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Bastheim: Keine Wirte, keine Gäste: Historische Häuser stehen leer

Bastheim

Keine Wirte, keine Gäste: Historische Häuser stehen leer

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    Das Alte Brauhaus in Bastheim hat Ende 2020 die Pforten geschlossen.
    Das Alte Brauhaus in Bastheim hat Ende 2020 die Pforten geschlossen. Foto: Simone Stock

    Am dritten Advent gab es das letzte Mal "Essen to go" aus dem Alten Brauhaus in Bastheim. Die Gaststätte hat zum Ende des Jahres 2020 ihre Pforten geschlossen, ob sich in absehbarer Zeit ein neuer Pächter findet, ist in Zeiten der Pandemie fraglich. Im Frühjahr 2017 hatte Cornelia Müller-Zimmer ihren Traum vom Einstieg ins Gastronomiegeschäft verwirklicht und das urige Gasthaus mit Biergarten an der Els übernommen. Zweieinhalb Jahre später bleibt die Küche im Alten Brauhaus wieder kalt. 

    "Hallo liebe Gäste, Stammkunden und Freunde vom Alten Brauhaus. Manchmal werden Träume wahr, doch manchmal zerplatzen sie auch. Das Alte Brauhaus wird zum 31.12.2020 schließen. Es war bei weitem keine leichte Entscheidung für mich, trotzdem hab ich beschlossen, meinen Traum  'Altes Brauhaus' aufzugeben", hatte die Pächterin bereits im August auf der Social-Media-Plattform Facebook verkündet, ohne nähere Gründe zu nennen.

    Aus einem historischen Gebäude wurde eine urige Gaststätte

    Ihr Vorgänger musste ebenfalls die Segel streichen: Im August 2016 schloss Pächter Tadeus Cichon nach einem Jahr Betrieb die Türen im Alten Brauhaus wieder zu. Dabei ist das Brauhaus ein historisches Schmuckstück in der Gemeinde, auch wenn das aus grob behauenen Steinquadern errichtete eingeschossige Gebäude unmittelbar neben der alten Mühlbrücke von außen recht unscheinbar aussieht. Es wurde 1825 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Lange Jahre stand das Haus leer, bis 2005 der Bastheimer Stephan Meier und sein Freund Norbert Beckmann beim damaligen Bürgermeister Manfred Dietz anklopften und Interesse am Erwerb des Gebäudes zeigten. Die beiden Investoren sanierten das alte Gemäuer Zug um Zug und verwandelten es in den folgenden zehn Jahren eine urige Gaststätte, in die Gäste aus dem ganzen Landkreis strömten.

    Steht unter Denkmalschutz: das Alte Brauhaus in Bastheim.
    Steht unter Denkmalschutz: das Alte Brauhaus in Bastheim. Foto: Simone Stock

    Ein Jahr später war Schluss, und wiederum knapp ein Jahr später gingen die Türen mit Pächterin Cornelia Müller-Zimmer wieder auf. Nun steht das zuvor einzige Gasthaus in Bastheim erneut leer – wie lange, ist ungewiss. Bürgermeister Tobias Seufert bedauert die Schließung, die vermutlich der Corona-Pandemie geschuldet ist. "Das alte Brauhaus war ein Treffpunkt für Einheimische und eine tolle Einkehrmöglichkeit für Radfahrer, direkt am Elstal-Radweg gelegen", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Das Ambiente hat gepasst, aber die Gastronomie hat es in diesen Zeiten enorm schwer", so der Gemeindechef. Er habe gehofft, die Pächterin noch umstimmen zu können, und die Unterstützung der Gemeinde angeboten, jedoch vergeblich. Tobias Seufert hegt die Hoffnung, dass möglichst schnell ein Nachfolger für den Betrieb der Gaststätte gefunden wird, weiß aber natürlich, dass das schwierig werden wird. "Im Moment ist das wohl Wunschdenken", sagt der Gemeindechef mit Blick auf die Pandemie.   

