Genau eine Woche nachdem im Sandberger Ortsteil Kilianshof Reitpferd Genius vermutlich von einem Wolf gerissen wurde, kam es bei den Pferden von Familie Söder erneut zu einem Vorfall mit Wölfen. In der Nacht von Freitag auf Samstag seien laut Pferdehalter Johann Söder zwei Wölfe an der Koppel gesichtet worden, auf denen die zwei verbleibenden Tiere der Familie standen. Seit Dienstag ist auch das Ergebnis der DNA-Analyse veröffentlicht, die Aufschluss über den Angreifer auf Genius geben sollte. Demnach ist allerdings nicht eindeutig nachweisbar, dass es sich dabei um einen Wolf gehandelt hat.

Der erneute Vorfall hat Pferdebesitzer Söder merklich mitgenommen. Seit dem Riss von Wallach Genius hielt Söders Frau Jennifer Nachtwache bei Sophie und Greta, den verbleibenden Familienpferden. Von Freitag auf Samstag übernahm Johann Söder diesen Job von seiner Frau, wie er erzählt.
Die Koppel, auf der die beiden Tiere standen, liege Luftlinie gerade einmal einen Kilometer von Kilianshof entfernt – an der Hauptstraße zwischen Sandberg und dem Weiler. Die Pferde sind 21 und 22 Jahre alt und wie Genius von der Rasse Traber. Laut Johann Söder werde diese Rasse gut 35 Jahre alt. Gegen 23 Uhr sei Söder an die Koppel gefahren. Er habe im Auto das Geschehen beobachtet.
Zwei Wölfe bei Kilianshof gesichtet
Um 1.45 Uhr sei er aus dem Auto gestiegen und zu den Pferden gegangen, um ihnen Karotten zu geben. Diese seien direkt auf ihn zugekommen. Trotz Leuchten mit einer Taschenlampe schien alles gut zu sein. "Es war nichts zu sehen", berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion. Auf dem Rückweg zum Auto habe er noch einmal mit der Taschenlampe zur Tränke geleuchtet, die 20 bis 30 Meter von seinem Fahrzeug weg stand. Eigentlich wollte er nur nachsehen, ob Wasser drin ist.
Was Söder dann sah, damit habe er nicht gerechnet. Er leuchtete in die Richtung und habe zwei Wölfe erblickt. "Ich war völlig geschockt." Er berichtet, dass er direkt laut geschrien habe, um sie zu vertreiben. Das habe aber nichts gebracht. In Folge habe er sie angeblinkt und mit einem Heulton versucht zu verjagen.

In seiner Verzweiflung rief Söder seine Frau Jennifer an, die daraufhin mit Söders Schwiegervater zur Koppel kam. Auf dem Weg informierte Jennifer Söder noch die Polizei. Nach Eintreffen der familiären Unterstützung sei Söder zurück nach Kilianshof gefahren, um seinen Traktor zu holen. Er wollte alles ausleuchten und "Krach machen".
Geleitschutz für Pferde: Polizei war mit drei Streifenwagen vor Ort
Bei seiner Rückkehr zur Pferdekoppel sei die Polizei bereits vor Ort gewesen. Die Wölfe waren da mittlerweile weg. Jennifer Söder holte die Pferde von der Koppel, während Johann Söder die Lkw-Halle auf seinem Hof freiräumte. Als die zwei Tiere begannen, wieder unruhig zu werden, sperrte die Polizei die Straße und lief mit, um die Pferde nach Kilianshof zu bringen.
Den Polizeieinsatz bestätigt Elke Kiesel von der Polizeiinspektion Bad Neustadt. Laut der Beamtin sei die Polizei mit drei Streifenwagen in Kilianshof gewesen. Wölfe seien nicht mehr vor Ort gewesen, sagt sie. Sie verweist darauf, dass die Polizei grundsätzlich nicht für das Schießen von Wölfen zuständig sei. Beamtinnen und Beamten dürften nicht eingreifen, wenn ein Wolf ein Tier angreift, erklärt Kiesel.
Nach dem erneuten Vorfall mussten die Söders eine deckenhohe Box, zum Teil aus Holz, zum Teil aus Baustahlgittern, bauen, damit keine Wölfe eindringen können. Dem Pferdehalter sei bewusst, dass die Wölfe eine Spur haben und die Pferde gerochen hätten. Die Wölfe wüssten, wie es funktioniert, sagt er.
"Schock" für den Pferdebesitzer
Eigentlich möchte Söder eine artgerechte Haltung. Deshalb hätten sie bisher eine Offenstallhaltung mit Unterstand für ihre Tiere gehabt. "Das Pferd braucht seine Bewegung", sagt er. Jetzt sei die Familie doch gezwungen, die Pferde zumindest nachts in eine geschützte Box einzusperren. Aber auch tagsüber ist sich Söder nicht mehr sicher, ob es nicht doch zu einem Wolfsangriff kommen könnte.

"Ich habe Angst", sagt der Familienvater. "Ich traue mich nicht einmal, mich im Dunkeln irgendwo zu bewegen", schiebt er nach. Für ihn sei es ein "Schock" gewesen, dass sich die Wölfe nicht bewegt hätten. "Du kannst schreien, und es passiert nichts", berichtet er verzweifelt.
DNA-Analyse vom LfU ausgewertet – so geht es nun weiter
Der Kadaver von Wallach Genius wurde mittlerweile vom Abdecker abgeholt, wie der Besitzer bestätigt. Die DNA-Analyse, die bestätigen soll, ob der Riss wirklich von einem Wolf verursacht wurde, ist mittlerweile vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) ausgewertet worden. Dabei wurden "Hinweise auf Gewalteinwirkung vor dem Tod" festgestellt. Die Probenqualität sei nicht ausreichend für eine abschließende Bewertung, heißt es vom LfU. Lediglich die Gattung "Canis sp." habe ermittelt werden können. Das bedeutet, dass der Riss von einem Wolf oder Hund stamme.
Besitzer Johann Söder sagt am Dienstag auf Anfrage dieser Redaktion, dass nun die B-Proben, die er von Genius hat nehmen lassen, eingeschickt werden. Seine Hoffnung ist, dort mehr Spuren vom Wolf zu finden. Zudem würden die bereits ausgewerteten Proben eingeholt und nochmal in einem anderen Labor getestet. Laut Söder sei das Problem, dass auch andere Tiere am Kadaver waren. Deshalb sei eine eindeutige Identifizierung schwierig.