Heute würde man von einer Win-Win-Situation sprechen, damals verband man einfach das Angenehme mit dem Nützlichen. Wenn wieder einmal ein Waldweg angelegt werden sollte und Befestigungsmaterial für den zu weichen Untergrund gebraucht wurde, nahm man einfach Bauschutt. Bis vor einigen Jahren war das vielerorts eine legale und gängige Praxis. So auch natürlich in den Wäldern des Grabfelds.
Immer einmal wieder tauchen aber noch Relikte aus jener Zeit auf, die dann – um im Bild zu bleiben – bisweilen gehörig Staub aufwirbeln. Wie etwa bei der jüngsten Begehung im Sambachswald. Dort wurde der Forstausschuss um Bürgermeister Thomas Helbling, Forstdirektor Wilhelm Schmalen und Revierförster Herbert Geßner eines Steinhaufens gewärtig, der dort allerdings laut Geßner schon bestimmt 20 Jahre liegt. Der Forstdirektor vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nahm die Hinterlassenschaft zum Anlass, um deutlich zu machen, dass Bauschutt im Wald nichts mehr verloren habe. Keiner wisse, welche und wie viele Schadstoffe solche Materialien enthalten würden.
Keine Gefahr für die Umwelt
Und weil es offensichtlich war, dass die Steine aus einem Bad Königshofener Betrieb stammten, rief das die hier ansässige Firma Hanika auf den Plan. Geschäftsführerin Daphne Hanika-Merz ließ die Beteiligten an der Waldbegehung in einer E-Mail wissen, dass das Recycling-Material laut der Prüfstelle für Erd- und Straßenbau ZUB (Ingenieurgesellschaft für Zuschlag- und Baustofftechnologie) aus dem hessischen Mörfelden-Walldorf „aus umwelthygienischer Sicht uneingeschränkt verwertungsfähig“ sei.
Wobei es der Frau nicht darum ging, wie sie betonte, Bruchsteine für künftige Maßnahmen anzubieten, sondern klarzustellen, dass von diesem Material keine Gefahr für die Umwelt ausgehe. „Die Wildschweine sterben nicht an unseren Steinen“, stellte sie denn auch etwas süffisant fest.
Recyceltes Steinmaterial wird aber im Bereich der hiesigen Forsten schon seit Jahren nicht verwendet, wie Geßner gegenüber dieser Zeitung deutlich machte. Obwohl dies theoretisch natürlich schon möglich wäre, wenn das Material geschreddert wäre und eine entsprechende Zertifizierung besitzt.
Passend zur Geollogie
Wege im Stadtwald würden ausschließlich mit Kalkschotter aus heimischen Steinbrüchen befestigt, erklärte Geßner. Das passe auch zur Geologie. Aus genau jenen Steinbrüchen beziehe auch die Firma Hanika das Groß des Materials zur Herstellung der Pflastersteine, meinte dazu Daphne Hanika-Merz.
Auch Bürgermeister Helbling betonte, dass Bruchsteine schon lange nicht mehr zur Befestigung im Wald verwendet würden. Allerdings noch im Wegebau, wie etwa jetzt aktuell beim Lückenschluss des Radweges von Merkershausen nach Kleinbardorf. Oder im Feldweg von Ipthausen in Richtung „Merklach“.
„Früher hat man das aus der Not heraus gemacht“, erklärt Hubertus Türich, Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Praxis, Waldwege mit Steinen und Schutt zu befestigen. Der Wald sei aber der wichtigste Wasserspeicher. Um das nicht zu gefährden, könne allenfalls zertifiziertes Material verwendet werden, das aber nur von wenigen Firmen angeboten werde. Wer sich nicht daran halte, der Laufe Gefahr, mit dem Abfallrecht in Konflikt zu kommen. Schließlich handele es sich dann um eine illegale Abfallentsorgung.