Seit mehr als vier Jahrhunderten ist das Orgelbauhandwerk in Ostheim vor der Rhön fest verwurzelt. Im Orgelbaumuseum „Schloss Hanstein“ lassen sich Besucher gerne von den wunderbaren Klängen verzaubern. Verteilt auf mehrere Etagen „erzählen“ die Instrumente verschiedener Zeitepochen ihre Geschichte, anschaulich präsentiert bei kurzweiligen Führungen für Groß und Klein. Nach längerer Zwangspause nahm nun Museumsleiterin Sabine Göbel am Deutschen Orgeltag zahlreiche Gäste mit auf eine klingende Zeitreise.
Mal ehrlich: Wer möchte nicht am liebsten das Rad der Zeit zurückdrehen? Im Schloss Hanstein war dies kein Problem. Bei drei Führungen lauschten interessierte Besucher am Sonntag gespannt den Ausführungen Sabine Göbels. Erst im März hatte sie die kommissarische Leitung des Hauses vom langjährigen Museumsleiter Jörg Schindler-Schwabedissen übernommen. Trotzdem ist Göbel keine Unbekannte, war die Dermbacherin doch drei Jahre lang „der gute Geist“ im Eingangsbereich und an der Kasse.
Freiwillige bedienten die Blasebälge
Der Startschuss des Orgelbauhandwerks fiel 300 vor Christus. Damals entwickelte ein Ingenieur namens Ktesibios in Alexandria die erste Wasserorgel. Göbels fachmännische Erklärung der Funktionsweise von Orgelpfeifen hatte durchaus eine heitere Note, durften doch zu Demonstrationszwecken gleich zwei Freiwillige die Blasebälge bedienen, denn ohne Luft kein Ton. Während der Renaissance schuf Nikolaus Manderscheid seine optisch ansprechende Kastenorgel. 1646 erbaut, steht sie heute im Trauzimmer des Schlosses. Orgelbaumeister Christoph Schindler hatte diese quasi „kopiert“ und somit ein baugleiches Pendant geschaffen.
Innerhalb von 60 Minuten wandelten die Besucher beschwingt durch verschiedene Jahrhunderte und Epochen, durften hier und da selbst Hand anlegen. Sabine Göbels Leidenschaft für das einzigartige Instrument wirkte ansteckend. Von der Panflöte über den Blasebalg bis hin zur modernen, motorbetriebenen Orgel sei die Geschichte der Königin der Instrumente (diese Bezeichnung stammt angeblich von Mozart) durchaus respekteinflößend, meinte ein Besucher beeindruckt.
Da das Beste ja bekanntlich zum Schluss kommt, nahm Klaus-Henri Göbel strahlend am Spieltisch einer Romantischen Orgel Platz. Nach dem „Präludium in F“ aus der Feder Johann Sebastian Bachs wechselte der junge Musiker zur Hausorgel (Baujahr 1940). Beim modernen Stück „Dance with me“ bewegten sich nicht nur die Füße des Organisten flink auf den Pedalen hin und her, auch das Publikum wippte rhythmisch im Takt. „Das hat gut getan, wir konnten Corona endlich einmal vergessen und gehen mit guter Laune raus“, brachte es eine begeisterte Zuhörerin auf den Punkt.