Zurückblickend auf viele turbulente Jahre, muss Wilfried Pieper selbst eingestehen, dass wohl kaum jemand so vielen interessanten Menschen begegnet ist und so viele unterschiedliche Aufgaben bewältigt hat wie er.
In Hamm in Westfalen wurde Pieper 1934 geboren und wuchs dort mit zwei Geschwistern auf. Dem Rat seines Vaters gehorchend, der als Dreher tätig war, erlernte er zunächst den Beruf des Schreiners und arbeitete einige Zeit in einem Holz-Fachbetrieb. Mehr Geld als dort verdiente er im Bergbau, wo er 1953 bis 1955 „Kohle machte“.
Mit Imbissbuden angefangen
Eigentlich wollte er immer Förster werden, so konnte er es unter der Erde nicht lange aushalten. Durch Zufall ergab sich die Gelegenheit, in Berg Kamen eine Gaststätte zu übernehmen und Pieper griff zu. In kurzer Zeit kamen zehn Imbissstände und die Bewirtung in zwei Freibädern dazu.
Weitergebildet hat sich Pieper zum Küchenmeister. „Da habe ich mit 38 Jahren noch mal etwas ganz Neues gelernt“, so der zukünftige Ruheständler. Einige Jahre führte er das Wildspezialitätenrestaurant „Zum Hochsitz“.
Im Jahr 1966 machte er zum ersten Mal eine Messe als Festwirt mit und lernte 1967 seinen späteren Partner Konrad Ruchlinski kennen, mit dem er viele Jahre lang sehr erfolgreich zusammen arbeitete. Ab 1980 war Piper Ausstellungsleiter. „Angefangen haben wir mit 30 Ausstellern und 50 Pfennig Eintritt“, erinnert sich der Geschäftsmann.
Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Die Planung von Großveranstaltungen wie Rheinlandschau, Niederlandschau, Schützenfesten, Betriebfeiern der Großbetriebe waren bald die Spezialität der Organisatoren. „Manchmal mussten wir 4500 Leute innerhalb einer Stunde verköstigen, das war eine große Herausforderung“, erinnert sich Pieper.
Tag und Nacht gearbeitet
Nicht nur die Veranstaltungsabläufe mussten genau geplant werden, auch die Abendprogramme hatten es in sich. Tagsüber war er auf der Messe präsent, abends lief das Abendprogramm bis ein Uhr. An Schlaf war kaum zu denken. Piepers Autogrammbuch füllte sich mehr und mehr mit vielen bekannten Namen der auftretenden Künstler, deren Fotos sie als ganz junge Stars zeigen. Roberto Blanco, Heinz Schenk, Heino, Billy Mo, Iren Sheer, Lena Valaitis, die Jakob-Sisters, Cindy und Bert, The Lords, Boxer Peter Müller und viele mehr haben sich mit einem kurzen Gruß an Pieper in dem Buch verewigt. Auch interessante Politiker wie Hans Georg Kiesinger, Johannes Rau, Annemarie Renger, Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher, Norbert Blüm, Richard von Weizsäcker, Rainer Barzel, Manfred Wörner, Hans-Jürgen Wischnewski und andere lernte Pieper bei den Eröffnungen seiner Messen und Ausstellungen kennen. Viele haben sich mit ihm fotografieren lassen und sind als Erinnerungen in Fotoalben festgehalten.
1986 hatte Wilfried Pieper die eigene Veranstaltungsfirma „Arcos - Gesellschaft für Messe und Marketing mbH“ gegründet, mit der er nach der Wende auch in Thüringen aktiv wurde. Auch die erste Ausstellung „drüben“ war ein besonderes Ereignis innerhalb seines Berufslebens. An der 1. Mitteldeutschen Verbraucherausstellung in Halle an der Saale nahmen 400 Aussteller teil.
Zwischendurch hatte Pieper seinen Jagdschein gemacht und lernte bei einem Tontaubenschießen in Bad Königshofen den Jagdkollegen Felix Haag kennen. 1973 pachtete er die erste Jagd im Sulzdorfer Revier und baute sich in der Gemeinde vor zehn Jahren ein Haus, wo er heute noch mit seiner Frau Anne, mit der er seit 1971 verheiratet ist, und der Tochter mit Familie lebt. Eigentlich wollte Pieper schon vor einigen Jahren aus dem Geschäft aussteigen, aber er fand keinen geeigneten Nachfolger und so schob er den Ruhestand immer weiter hinaus. Jetzt, mit 74 Jahren, macht die Gesundheit nicht mehr mit und mit André König fand er einen fähigen Unternehmer, der die Gesellschaft übernimmt. „Ich werde zukünftig nur noch spazieren und auf die Jagd gehen. Mit meiner Familie will ich verreisen und mich an den Enkelkindern erfreuen“, das hat sich Pieper vorgenommen. Seinem Nachfolger wird er natürlich beratend zur Seite stehen.
Daten & Fakten
Zum Abschluss ein Feuerwerk Bevor er in den Ruhestand geht, will es Wilfried Pieper noch einmal richtig krachen lassen. Im Rahmen der Heim-, Haus- und Gartenausstellung in Bad Königshofen (1. bis 4. Mai) wird er am Freitag, 2. Mai, nach einer Feier mit geladenen Gästen ein großes Feuerwerk über dem Ausstellungsgelände entzünden und damit einen sichtbaren Schlusspunkt setzen.