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In sechs Tagen vier 4000er

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In sechs Tagen vier 4000er

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    Belohnt: Beginn der Kletterei an der Weismiess –  hier Marko Koberstein – während eines wirklich tollen Sonnenaufgangs.  Silvan Metz
    Belohnt: Beginn der Kletterei an der Weismiess – hier Marko Koberstein – während eines wirklich tollen Sonnenaufgangs. Silvan Metz Foto: Foto:

    Vier Mitglieder der Bergwacht Oberbach haben im Kanton Wallis im Südwesten der Schweiz ihren Traum von unvergesslichen Touren in den Alpen verwirklicht. Johannes Voll, Marko Koberstein, Silvan und Hartmut Metz meisterten selbst die anspruchsvollsten Passagen mit viel Enthusiasmus, Vernunft und Geschick. „Silvan und Hartmut Metz reisten zuerst nach Zermatt. Sie hatten sich das Platthorn mit 3345 Metern Höhe als Ziel in den Kopf gesetzt, aber nicht als Bergsteiger zu Fuß, sondern mit dem Mountainbike“, berichtet Marko Koberstein. „Die Fahrräder wurden so fahrend, schiebend oder auf dem Rücken schweißtreibend zum Gipfel gebracht.“ Einer lange ersehnten Abfahrt vom Gipfel zum Furgi-Sattel (3116 Meter) stand nichts mehr im Wege. Dort wurde mit Blick auf das Matterhorn das Zelt aufgeschlagen und so die Nacht verbracht. Am nächsten Tag trafen mit Johannes Voll und Marko Koberstein die restlichen zwei begeisterten Alpinisten im Wallis ein.

    Die Rhöner Gruppe fuhr zusammen von der Ortschaft Saas Grund per Seilbahn nach Hohsaas auf 3142 Meter Höhe, um dort das Lager im Zelt zu errichten. „Am frühen Morgen um 5 Uhr machten wir uns auf den Weg. Der Plan war, dass Hartmut Metz und Johannes Voll das Weissmies mit 4017 Metern über den Normalweg bestiegen“, betonte Koberstein. „Für Beide war das der erste 4000er in ihrer Sammlung.“ Silvan Metz und Marko Koberstein machten sich zum bekannten und berüchtigten Nord-Grat auf den Weg zum Weissmies. Bei dem fast drei Kilometer langen felsigen Weg stellten sich den beiden Alpinisten so einige Schwierigkeiten in den Weg. Messerscharfe aus dem Grat ragende Haifischzähne mussten im oberen vierten Schwierigkeitsgrad sehr luftig teilweise mit Steigeisen überklettert werden. „Beide Teams erreichten glücklich den Gipfel. Dem Abstieg über den Normalweg zum Biwakplatz stand nichts mehr im Weg.“ Nach einer weiteren Nacht im Zelt ging es am nächsten Tag zurück ins Tal. Während Hartmut und Johannes bereits die Heimreise antraten, hatten sich Silvan und Marko noch ein weiteres Ziel gesteckt: Die Obergabelhorn-Überschreitung (4063 Meter) über dem Arbengrat. „Die Überschreitung ist als eine der schwierigsten und heimtückischsten 4000er der Schweiz bekannt“, erklärt Koberstein. Nach sechsstündigem Aufstieg über Zermatt erreichten die beiden Alpinisten das Arbenbiwak auf 3225 Metern Höhe. „Die letzten 300 Höhenmeter mussten über glattpolierte Gletscherschliffplatten mit Ketten und Leitern überwunden werden.“ Doch die Mühen hatten sich gelohnt: „Das geräumige gepflegte Biwak bot Platz für bis zu 15 Personen und war mit einem Gaskocher und ein paar Wolldecken bestens ausgestattet.“

    „Ein freier Abstieg über die Gletscherschliffplatten war nicht mehr möglich. Sämtliche Ketten und Stifte waren im Schnee verschwunden.“

    Marko Koberstein Oberbacher Bergwacht

    Aufgrund der nicht ganz optimalen Wetterprognosen war das Biwak nur noch mit einem einheimischen Bergführer zusammen mit seinem Gast belegt. „Das Wetter brachte nichts Gutes, so dass in der Nacht 40 Zentimeter Neuschnee fielen.“ An eine Fortführung der Tour durch die 500 Meter hohe Südwand des Obergabelhorns zum Arbengrat war nicht mehr zu denken. „Rückzug war angesagt. Ein freier Abstieg über die Gletscherschliffplatten war nicht mehr möglich. Sämtliche Ketten und Stifte waren im Schnee verschwunden“, blickt Koberstein zurück.

    Weil die beiden Bergwachtler genügend Seilmaterial bei sich hatten, konnten sie sich doch noch über die schwierigen Platten abseilen. Da der einheimische Bergführer nur über ein kurzes Bergseil verfügte, waren er und sein Gast dankbar für die Hilfe der beiden gut ausgestatteten Rhöner. „Zurück im Tal entschlossen wir uns, noch am gleichen Tag die Breithorntraversierung in Angriff zu nehmen.“ Die Wetterprognose war diesmal deutlich besser und die Tour sollte trotz Neuschnee funktionieren. Mit der letzten Seilbahn ging es auf das kleine Matterhorn (3817 Meter). Nach einem zweistündigen Marschweg über den Gletscher wurde die italienische Biwakschachtel Rossi e Vollante auf 3750 Metern erreicht. „Die Biwakschachtel stand wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung mitten im Gletscher. Ein grandioser Sonnenuntergang mit einem freien Blick in die Po-Ebene, ja fast bis zur Adria, machte das Ganze zu einem unvergesslichen Erlebnis.“ Nach einer weiteren kalten Biwak-Nacht verließen die Bergsteiger um 5 Uhr morgens das Biwak und stiegen über die 40 Grad steile Firnflanke zum Gipfel Roccia Nera auf 4075 Metern auf.

    Auf Messers Schneide wurde der Grat zu dem Ostgendarm (4106 Meter) und Westgendarm (4139 Meter) angegangen. Der erste Gendarm konnte überklettert werden, der zweite Gendarm musste aufgrund der Schneelage und eines starken Föhnwindes über die Südflanke umgangen werden. An der Ostgratkuppe auf 4022 Metern Höhe entschlossen sich die beiden Alpinisten, den West-Gipfel aufgrund der ungünstigen Verhältnisse auszulassen. Silvan und Marko machten sich über die bis zu 50 Grad steile Südflanke an den Abstieg. Über das kleine Matterhorn gelangten die Bergwachtler wieder ins Tal. „Wir konnten zufrieden auf sechs Tage mit insgesamt vier 4000ern zurückblicken und die Heimreise antreten.

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