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Ginolfs: Laika, Jele und Igor schützen Rhönschafe vor dem Wolf

Ginolfs

Laika, Jele und Igor schützen Rhönschafe vor dem Wolf

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    Rhönschäfer Josef Kolb will seine Herde künftig mit drei Herdenschutzhunden vor Wolfsangriffen schützen.
    Rhönschäfer Josef Kolb will seine Herde künftig mit drei Herdenschutzhunden vor Wolfsangriffen schützen. Foto: Thomas Pfeuffer

    Sie wollen gestreichelt werden und drängen sich eng an Josef Kolb. Trotz ihrer Größe wirken Laika, Jele und Igor nicht beängstigend, eher freundlich und verschmust. Während ihr Herrchen sie tätschelt, erklärt er, dass sich das aber von einer Sekunde auf die andere völlig ändern kann. Nämlich, wenn sie ihren "Job" machen. Dann werden sie brandgefährlich. Laika, Jele und Igor sind Herdenschutzhunde. Ihr "Job" ist es, die Rhönschafherde von Josef Kolb in Ginolfs (Lkr. Rhön-Grabfeld) zu beschützen. Bisher waren solche Hunde in der Rhön nicht nötig. Das hat sich jetzt geändert, der Grund dafür ist der Wolf. 

    Drei Hunde-Geschwister 

    Seit der sich wieder in der Rhön niedergelassen hat, schlafen die Schäfer unruhig, weiß Josef Kolb aus eigener Erfahrung. Jeden Morgen führt der erste Gang zur Herde. Bislang endete er jeweils mit Erleichterung. Der in Rhön-Grabfeld heimische Wolf hat noch keine Weidetiere angegangen. Für den Schäfer aus Ginolfs ist die Anwesenheit des Raubtieres aber eine Tatsache, auf die er reagieren muss. Abschießen hält er für nicht effektiv, weil dann schnell der nächste Wolf nachrücken würde. "Aber nichts tun und nur motzen, das ist auch nichts für mich", stellt er fest. Obwohl es noch keine verbindlichen Förderregeln für seine Investitionen gibt, wurde er jetzt aktiv. So erwartet er dieser Tage Wolfschutzzäune, die das Landesamt für Umwelt verleiht. Und er hat die drei Wolfschutzhunde angeschafft.

    Suchbild: Wo sind Hunde, wo sind Schafe? Neugierig aufeinander sind die Rhönschafe und ihre Schutzhunde.
    Suchbild: Wo sind Hunde, wo sind Schafe? Neugierig aufeinander sind die Rhönschafe und ihre Schutzhunde. Foto: Thomas Pfeuffer

    Während ihr Besitzer erzählt, dass er die Kaukasischen Owtscharka-Hunde bei einem thüringischen Züchter erworben hat, sind die drei Geschwister in der Herde mit 400 Schafen und 35 Ziegen am Denzberg oberhalb des Basaltsees unterwegs. Sie lassen sich von den schwarzköpfigen Rhönschafen stupsen. Und stupsen zurück. Sie legen sich auf den Rücken, lassen sich den Bauch beschnuppern oder sitzen einfach zwischen den grasenden Tieren. Mit ihrem schwarzen Kopf und dem dichten hellen Fell fallen sie unter den Schafen kaum auf. Ganz offensichtlich stört auch diese die Anwesenheit der Hunde nicht, oder besser, nicht mehr. Schafe und Hunde haben sich aneinander gewöhnt.

    Ein erwachsener Herdenschutzhund kostet 3000 bis 4000 Euro. Als Welpen, wie Josef Kolb seine inzwischen sieben Monate alten Hunde im März gekauft hat, sind sie etwas günstiger. Dafür hat er seither enorm viel zu tun. "Zwei Jahre Arbeit, dann hast du zehn Jahre Ruhe", habe ihm der Verkäufer gesagt. Nun muss er Hunde und Schafe aneinander gewöhnen. So müssen einerseits die Schafe lernen, dass die Schutzhunde keine Hütehunde sind. Denn mit letzteren machen sie schlechte Erfahrungen. Schließlich gehen die beim Umkoppeln naturgemäß nicht immer sanft mit ihnen um. Damit ihnen das Lernen leichter fällt, sind die Hütehunde des Rhönschäfers inzwischen alle schwarz.

