Die EU-Kommission hatte schon länger vorgeschlagen, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen. Nun hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke ihren Widerstand aufgegeben: Die Bundesregierung spricht sich in Brüssel für einen schnelleren Abschuss von Wölfen aus.
"Die Bestandszahlen des Wolfes haben sich in den letzten Jahren so entwickelt, dass diese Entscheidung aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar und aus Sicht der Weidetierhalter notwendig ist", teilte die Grünen-Politikerin in Berlin mit.

Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann hatte Lemke bereits im Juli in die Rhön eingeladen, die Bundesumweltministerin sollte sich vor Ort ein Bild von der Wolfproblematik machen – in der Hoffnung, dass sie ihre bisherige Wolfspolitik ändert.
Gerade die in der Rhön noch anzutreffenden kleinen Betriebe, die die Landschaftspflege durchführen, seien von Wolfsübergriffen besonders betroffen. Diese Situation führe bei Weidetierhaltern zu erheblichem Verdruss bis hin zur Verzweiflung, so Habermann damals. Gekommen war Lemke nicht.
Rhön-Grabfelds Landrat Habermann rechnet schon für 2025 mit der Umsetzung
"Dass Frau Lemke nun einer Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention zustimmt, nehme ich sehr positiv auf", sagte Habermann am Mittwoch. Dies sei der erste wichtige Schritt, weitere Gesetze müssten jetzt angepasst werden. "Ich bin aber guten Mutes, dass dies passiert. Denn alles andere wäre inkonsequent."

In der Rhön werde man dadurch "viel flexibler bei der Wolfsentnahme", erklärt der Landrat. "Man könnte leichter verantwortungsbewusst und kontrolliert eine Bestandsregulierung vornehmen und auch Schadwölfe leichter entnehmen." Habermann geht davon aus, dass der Abschuss von Wölfen 2025 "rechtlich sauber" möglich sein wird. "Dann wären wir in einer guten Situation und könnten mit dem Wolf auch vernünftig umgehen."
Weisgerber fordert schnelles Handeln
Die Herabsetzung des Schutzstatus sei auch laut der Schweinfurter Bundestagsabgeordneten und umweltpolitischen Sprecherin der Unions-Fraktion Anja Weisgerber (CSU) nur ein erster Schritt: "Ich erwarte von Steffi Lemke, dass sie nach der Änderung des internationalen Rechts auch in Europa und im Bund schnell die Weichen dafür stellt, damit bei uns in Deutschland der Wolf bejagt und der Bestand kontrolliert kleingehalten werden kann."

Eine Reduzierung des Schutzstatus könne dem Gesetzgeber mehr Spielraum und Flexibilität im Umgang mit problematischen Wölfen geben, sie sei aber kein Freifahrtschein für ungeregelte Abschüsse, äußerte sich Lemke: "Der Wolf ist und bleibt eine geschützte Art, sein guter Erhaltungszustand das Ziel."
Mit Material von dpa