    Tolles Ambiente, aber unsichere Zeiten

    Ähnlich ergeht es seinem Amtskollegen Martin Link in Stockheim. Er hat mit der Centstube ein historisch wertvolles Haus, aufwändig saniert und mit einzigartigem Flair, in seiner Gemeinde, doch die Gaststätte ist seit über einem Jahr unbewirtschaftet. Mit großflächigen Plakaten im Ort sucht die Gemeinde einen Pächter, doch die Unsicherheit in diesen Zeiten ist groß. Bei den Kunsthandwerkermärkten, die Wolfgang Klösel in und um das Centhaus veranstaltet, sind viele Menschen begeistert von dem historischen Ambiente, doch zugreifen möchte niemand. "Wir hören das immer wieder: tolles Haus, fantastischer Innenhof, einzigartiges Flair. Aber den Sprung in die Selbstständigkeit wagt im Moment niemand", sagt Martin Link.

    Der Innenhof des alten Centhauses in Stockheim wird gerne genutzt, etwa für die Kunsthandwerkermärkte und für Feierlichkeiten wie das Pfarrfest (Archivbild).
    Der Innenhof des alten Centhauses in Stockheim wird gerne genutzt, etwa für die Kunsthandwerkermärkte und für Feierlichkeiten wie das Pfarrfest (Archivbild). Foto: Eva Wienröder

    Zuletzt hatte Sybille Hofmann die Gaststätte gepachtet, im Mai 2017 war Eröffnung. Sie war zuvor Servicekraft bei Mike Kutzner, der die Centstube ab 2010 geführt hatte. Kutzner blieb dem Gastbetrieb als Koch erhalten. Zwei Jahre später gab Sybille Hofmann auf. Und seitdem stehen die Gaststube, der Gewölbekeller und der Biergarten mitsamt angrenzenden Scheunen leer.   

    Centhaus hat eine bewegte Geschichte

    Das historische Centhaus in Stockheim hat eine bewegte Geschichte. Das stattliche, dreigeschossige Gebäude mit dem dazugehörigen Gesindehaus, den Scheunen und seiner prächtigen Ummauerung, einst auch Ort der Verwaltung und der Dorfgerichtsbarkeit, war viele Jahre dem Verfall preisgegeben, wie Bürgermeister Martin Link erzählt. Das Haus hatte im 20. Jahrhundert über einen langen Zeitraum leer gestanden und die Gebäudeschäden, insbesondere auch als Folge des maroden Dachs, waren immens. Abreißen oder Sanieren – das wurde damals heiß diskutiert, erinnert sich Link. Heute sind die Stockheimer stolz auf das ortsbildprägende Gebäude, das aufwändig saniert und 1987 seiner Bestimmung übergeben wurde. Bis heute nutzt die Gemeinde das Haus, das eben auch die Centstube beherbergt. 

    Ein Schmuckstück: das aufwendig sanierte Centhaus in Stockheim.
    Ein Schmuckstück: das aufwendig sanierte Centhaus in Stockheim. Foto: Eva Wienröder

    Link lobt in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit dem Landkreis und den Behörden. „Alleine hätte die Gemeinde diese Großsanierung für damals 2,4 Millionen Mark nicht bewerkstelligen können.“ Natürlich ist auch dem Landkreis als Miteigentümer des Gebäudes daran gelegen, dass baldmöglichst wieder Leben in die Centstube einkehrt. In den vergangenen Jahren wurde das historische Ensemble gern für Konzerte und weitere Kulturveranstaltungen genutzt.  Bei der Stockheimer Kultur- und Oldtimertagen bot das alte Amtshaus stets eine einzigartige Kulisse, Bewirtung inklusive. 

    Davon kann Martin Link derzeit nur träumen. Er hofft darauf, dass ein Unternehmer mit Schwung wieder Leben in die Gaststätte bringt. Gleiches gilt für das Gasthaus "Zum Löwen" in der Hauptstraße. Erst jüngst hat die Gemeinde den Pachtvertrag mit der Brauerei Streck verlängert. Maßgeblich geht es dabei um den Gemeindesaal, doch auch für das Wirtshaus wird ein neuer Pächter gesucht. Dennoch sind die Stockheimer in puncto Gaststätten noch gut aufgestellt: Die Dorfschänke ist ein etabliertes Speiselokal, und "Essen to go" erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Hier gilt es, die heimische Gastronomie zu unterstützen, um sie am Leben zu erhalten. Auch für die Zeit nach der Pandemie.

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