Vorsicht Lebensgefahr. Solche Hinweisschilder sah man eine Woche lang an der Klosterkirche in Bad Königshofen. Außerdem war das kleine Gotteshaus am Klostergarten mit rot-weißen Bändern abgesperrt. Unlängst war der Techniker Uwe Rascher vor Ort, um das vor einer Woche eingeleitete Gas aus der Kirche wieder heraus zu ziehen und frische Luft einzuleiten. "Der Holzwurmbefall in dieser Kirche war enorm, vor allem im Bereich des Altars, an der Orgel, aber auch in den einzelnen Figuren", sagte er. Eine Maßnahme, die also dringend erforderlich war. Immerhin wurde die Kirche vor knapp 360 Jahren erbaut und so sind noch viele Gegenstände aus dieser Zeit im Gotteshaus.
Das weiß auch Bernhard Weigand von der Klosterkirchenverwaltung, die deshalb die Maßnahme durchführen ließ. Holzwürmer verursachen in den Kirchen oft erhebliche Schäden. Sie fressen sich durch Figuren, Altaraufbauen oder auch Holzgewände und Orgel. Begonnen hat die Firma Binker Materialschutz mit dem Abdichten der Fenster und Türen, aber auch auf dem Dachboden war man, um nach eventuellen Löchern in der Decke zu suchen. "Da mussten wir einige abdichten", sagte Uwe Rascher, verwies dann auf das Verlegen von Messleitungen, um notwendige Prüfungen vorzunehmen und die notwendigen Schläuche zu legen. Größere und kleinere wurden installiert, wobei die größeren zum Einleiten, die kleinen Schläuche für die Messungen notwendig waren.
Umweltfreundliche Behandlung
Es ist ein spezielles Gasgemisch, das dann in den Raum geleitet wird und den Holzwurm abtötet. Verwendet wird Groli Sulfuryldifluorid, ein geruchs- und farbloses Gas. Dies garantiert eine rückstandsfreie, umweltfreundliche und einhundert prozentige wirksame Behandlung. Zwei bis drei Tage muss dieses Gas in dem jeweiligen Raum einwirken, wobei auch die Witterung eine Rolle spielt. Immer wieder wird geprüft und wenn die Werte stimmen, wird es wieder abgesaugt, gelüftet und die Kirche freigegeben. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle, nachdem die Begasung angelaufen ist. Dabei spielen Luft- und Holzkerntemperaturen eine Rolle. "Durch Messfühler wird die Abtötung kontrolliert, wobei auch schwer zugängliche Bereichen wie Dachschrägen, Deckenhohlräume oder eben auch die Holzwürmer und ihre Gelege in den oft jahrhundertealten Gegenständen erreicht werden."
Das Gotteshaus wurde am 30. August 1665 zu Ehren Johannes Evangelist vom Würzburger Weihbischof Johann Michael Söllner feierlich eingeweiht. Am selben Tag legte man den Grundstein für den Neubau des Klosters. Dessen Vollendung war 1691 und die vollständige Klausur wurde gar erst im Jahr 1900 erreicht. Anfangs lebten neun Priester und sieben Laienmönche im Kloster. 1767 waren es 13 Patres, vier Fratres und sieben "Studiosi".
Patres waren beliebt
Die Patres waren als Beichtväter im ganzen Umland sehr beliebt. Zwischen 1857 und 1865 wurden die maroden Gebäude renoviert und die Kirche danach zu Ehren Johannes Evangelist, der Jungfrau Maria und des hl. Franz von Assisi neu geweiht. 1973 verließen die letzten Kapuziner Königshofen und der Konvent wurde wegen Nachwuchsmangels aufgehoben. Die Klostergebäude erwarb die Stadt Königshofen. Im ehemaligen Kloster blieben Altar und einzelne Figuren. Außerdem befindet sich dort unter dem Altarraum eine kleine Gruft, in der Patres aus den vergangenen Jahrhunderten bestattet wurden. An die Mönche von einst erinnert auch noch der kleine Kapuziner am Kreuz der Klosterkirche, der sich dort im Winde dreht.
