Wenn das Laub von den Bäumen rieselt, haben die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs alle Hände voll zu tun. In diesem Jahr kommt noch eine spezielle Aufgabe für die Gartenbau-Truppe hinzu: In Mellrichstadt wurde ein Klimaschutzprojekt für junge Bäume gestartet. Und das fällt Autofahrern und Passanten direkt ins Auge.
Viele fragen sich: Warum sind die Stämme der jungen Kugeleschen in der Thüringer Siedlung seit Kurzem weiß angemalt? "Nicht, weil wir Langeweile haben", sagt Rainer Graumann, Vorarbeiter der Gärtner und stellvertretender Bauhofleiter in Mellrichstadt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Anstrich hat eine wichtige Funktion: Er schützt die Bäume vor der Sonne, kühlt also, wenn es heiß wird. Und dient damit dem Erhalt einheimischer Baumarten.
Einheimische Baumarten kämpfen mit den Folgen des Klimawandels
"Die Sommer werden trockener und heißer, das macht den hiesigen Baumarten wie Birken, Buchen, Eichen und Ahornbäumen schwer zu schaffen", so Graumann. Die altbekannten Baumarten kämpfen mit den Folgen des Klimawandels. "Wir mussten letztes Jahr 13 Bäume an unseren Straßen fällen, weil sie abgestorben sind. Die erhöhten Temperaturen stressen unsere Bäume sehr."
Wie Bäume mit der globalen Erwärmung besser zurechtkommen können, testet die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. Ein Faktor, der dazu beitragen kann, ist natürlich das Gießen der Bäume. Ein weiterer ist der Anstrich mit Schutzfarbe, der nun auf die Baumstämme im Stadtgebiet von Mellrichstadt aufgetragen wird.

"Der Anstrich dient dazu, die Temperatur im Baum zu senken", sagt der stellvertretende Bauhof-Chef. Er rechnet vor: Bei einer Außentemperatur von 35 Grad erhöht sich die Hitzebelastung auf die Bäume noch weiter durch die Strahlung von der Straße und den umliegenden Gebäuden – gegebenenfalls auf bis zu 50 Grad. Der Schutzanstrich könne die Hitzebelastung im Baum um knapp zehn Grad senken.
Farbschutz hilft auch im Winter, um Frostrisse zu vermeiden
Aber auch im Winter bietet der weiße Anstrich den Bäumen Schutz: Harter Frost im Wechsel mit kräftiger Wintersonne kann bei flachen Rinden zu Frostrissen führen, was die Bäume anfälliger für Krankheiten und Schädlinge macht. "Mit der Maßnahme versuchen wir, unseren Bäumen zu helfen, den Klimawandel zu überleben", sagt Rainer Graumann.
Zuerst wird der Baum mit einem Vlies sauber gerubbelt. Anschließend streichen die Bauhof-Mitarbeiter zweimal die Stämme der jungen Bäume im Stadtgebiet bis zum Kronenansatz – einmal mit dem gelben Voranstrich, gefolgt vom weißen Langzeitschutz. Rund 100 Euro werden für etwa 20 Bäume fällig. Das Vorhaben ist also nicht nur zeitintensiv, sondern auch nicht ganz billig.
Farbanstrich ersetzt Bambusmatten als Baumschutz
Doch die Investition lohne sich, versichert Rainer Graumann. Denn bislang hatten die städtischen Gartenbauer auf Bambusmatten als Baumschutz gesetzt. "Bei den Matten müssen wir alle zwei Jahre kontrollieren, dass beim Baumwuchs durch die Befestigung keine Schäden entstehen und dann gegebenenfalls reagieren." Der Anstrich mache diese Kontrollen hinfällig.
Bis das Klimaschutzprojekt in der ganzen Stadt umgesetzt ist, wird es noch eine Weile dauern. Zumal die Temperatur beim Schutzanstrich nicht unter 10 Grad Celsius fallen darf. Derzeit sind die Bauhof-Mitarbeiter in der Loh beschäftigt, bis die Winterpause ansteht. Für die kommenden Jahre ist Rainer Graumann guter Dinge für den Baumbestand in der Stadt. "Wir helfen den Bäumen dabei, mit den veränderten Klimabedingungen zurechtzukommen", sagt er. Auf dass es in Mellrichstadt weiterhin grünt und blüht.