Wie Kreisheimatpfleger Reinhold Albert bei einer Führung sagte, steht der Altar im Pfarrhaus von Sulzdorf und könnte wieder ins Schloss gebracht werden. Die Schlossbesitzer überlegen derzeit, die als Abstellraum genutzt Kapelle mit Säulen und Rundbögen wieder instand setzen zu lassen.
Stefan Wystersky, Leiter der Einrichtung in Sternberg, und Regina Sommer von der Hauptverwaltung der Glaubensgemeinschaft in Frankfurt, hatten mit der Führung durch das Schloss einen langersehnten Wunsch von Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer erfüllt. Immer wieder habe er das Schloss gesehen und sich gewünscht, dieses einmal von innen besichtigen zu können. Beinhofer selbst ist immer an Kunst- und Kulturprojekten interessiert und war beim Rundgang durch die Schlossanlage sehr angetan. Mit ihm nutzen Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Klaus Reder, Bezirksrätin Karin Renner und Landrat Thomas Habermann sowie Kulturreferent Hanns Friedrich und Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert die Gelegenheit eines Schlossbesuches. Auch Bürgermeister Walter Krug und seine Stellvertreterin Doris Warmuth schauten sich das ansonsten nicht der Öffentlichkeit zugängliche Schloss an.
Leben nach dem Evangelium
Stefan Wystersky stellte die Glaubensgemeinschaft kurz vor und berichtete, dass die Auslegung des Evangeliums und das Leben nach dem Vorbild von Jesus Christus zentraler Inhalt der Gemeinschaft sei. Man wolle die Menschen lieben, aber auch aus dem Evangelium lernen. „Eine schöne Zielsetzung“ ,warf Regierungspräsident Beinhofer ein. Er erfuhr weiter, dass die Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet nach Sternberg kommen und zwischen acht und zehn Personen ständig im Schloss leben. Das Schloss wurde von der Glaubensgemeinschaft „Menschenfreundliches Werk“ 1933 gekauft, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus allerdings enteignet und als SA Lager genutzt. Nach dem Krieg fand die Glaubensgemeinschaft ihr Schloss in einem katastrophalem Zustand vor. Da der Gründer der Gemeinschaft noch vor seinem Tod festgelegt hatte, das Schloss zu behalten, wurde es renoviert.
Geplant war es einst, vor der Teilung Deutschlands, als Zentrum des Menschenfreundlichen Werkes, da Sternberg zu diesem Zeitpunkt in der Mitte Deutschlands lag. Damals wie heute versorgt sich die Gemeinschaft selbst, hat Gärtnerei und Landwirtschaft, Hühner, eine eigene Imkerei. Die Bewohner sind Vegetarier, alle Arbeiten sind ehrenamtlich.
Dank sagte der Leiter des Hauses, Landrat Thomas Habermann für die Unterstützung durch Georg Hansul, den Fachberater für Gartenbau am Landratsamt Rhön-Grabfeld. Er hat das Pflegekonzept für den Park entwickelt, das nach und nach umgesetzt werden soll.
Kreisheimatpfleger Reinhold Albert ging auf die Geschichte des Schlosses ein und berichtete, dass dieses auf den Mauern einer ehemaligen Burg aus dem 12. Jahrhundert erbaut wurde.
Nach einer wechselvollen Geschichte ging das Schloss 1930 an Friedrich von Deuster, einen Weinhändler aus Kitzingen. Ihm wurde auf Grund seiner Verdienste damals der Adelstitel verliehen. 1933 verkauft er das Schloss für 30 000 Mark an die Menschenfreundliche Gesellschaft. Reinhold Albert ging noch einmal auf das dritte Reich ein und berichtete, dass die Bewohner des Schlosses damals in ein Gefängnis nach Bad Neustadt gebracht wurden. Die Nazis richteten dort ein SA-Ausbildungslager ein, später war es ein Flüchtlingslager. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es nach Aussage Alberts nur noch eine Ruine, was entsprechende Bilddokumente beweisen.
Glücksfall für Dorfgemeinschaft
Als Glücksfall, nicht nur für das Schloss, sondern auch für das Dorf bezeichnete der in Sternberg wohnende Kreisheimatpfleger die Menschenfreundliche Gesellschaft. Sie seien im Ort sehr angesehen und würden oft dort helfen, wo Not am Mann sei. „Es ist eine hervorragende Gemeinschaft, die wir hier im Dorf haben,“ fügte er an. Schön sei es, dass nach langer Zeit nun das Schloss wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. „Wir sind doch eine große Familie auf Erden und wollen uns da nicht abkapseln“, sagte Schwester Regina Sommer.
Interessant dann der Rundgang durch das Schloss mit seinen historischen Zimmern, den Glasfenstern aus vergangenen Jahrzehnten, den großen Kellergewölben und der Schlosskirche, der heutigen Pfarrkirche von Sternberg. Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer dankte zum Abschluss für einen gelungenen und informativen Nachmittag und bezeichnete das Schloss als ein Kleinod im Grabfeld. Dank sagte auch Landrat Thomas Habermann sowie Bezirksrätin Karin Renner.