Wie fühlt es sich an zu altern? Wer denkt, dass sich Kinder und Jugendliche für diesen Termin innerhalb des umfangreichen Ferienprogramms des jukunet (Netzwerk für Jugendkultur) in Bad Königshofen nicht interessiert hatten, lag falsch. Der Kurs war mit 10 Teilnehmenden ab 12 Jahren ausgebucht. Ein Museumsbesuch im Alterssimulationsanzug stand auf dem Programm, zu dem Angela Stein, Regional-Altenseelsorgerin für die Region Rhön, und Museumsleiter Andreas Rottmann eingeladen hatten.
Manche Jugendliche haben schon Erfahrungen mit älteren Menschen gesammelt
Eine kurze Vorstellungsrunde ergab, dass die Jugendlichen teilweise Erfahrungen mit alten Menschen gemacht haben, sie wissen, dass das Leben beschwerlicher wird, man wahrscheinlich schlechter hört und sieht, vielleicht die Gelenke schmerzen oder die Knochen wegen einer Osteoporose fragiler werden, Demenz und Parkinson können auftreten. Den Rollator, ein wichtiges Hilfsmittel, konnten die Teilnehmenden gleich ausprobieren. Wie läuft es sich damit auf Kopfsteinpflaster? Schwierig und wackelig, stellten die Jugendlichen fest. Seniorinnen und Senioren hätten oftmals große Scheu, sich mit diesem Hilfsmittel in der Öffentlichkeit zu bewegen, ist Angela Steins Erfahrung. Einige dagegen sind froh, mit dem Rollator wieder beweglicher zu sein, sie können Kleinigkeiten darin verstauen und haben immer einen Sitzplatz dabei.

Der von der Regierung von Unterfranken ausgeliehene Alterssimulationsanzug wurde ausprobiert, dabei werden Arme und Beine durch Manschetten unbeweglicher und schwerer gemacht, Handschuhe simulieren die nachlassende Kraft in den Händen. Wie es sich anfühlt, so beschwert eine Spülmaschine auszuräumen oder einen Brief zu schreiben, konnte man auf diese Art gut nachfühlen. "Alles dauert länger, jeder Schritt fällt schwer", stellten die Jugendlichen fest. Wie kann man den Großeltern helfen? Laut und langsam sprechen, eventuell etwas vorlesen, Stolperfallen aus dem Weg räumen – es gibt einiges, was das Seniorenleben erleichtert.
Wie beschreibe ich einem Blinden die Umgebung
Einer weiteren Frage ging man mit der Übung "Wie beschreibe ich einer Blinden die Ausstellung" nach. Schon das Führen eines Sehbehinderten erfordert Erfahrung, wie Andreas Rottmann in einem Selbstversuch erfahren hat. Es reicht nicht "Vorsicht Stufe" zu sagen, man muss auch beschreiben, ob sie aufwärts oder abwärts geht. Man braucht viele Worte und Geduld, in manchen Museen kann man auch etwas anfassen und so einen besseren Eindruck gewinnen. Rottmann hatte zu diesem Thema innerhalb der Initiative "Museum barrierearm" einen Workshop besucht, mit dem Ziel, innerhalb des Tourismusangebots für Behinderte weitere Besuchergruppen zu gewinnen. Interessant war der Nachmittag im Museum für die Teilnehmenden, sie haben nicht nur ganz neue Erfahrungen gemacht, sondern sich auch mit Exponaten im archäologischen Museum genau befasst.
