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Mellrichstadt: Kein Einkaufsmarkt mehr in der Innenstadt: "nah & gut" in Mellrichstadt schließt schneller als geplant

Mellrichstadt

Kein Einkaufsmarkt mehr in der Innenstadt: "nah & gut" in Mellrichstadt schließt schneller als geplant

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    Martin Schlembach schließt Ende April seinen Einkaufsmarkt in Mellrichstadt, im September ist auch in Bad Neustadt Schluss. Als Kupsch-Märkte und zuletzt unter dem Namen "nah & gut" gehörten die beiden Filialen jahrzehntelang zum Stadtbild.
    Martin Schlembach schließt Ende April seinen Einkaufsmarkt in Mellrichstadt, im September ist auch in Bad Neustadt Schluss. Als Kupsch-Märkte und zuletzt unter dem Namen "nah & gut" gehörten die beiden Filialen jahrzehntelang zum Stadtbild. Foto: Gerhard Fischer (Archivfoto)

    Anfang Februar hatte die Nachricht, dass Martin Schlembach seine "nah & gut"-Märkte in Mellrichstadt und Bad Neustadt im September schließen wird, für Bestürzung gesorgt. In Mellrichstadt geht es jetzt viel schneller: Die Filiale am Roßmarkt, der einzige Lebensmittelmarkt in der Innenstadt, schließt bereits in zwei Wochen. Am Freitag, 25. April, gehen dort die Lichter aus.   

    In Bad Neustadt bleibt es nach aktuellem Stand dabei: Bis September können die Kunden im Markt in der Spörleinstraße einkaufen, sagt Betreiber Martin Schlembach im Gespräch mit dieser Redaktion. Warum dann die vorgezogene Schließung in Mellrichstadt? Der Grund ist laut Schlembach ganz praktischer Natur: "Ich habe kein Personal mehr." Nahezu alle der 13 Mitarbeiterinnen haben bereits eine neue Arbeitsstelle gefunden. Wer noch auf der Suche ist, kann im Markt in Bad Neustadt weiterarbeiten.

    Fast alle Mitarbeiterinnen haben schon neue Jobs gefunden

    Schlembach freut sich für seine Angestellten, die in anderen Geschäften in Mellrichstadt und benachbarten Orten untergekommen sind beziehungsweise ab Anfang Mai neue Jobs haben. Auch wenn das einen schnelleren Abschied aus Mellrichstadt bedeutet. Bei den Kunden herrscht Wehmut, insbesondere bei den älteren Menschen in der Stadt. "Viele Stammkunden kaufen schon auf Vorrat", weiß Schlembach. Und sie bedauern, dass nicht nur ihre Einkaufsmöglichkeit verloren geht, sondern auch das lieb gewordene Gespräch mit den Mitarbeiterinnen, die Hilfe beim Transport der Einkäufe oder eben einfach ein freundliches Wort.  

    In zwei Wochen gehen die Türen der "nah & gut"-Filiale am Roßmarkt in Mellrichstadt zu. Dann gibt es keinen Einkaufsmarkt mehr in der Innenstadt.
    In zwei Wochen gehen die Türen der "nah & gut"-Filiale am Roßmarkt in Mellrichstadt zu. Dann gibt es keinen Einkaufsmarkt mehr in der Innenstadt. Foto: Simone Stock

    Für sein Personal hat Schlembach nur wertschätzende Worte übrig. "Seit der Ankündigung, dass wir schließen, habe ich viel Unterstützung von den Mitarbeiterinnen bekommen", sagt er dankbar, eine Kollegin habe sogar auf Urlaub verzichtet, um bis zum Schluss im Markt mitzuhelfen. 

    Kaum Fluktuation in den beiden Einkaufsmärkten

    Dass die Mitarbeiterinnen in seinen Märkten ein eingeschworenes Team sind, sei nicht nur so dahingesagt, sondern in Mellrichstadt und auch in Bad Neustadt seit jeher so gewesen. "Viele Läden sind auf der Suche nach Fachpersonal. Das war für mich nie ein Thema. Es gab fast keine Fluktuation, ich konnte mich immer auf meine Angestellten verlassen", lobt Schlembach.    

