Initiatoren sind Künstler aus dem Rhön-Grabfeld-Kreis und aus Südthüringen. Das offizielle Eröffnungsfest steigt am Samstag, 13. November, im Kunsthaus, das links neben der einstigen Fronveste an der Oberen Mauer 3 nicht zu verfehlen ist.
Die enormen Vorleistungen, die erbracht wurden, aufwändiger Arbeitseinsatz und immenses Engagement, lassen den Schluss zu, dass es sich hier nicht um einen flüchtigen und dünnhäutigen Versuchsballon handelt, sondern um eine auf Dauer angelegte Kunststation.
Makabre Spuren beseitigt
Waldemar F. Rösch aus Mellrichstadt, einer der drei Hauptmacher und ein in Kunstsachen erfahrener Mann, ist jedenfalls überzeugt, dass sich die Sache nicht nur finanziell, sondern vor allem ideell und künstlerisch halten und tragen wird. Dieser Überzeugung sind auch die beiden anderen Verantwortlichen, Marina von Ketteler (Meiningen) und Stephan Winkler aus Mellrichstadt.
Wer den einstigen Männerknast in Meinigen kennt, - es muss ja nicht aus leidvoller Erfahrung sein - wird ihn heute kaum, zumindest das Innere, wieder erkennen. Die blutigen Spuren des "Bestiariums" - eine "N.E.K.S.T"-Performance aus dem Jahre 2002 - sind beseitigt; ebenso die fragwürdigen Überbleibsel, die die "Jungen Hunde" nach ihrem jüngsten Theaterprojekt hinterließen. Der sächliche und ideologische Restmüll des Grossiers aus DDR-Zeiten ist ordnungsgemäß separiert und zum Abtransport verpackt.
Das Dunkle und Düstere des Treppenhauses ist einem freundlichen und farbigen Hell gewichen, schadhafte Fußböden sind ausgebessert, altes, aber durchaus einladendes Mobiliar gibt den einstigen kalt und unpersönlich wirkenden Räumlichkeiten anheimelnde Wärme und offene Gastlichkeit.
Kunst als Ware
Dies alles wurde nicht etwa in Auftrag gegeben an teure Handwerker, sondern in Eigenregie geplant und per Maloche realisiert. Aus der Not - insbesondere der Finanzen - wurde die berühmte Tugend gemacht. Kreativität und schöpferische Fantasie schufen eine interessante Kunststation. Dennoch: Ein Nobel-Etablissement, ein Glamour-Salon oder Edel-Galerie ist es nicht geworden und sollte es auch nicht werden.
"Das Kunsthaus ist vor allem ein Kunstmarkt," so Waldemar F. Rösch. In der oberen Etage haben sich drei Künstler - Claudia Kathrin Ley, Stephan Winkler und W.F. Rösch - je ein Atelier eingerichtet, in dem sie arbeiten, sich über die Schulter schauen lassen und manches Werk zum Kauf feilbieten.
Den Besucher erwartet Dreierlei: dabeizusein beim entstehenden Werk, den Künstler in Aktion zu erleben und die Aussicht, das Entstandene zu erwerben. In welchem Salon, in welcher Galerie wird so ein ganzheitliches Kunst-Erleben geboten?
Kunst-Treff geplant
Die 15 "Einsitz-Zellen" in der unteren Etage sind als Räume erhalten geblieben und von 15 Künstlern aus Nord-Unterfranken und Süd-Thüringen für ihre Zwecke - Herstellen eines Kunstwerkes, Ausstellen und Verkauf - gepachtet worden. Das Angebot geht quer durch die Künste und Kunsthandwerk: Foto, Malerei, Grafik, Installation, etc.
Marina von Ketteler sieht den Schwerpunkt des Konzepts in der Begegnung. Sie hätte gern, dass sich eine feste Kunstszene herausbildet, eine Art Kunst-Treff mit Regelmäßigkeit und hoher Qualität. Konkret: An jedem ersten Donnerstag im Monat soll im Kunsthaus etwas Besonderes stattfinden: Kammerkonzert, philosophisches Gespräch, Bildbeschreibungen, Bildbetrachtungen, Bilddeutungen, Lesungen, und weiteres.


Der Grundgedanke dabei: Das Kunsthaus soll ein Podium für die Künstler sein, für Einheimische und Auswärtige, für Etablierte und noch Dilettierende, ein Podium, an dem man sich gegenseitig austauschen kann. Letztlich geht es den Verantwortlichen darum, nicht im eigenen (künstlerischen) Saft zu schmoren, sondern intensiven Kultur- und Kunstaustausch zu ermöglichen und planvoll anzustreben.