"Das ist Smilla", sagt Kathrin Hippeli. Dabei stellt sie nicht etwa ihr Haustier vor, sondern ihr Zuhause auf vier Rädern. "Das kommt aus dem Skandinavischen und bedeutet die Lachende, die Glückliche und die Sonnige", erzählt sie. Seit einem Jahr wohnt die Rhönerin in ihrem Camper. "Gerade kann ich mir nichts anderes vorstellen", sagt die 38-Jährige, die als Physiotherapeutin in Bischofsheim arbeitet.
Fünf Jahre lebte Kathrin Hippeli in ihrer Wohnung in Unterweißenbrunn, 2019 beschäftigte sie sich immer mehr mit dem Thema Minimalismus. Ursprünglich liebäugelte sie mit einem Tiny-House: klein, minimalistisch und mietfrei. "Allerdings wollte ich auch spontan sein und am besten mein Bett immer dabeihaben", sagt Hippeli. Die naheliegendste Lösung: Ein Camper.
Die lange Suche nach einem passenden Camper
2020 machte sie sich auf die Suche nach einem passenden Fahrzeug. "Das hat tatsächlich am längsten gedauert", erinnert sich die 38-Jährige. Genauer gesagt ein ganzes Jahr. "Corona kam und der Camping-Boom. Auch die Preise gingen nach oben." Ostern 2021 wurde sie dann endlich über einen Händler fündig: ein Peugeot Boxer, Baujahr 2017. "Ich war total begeistert und hatte schon während der Probefahrt den Namen Smilla im Kopf", erzählt Kathrin Hippeli.

Vom leeren Transporter, der ursprünglich ein Handwerkerwagen war, bis zum fertigen Camper dauerte es dann noch einmal mehrere Monate. "Ich wusste, welchen Stil ich will und habe Ben, einen Ausbauer in Wiesbaden, gefunden."

Im August 2021 durfte sie ihr neues Zuhause endlich abholen. Doch es gab ein Problem: "Ich hatte einen Unterarmbruch und konnte nicht Autofahren." Gut, wenn man Freunde hat, die einem helfen. "Mein bester Freund Thomas hat mir Smilla von Wiesbaden nach Hausen zu meinen Eltern gefahren", erzählt Hippeli. Gleich die erste Nacht wurde im Camper verbracht und am nächsten Tag brachen die Freunde gemeinsam mit Kathrins Schwester zu ihrer ersten Tour an den Tegernsee auf. "Es war herrlich", erinnert sich Kathrin Hippeli.
Der Umzug und die ersten Wochen im mobilen Zuhause
Anfang September 2021 folgte dann der Umzug in den Camper. "Meine Möbel habe ich verschenkt oder aber, wenn es Erbstücke waren, bei meinen Eltern untergestellt", sagt die reiselustige Rhönerin. Ihre Auto hat sie verkauft. "Ich brauche nicht viel", sagt Kathrin. Der wenige Stauraum im Van reicht ihr vollkommen aus. "Es gibt sogar Kisten, die ich seit einem Jahr nicht angerührt habe", gesteht Kathrin Hippeli. Sie vermisst nichts - die Freiheit und Flexibilität sind ihr wichtiger. "Am Anfang hat mir schon ein fester Ort gefehlt, aber mittlerweile fühle ich mich in der Natur zuhause."

Als Physiotherapeutin arbeitet Kathrin Hippeli vier bis fünf Tage die Woche - ihren Camper parkt sie dann in der Nähe ihrer Arbeitsstelle. Am Wochenende geht es für die Naturliebhaberin regelmäßig "on Tour". Mit der Landvergnügen-Vignette kann sie deutschlandweit auf über 1500 privaten Stellplätzen eine Nacht kostenlos stehen. "Das ist echt praktisch. Ich muss nicht vorausplanen und kann spontan losfahren, wohin ich will." Und wenn sie mal keine Lust hat wegzufahren? "Dann unternehme ich eine Wandertour durch die Rhön. Koche mir was und chille einfach."
Bewussten Umgang mit Ressourcen gelernt
Ihre kleine Küche bietet alles, was man zum Kochen braucht. Der größte Unterschied ist neben der kleinen Arbeitsfläche wohl, dass sie mit den Ressourcen bewusster umgeht. "Ich habe nicht endlos Wasser, und es soll auch noch zum Duschen reichen." Gebacken wird im Omnia-Backofen - einer kuchenähnlichen Form mit Deckel, was mit ein wenig Übung ebenfalls sehr gut gelingt.

Drei Solarpaneele auf dem Dach liefern Strom für Warmwasser, Licht und Heizung. Als Sichtschutz dient ein weißer Stoff, der als Vorhang den Durchgang zum Fahrerhaus schließt. "An den hinteren Fenstern fehlt mir sowas noch. Die Scheiben sind zwar getönt, aber abends, wenn drinnen das Licht brennt, kann man reinschauen." Das möchte Kathrin Hippeli noch ändern.

Eine eigene Waschmaschine hat die "Vanliferin" nicht. Ihre alte hat sie ins Ahrtal gespendet. "Ich wasche meistens bei meinen Eltern oder aber in öffentlichen Waschsalons in größeren Städten." Viel Platz für Kleidung gibt es in ihrem Camper ohnehin nicht. "Die meisten Menschen haben einen vollen Kleiderschrank, ziehen aber doch nur immer dieselben Stücke daraus an", sagt sie.
Beim Pilgern den Verzicht auf Komfort geübt
Mit der Zeit habe sie gelernt, mit wenig auszukommen, zumal sie auch seit 2013 regelmäßig pilgert. Bisher ist sie schon die Wege Camino France, Camino Portugues und Camino Ingles (englischer Weg) bis nach Santiago de Compostela gegangen. "Und zweimal bis raus ans Kap Finisterre gepilgert."
2020 wollte die Rhönerin eigentlich wieder sechs Wochen Pilgern – aber dann kam ihr Corona dazwischen. "Ich will das auf jeden Fall noch mal machen", so Kathrin Hippeli, die am Pilgern besonders schätzt, dass man geerdet wird und "viele nette Leute kennenlernt".

Letzteres klappt aber auch, wenn man so wohnt wie die 38-Jährige: Auf ihren Reisen hat sie immer neue Gelegenheiten, Bekanntschaften zu schließen. "Ich hab' echt schon viele schöne und lustige Abende verbracht", erzählt sie freudestrahlend. Die meisten Menschen sind von ihrer Art zu wohnen fasziniert und fänden es "ganz cool".
"Meine Eltern und Oma konnte es sich am Anfang natürlich nicht vorstellen, aber meine Freunde haben gesagt, das passt zu mir", erzählt Kathrin. Eine Möglichkeit zum Austausch und zur Kommunikation bieten auch die sozialen Medien. "Mein Instagram-Profil ist zwar nicht öffentlich, aber ich poste immer mal wieder etwas, wenn ich Lust dazu habe."

Das Leben im Van ist für Kathrin Hippeli "Normalität" geworden, erklärt sie. "Und ich genieße das total!" Dennoch kann sie sich vorstellen, irgendwann wieder in einem Haus zu wohnen: "Für mich alleine ist es so völlig okay. Ich brauche nicht mehr. Aber zu zweit wäre es dauerhaft bestimmt zu eng."