    Und spricht dabei von den vergangenen 25 Jahren. Im Jahr 2000 hatte der Großwenkheimer die Kupsch-Märkte in Mellrichstadt und Bad Neustadt übernommen, die seit 2022 "nah & gut" heißen und unter dem Dach der Edeka-Nordbayern-Gruppe geführt werden.

    Über Berufserfahrung verfügt Martin Schlembach reichlich: Der 61-Jährige ist seit 47 Jahren Kaufmann. 1978 hatte er im Münnerstädter Kupsch-Markt seine Lehre begonnen. Viel hat sich seither verändert. Für den Einzelhandel, insbesondere Einkaufsläden in den Innenstädten, sind die Zeiten hart geworden.

    Samstags zu öffnen, hat sich nicht mehr rentiert

    "Früher war der Samstag unser umsatzstärkster Tag. In der letzten Zeit war es der schlechteste", sagt Schlembach. Das Einkaufsverhalten der Menschen habe sich komplett gewandelt. "Die Leute machen einen großen Wocheneinkauf und wollen entsprechend vor der Tür parken. Das ist in den Innenstädten halt oftmals schwierig", beschreibt er das Dilemma. Folglich hat er seinen Markt in Mellrichstadt bereits im Februar an den Samstagen geschlossen. "Es hat sich einfach nicht mehr rentiert."

    Seit Februar hat die "nah & gut"-Filiale in Mellrichstadt schon samstags geschlossen. Es war laut Chef Martin Schlembach der umsatzschwächste Tag der Woche. 
    Seit Februar hat die "nah & gut"-Filiale in Mellrichstadt schon samstags geschlossen. Es war laut Chef Martin Schlembach der umsatzschwächste Tag der Woche.  Foto: Simone Stock

    Dazu kommt, dass die Nebenkosten in den letzten Jahren immer mehr gestiegen sind. Satte 42.000 Euro mehr als in den Vorjahren musste Schlembach 2024 für Heizung und Strom zahlen. Und das, obwohl mit der Umfirmierung in "nah & gut"-Märkte auch neueste Kühltechnik in den Märkten Einzug gehalten habe.

    Bürgermeister sucht nach einer Nachfolgelösung

    Was mit seinem Inventar in Mellrichstadt passiert, weiß der Kaufmann noch nicht. Das hänge auch davon ab, ob es eine Nachfolgelösung geben wird, so Schlembach. An einer solchen arbeitet Bürgermeister Michael Kraus seit über zwei Monaten, seit er über die Schließung des Einkaufsgeschäfts informiert wurde. "Ich habe mit Vertretern von Edeka, Rewe, Tegut, Igros und Tante Enso Gespräche geführt", sagt Kraus auf Anfrage dieser Redaktion. Bislang gebe es kein Interesse eines Anbieters, den Markt in der Stadt zu betreiben.

    Er sei sich bewusst, wie wichtig ein Einkaufsmarkt in der Stadt ist, und werde sich dafür einsetzen, dass eine Lösung gefunden wird, beteuert der Stadtchef. Möglicherweise sei ein digitaler 24/7-Supermarkt ein Modell für die Zukunft.

    Die letzten Tage der Filiale in Mellrichstadt sind angebrochen

    In den kommenden zwei Wochen läuft der Betrieb der "nah & gut"-Filiale in Mellrichstadt noch wie gehabt. Am Freitag, 25. April, schließt Martin Schlembach um 16 Uhr die Türen zu. Danach werden die Warenbestände von Mellrichstadt zum Markt nach Bad Neustadt transportiert.

    Martin Schlembach verabschiedet sich aus Mellrichstadt ohne Gram, aber mit einer klaren Position: "Letztendlich entscheidet der Kunde, ob ein Markt bestehen kann oder nicht." Das gelte auch für seinen Nachfolger – wenn denn einer gefunden wird.

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