Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Neustadt
Icon Pfeil nach unten

Bad Neustadt: "Jeder sitzt mehr oder weniger auf dem Schleudersitz": Preh-Belegschaft wegen Stellenabbauplänen verunsichert

Bad Neustadt

"Jeder sitzt mehr oder weniger auf dem Schleudersitz": Preh-Belegschaft wegen Stellenabbauplänen verunsichert

    • |
    • |
    Mit dem Rücken zur Wand: Bei der Preh-Belegschaft herrscht seit der Verkündung des massiven Stellenabbaus am Standort Bad Neustadt Verunsicherung.
    Mit dem Rücken zur Wand: Bei der Preh-Belegschaft herrscht seit der Verkündung des massiven Stellenabbaus am Standort Bad Neustadt Verunsicherung. Foto: Heiko Becker

    Mit dem Thema Stellenabbau mussten sich in letzter Zeit viele Arbeitnehmer beschäftigen. Im Herbst 2023 hatte Valeo angekündigt, 310 Stellen in Bad Neustadt zu streichen. Nun hat auch der Automobilzulieferer Preh angekündigt, dass rund 420 Stellen am Standort in Bad Neustadt abgebaut werden sollen.

    Für die Belegschaft kam die Nachricht unerwartet. Doch völlig kampflos wollen die Mitarbeitenden des Konzerns die Entscheidung nicht hinnehmen. Deshalb versammelte sich die Preh-Belegschaft zu einer Kundgebung vor dem Hauptsitz in Bad Neustadt und bildete im Anschluss eine hunderte Meter lange Menschenkette. Drei Preh-Mitarbeitende haben kurz nach der Kundgebung über ihre Zukunftsängste und die Stimmung innerhalb der Belegschaft gesprochen:

    Lukas Wilm (31), Angestellter bei Preh: "Jeder sitzt mehr oder weniger auf dem Schleudersitz"

    Lukas Wilm fühlt sich wie auf einem Schleudersitz.
    Lukas Wilm fühlt sich wie auf einem Schleudersitz. Foto: Heiko Becker

    Lukas Wilm berichtete über die aufgewühlte Gefühlslage innerhalb der Belegschaft: "Die Stimmung ist geknickt und angespannt. Jeder sitzt mehr oder weniger auf dem Schleudersitz. Keiner weiß, bei wem es losgeht, wann es losgeht und wie es danach weitergehen soll. Man zwackt nicht einfach mal 420 Leute von der kompletten Belegschaft weg und sagt dann, es läuft ganz normal weiter", so der 31-Jährige. Er selbst habe sich schon nach möglichen Alternativen umgeschaut. Bei einigen Kolleginnen und Kollegen sei es ebenfalls so. "Man hat wenigstens mal einen Plan B. Das ist, denke ich, in der aktuellen Situation das Vernünftigste, was man machen kann."

    Elena Dittrich (29), Betriebsrätin bei Preh: "Es ist einfach bedrückend"

    Elena Dittrich ist Betriebsrätin und weiß, wie es der Belegschaft geht.
    Elena Dittrich ist Betriebsrätin und weiß, wie es der Belegschaft geht. Foto: Heiko Becker

    "Wir sind alle noch so ein bisschen in Schockstarre. Die Information kam relativ kurzfristig. Die Personen und Mitarbeiter hier am Standort sind natürlich verunsichert. Es ist nicht klar, in welchen Bereichen die Arbeitsplätze abgebaut werden. Wir müssen jetzt einfach warten. Informationen kommen einfach nicht. Wir hängen alle in der Schwebe. Es ist ein richtig schlechtes Gefühl, nicht zu wissen, was kommt und wie lange diese Unsicherheit anhält", erzählt Elena Dittrich, die aufgrund ihres Sitzes im Betriebsrat schon mit zahlreichen Angestellten gesprochen hat. Vor allem die Angst sei deutlich zu spüren. "Die Leute wissen nicht, wie es weitergeht. Da stehen Existenzen auf dem Spiel. Es ist einfach bedrückend", so die 29-Jährige.

    Christian Gerstner (49), Betriebsrat und Beigestellter im Verhandlungsteam über die Strukturierungsmaßnahmen, fürchtet um die Zukunft des Standortes in Bad Neustadt

    Christian Gerstner fürchtet um die Zukunft des Standorts. 
    Christian Gerstner fürchtet um die Zukunft des Standorts.  Foto: Heiko Becker

    Christian Gerstner ist sichtlich angefressen. Vor allem die fehlende Kommunikation im Vorfeld habe ihn an der plötzlich verkündeten Nachricht über den Stellenabbau gestört: "Die Leute haben sich jahrzehntelang im Großen und Ganzen den Arsch aufgerissen für das Unternehmen mit Überstunden, mit Sonderschichten, mit Tod und Teufel und fühlen sich jetzt komplett vor den Kopf gestoßen. Dass so plötzlich von heute auf morgen, ohne mit den Leuten darüber zu verhandeln und mal wirklich was zu sagen, so eine Zahl in den Raum gestellt wird, dass man fast 25 Prozent der Belegschaft einfach streichen will. Wie es immer so schön heißt bei uns in der Rhön: Die Leute sind relativ geduldig, aber irgendwann reißt der Faden." Auf lange Sicht – sollte die Entscheidung so durchgesetzt werden – sehe er für Preh in Bad Neustadt, keine große Zukunft. "Wenn Arbeitsketten abreißen, steht man irgendwann mal einsam und verloren auf weiter Flur und dann ist man auch überflüssig", so der 49-Jährige.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden