schon von negativen Erfahrungen erzählt, wir sind aber bisher davon gekommen", sagt die Biohof-Betreiberin. Zumindest fast, denn vor einigen Wochen fehlte schon einmal ein Filet im Hartmann'schen Selbstbedienungsladen. Immerhin auch mit einem Wert von etwa 50 Euro, erinnert sich Hartmann.
Dass die Karfreitags-Wurstdiebe gefasst werden, da mache die Polizei den Hartmanns wenig Hoffnung, gibt Claudia Hartmann zu bedenken. "Wir haben zwar eine gute Täterschreibung, aber unsere Erinnerung an das Kennzeichen ist wohl zu lückenhaft". Für weitere Vorfälle dieser Art möchte sich die Familie aber nun rüsten.
Schon länger liegt ein Kamera-System zur Überwachung bei ihr zuhause, doch wie das eben so ist: Weil immer irgendwie die Zeit dafür fehlte und wegen technischer Probleme wurde es bisher nicht eingerichtet. "Ich werde jetzt aber auf jeden Fall noch einmal beim Hersteller anrufen und die Kamera installieren", macht Claudia Hartmann deutlich.
Um den Diebstahl aufklären zu können, bittet die Polizei Bad Neustadt Zeugen, die insbesondere zu dem schwarzen BMW X3 etwas mitteilen können, sich unter Tel. (09771) 6060 zu melden.