Fulminant gestartet und genauso fulminant coronabedingt ausgebremst. So könnte man die ersten fünf Jahre nach dem Neubau der Bad Neustädter Stadthalle beschreiben. Künstler aus den unterschiedlichsten Genres gaben sich seit der offiziellen Eröffnung der Halle am 17. März 2017 die Klinke in die Hand.

Mit rund 120 Veranstaltungen hatte man vorab stadtintern geplant, man liebäugelte mit 150, bis zu 250 waren es in Spitzenzeiten, wenn man Trauungen und Kleinseminare mitzählt. "Die Stadthalle als Veranstaltungszentrum zwischen Erfurt und Würzburg hat sich etabliert", meint nicht nur Bürgermeister Michael Werner.
Stadthalle muss eine Halle für die Bevölkerung bleiben
Das Veranstaltungs- und Betriebskonzept der Stadthalle, welches von der damaligen Verwaltung rund um den früheren geschäftsleitenden Beamten Michael Weiß erstellt wurde, ging auf. Damals wie heute legte man Wert auf "attraktive Preise", was die Mietkosten der Halle betraf. "Wenn wir die Halle Stadthalle nennen, dann muss es eine Halle für die Stadt sein", erinnert sich Weiß an das Ergebnis der damaligen Diskussion. Örtliche Vereine oder Privatpersonen müssten in der Lage sein, die Halle für ihre Veranstaltungen nutzen zu können. Auch wenn eine einzelne, größere Veranstaltung vielleicht mehr Geld in die Kasse gespült hätte.
Ein weiterer Schwerpunkt im Konzept war der vorgeschriebene Mix aus Kulturveranstaltungen und Tagungsgeschäft, wenn es um die Hallenbelegung innerhalb eines Jahres geht. So fanden in der Vergangenheit größere Tagungen von politischen Parteien oder Organisationen im großen Saal statt, für den Herbst wollen die Wirtschaftsjunioren Bayern hier ihre Delegiertenkonferenz abhalten.
Der bestehende Veranstaltungsmix soll bleiben
Rückt man angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie mit möglicherweise noch länger bestehenden Unsicherheiten im Veranstaltungsgeschäft nun von diesem Mix ab? Sowohl vom Bürgermeister als auch von Michael Schönmeier kommt hier ein klares "Nein". Auch wenn der Stadthallenmanager seine Sorgen nicht verhehlt, wie schnell die Kultur nach der harten Corona-Bremsung wieder durchstarten wird.
"Ich hoffe, dass wir wieder die Normalität haben wie vor Corona. Ich befürchte aber, dass wir Abstriche hinnehmen müssen", so Schönmeier. Die Künstler würden kommen, es sei aber schwer, Bühnenarbeiter oder Tontechniker zu bekommen.
Kommt Mark Forster endlich im Jahr 2022?
Er spricht in diesem Zusammenhang die Highlight-Veranstaltung in diesem Jahr an – das bereits mehrfach verschobene Konzert von Popstar Mark Forster auf dem Zentralen Omnibus Bahnhof ZOB. "Wir planen, dass es stattfindet", sagt der Stadthallenmanager. Die Agentur geht davon aus, dass der mittlerweile vierte Termin am 26. Juni gehalten werden kann, und auch die Stadt hat bereits mit der Organisation begonnen.

Genau von solchen Open-Air-Veranstaltungen verspricht sich Michael Schönmeier eine wichtige Signalwirkung für den Herbst. "Ich hoffe, dass der Sommer dazu beiträgt, Normalität zurückzugewinnen. Dass die Menschen keine Angst mehr haben, in eine Halle zu gehen." Er appelliert an die Menschen, wieder Tickets zu kaufen.
Weiß: Durstig nach kulturellem Leben
"Die Menschen vermissen das kulturelle Leben und sind durstig danach", hat Michael Weiß erst unlängst im Rahmen der kleinen Hörbar-Konzerte festgestellt, die trotz Corona-Einschränkungen stattfinden konnten. Man müsse trotz des wirtschaftlichen Faktors versuchen, Veranstaltungen durchzuführen. "Das macht das Leben in einer Stadt aus", ist Weiß überzeugt.
Bürgermeister Michael Werner ist zuversichtlich, dass das Leben in der Stadthalle schon zeitnah wieder ordentlich Schwung aufnehmen wird und so auch das hauseigene Catering-Team mit neuem Konzept loslegen kann.
Die Zeit wird zeigen, ob sich die Stadt dann womöglich wieder um ein Thema kümmern muss, dass wegen Corona keines mehr war – die verhältnismäßig geringe Hotelkapazität im Stadtgebiet.
Die Statue neben der StadthalleNeben der alten Turmspitze, die am Rudolf-Diesel-Ring eine neue Heimat gefunden hat, hat auch ein zweites "Bauwerk" den Abriss der alten Stadthalle überlebt - und zwar die Skulptur, die den griechischen Dichter Homer zeigt. Die bronzene und knapp zwei Meter hohe Skulptur des Architekten Wilhelm aus dem Jahr 1979 zierte einst den Platz vor der alten Stadthalle. Nach dem vollendeten Neubau steht Homer mittlerweile neben der Stadthalle, mit Blick auf die Straße "An der Stadthalle".Quelle: chü/krit