    Viel zu lernen

    Andererseits müssen die Hunde an die Schafe gewöhnt werden. Und das ist sehr diffizil. Mehrere Stunden täglich hat Josef Kolb in den vergangenen Monaten dazu mit Hunden und Schafen im Stall verbracht. Dass die Hunde die Schafe beschützen, hat inzwischen der Schafscherer erlebt. Igor, der Rüde ist ihm bei seiner Arbeit nicht von der Seite gewichen. Knurrend und mit Augen, die den Mann nachdrücklich beeindruckt haben. Jetzt auf der Weide müssen die Schutzhunde lernen, die Herde nicht zu treiben, wie es die Hütehunde tun. Damit sie sich das nicht abschauen, sind sie auch nicht dabei, wenn mit Hütehunden gearbeitet wird. Die Schutzhunde ihrerseits müssen zudem lernen, richtig zu reagieren, wenn ein Schaf lammt, ein Wanderer oder  ein Radfahrer der Herde nahe kommt, nennt Kolb einige weitere Beispiele.

    Dabei hat er immer Jele im Blick. Jeder Hund habe einen eigenen Charakter. Und Jele ist noch immer für irgendeinen Unfug gut. Der Schäfer erkennt, wann es soweit ist. Noch bevor die Hündin die Herde über die Weide jagen kann, ruft er sie zurück. Und sie hört. 

    Keine Berühungsängste haben diese beiden.
    Keine Berühungsängste haben diese beiden. Foto: Thomas Pfeuffer

    Die entscheidende Aufgabe ist es natürlich, den Wolf von der Herde wegzuhalten. Taucht das Raubtier vor dem Zaun auf, werden die Hunde sich ihm entgegenstellen und signalisieren "wir sind groß, stark und auch gefährlich", so Kolb. Dieses optische Signal, so hofft der Schäfer, reicht aus, den Wolf zu vertreiben. Was passiert, wenn der Wolf den Zaun überwindet, ist dagegen für ihn nicht absehbar. Dann werde das Hunderudel wohl entsprechend einer "internen Strategie" angreifen.

    Konsequenter Herdenschutz

    Entscheidend für ihn ist, dass die Rhöner Tierhalter nun zusammenstehen, damit der Wolf erst gar nicht lernt, dass Weidetiere leichte Beute sind. Das erfordere einen konsequenten Herdenschutz: "Es geht nicht, dass die einen das sauber machen, die anderen schludern". Sobald sich einer nicht um einen wirkungsvollen Schutz kümmere und der Wolf lerne, dass er Weidezäune überwinden kann, hätten alle verloren. Dann würde die Beweidung als wichtiger Faktor der Landschaftspflege infrage gestellt. Zu spät habe auch die Politik in Bayern reagiert, kritisiert Kolb. Es sei frustrierend, dass es immer noch Unklarheiten über die Förderungen für Schutzmaßnahmen oder über die Höhe von Schadensersatz gebe.

    Dabei will der Rhönschäfer über das Thema Schadensersatz gar nicht reden. Entscheidend ist für ihn, dass es zu keinen Rissen in seiner Herde kommt. Das sei nicht nur ein finanzielles Problem, sondern auch ein höchst emotionales. Ein Tierhalter habe eine ganz enge Bindung zu seiner Herde.

    Wann Josef Kolb etwas besser schlafen kann, weil Laika, Jele und Igor seine Rhönschafherde beschützen, ist noch nicht klar. Es wird aber wohl noch einige Zeit dauern. "Erst wenn ich das absolute Vertrauen habe, werde ich sie über Nacht in der Herde lassen."

    Informationen zum Herdenschutz Um über die Situation beim Thema Wolf und den Herdenschutz zu informieren, veranstaltet der Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld für Weidetierhalter, Naturschützer und Jäger am 24. Mai einen Rhöner Weidetag zum Thema "Weidemanagement und Herdenschutz für Rinder, Schafe und Ziegen" in Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld). Ab 9 Uhr sind in der Elstalhalle Fachvorträge über Theorie und Praxis des Herdenschutzes zu hören. Am Nachmittag findet eine Exkursion zu Rhöner Weiden statt. Anmeldungen unter  landschaftspflegeverband@rhoen-grabfeld.de

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