Drei unterschiedliche Autokennzeichen in Rhön und Grabfeld – NES, MET und KÖN –, das war früher ganz normal. Allerdings nur bis zur Gebietsreform. Als aus den einstigen drei Landkreisen Bad Neustadt, Mellrichstadt und Bad Königshofen der neue Groß-Landkreis Rhön-Grabfeld geformt wurde, war es vorbei mit den eigenständigen Kfz-Kennzeichen.
Das neue Kennzeichen für den Landkreis lautete aber nicht etwa RG, was ja nahe gelegen hätte. Damals entschied man sich dafür, NES als Kennzeichen für alle Fahrer im Kreis zu übernehmen, schließlich war Bad Neustadt die Kreisstadt des neuen Landkreises.
Dabei wäre RG durchaus möglich gewesen, denn einen Landkreis mit diesem Kfz-Kennzeichen gab es damals nicht. Erst viel später wurde RG als Kennzeichen eingeführt, weil durch die deutsche Wiedervereinigung Sachsen als eines der neuen Bundesländer dazukam. Riesa-Großenhain hieß dieser Landkreis im Nordosten des Freistaats, in dem Autofahrer obligatorisch RG auf dem Kennzeichen trugen, und er existierte auch nur 14 Jahre lang – von 1994 bis 2008. Dann wurde er Teil des Landkreises Meißen.
Fahrer haben die Wahl
Das Kennzeichen RG gibt es aber noch. Da profitierte der Altlandkreis Riesa-Großenhain ebenso wie die ehemaligen Landkreise Mellrichstadt und Bad Königshofen von einer gesetzlichen Regelung vom November 2012. Da ließ es das Bundesverkehrsministerium zu, dass die Einwohner von Altlandkreisen wieder ihr ehemaliges Kennzeichen bekommen können.
Allerdings nur, wenn die neuen Großlandkreise das für ihre ehemaligen Teilgebiete zuließen. Der Kreistag von Rhön-Grabfeld hat es zugelassen. Und so hatten Autofahrer aus den Altlandkreisen Mellrichstadt und Bad Königshofen seit dem 10. Juli 2013 die Wahl, ob sie lieber mit NES oder je nach Herkunft mit MET oder KÖN an ihren Gefährten herumfahren wollten.
Einige alte KÖN- und MET-Kennzeichen aus der Zeit vor der Gebietsreform gab es 2013 noch. Von den vor dem Stichtag 10. Juli im Landkreis Rhön-Grabfeld zugelassenen 77 576 Fahrzeugen hatten noch 409 ein KÖN-Kennzeichen und 320 eines mit MET. Fast alle waren alte Trecker oder Anhänger, die halt schon so lange zugelassen waren.
Bei der Wiedereinführung der Altkennzeichen gab es erst einmal einen großen Run auf die neuen Schilder, sagt Jürgen Dürer, Leiter der Kfz-Zulassungsstelle in Bad Neustadt. Inzwischen ist der Boom etwas abgeflacht, aber MET- und KÖN-Kennzeichen sind immer noch sehr beliebt.
Zum Stichtag 24. August 2016 sieht die Verteilung der Kfz-Kennzeichen folgendermaßen aus: Von derzeit 83 209 zugelassenen Fahrzeugen in Rhön-Grabfeld haben 77 576 ein NES-Kennzeichen, auf 2938 steht KÖN und auf 2695 MET. Insgesamt fahren auf den Straßen also 5633 Fahrer mit Kfz-Schildern, auf denen nicht NES stehen sollte. Da sind die ganz alten dabei, dazu Ummeldungen, wenn ein anderes Auto gekauft wurde, aber auch diejenigen, die ihr Auto trotz zusätzlicher Kosten von NES auf MET oder KÖN umschreiben ließen.
Wie hoch der Beliebtheitsgrad der neuen alten Schilder ist, lässt sich vielleicht am besten anhand der Zahl der reinen Neuzulassungen seit dem 10. Juli 2013 festmachen. Seither wurden 9933 Fahrzeuge in Rhön-Grabfeld neu zugelassen. 8838 davon tragen seither ein NES-Kennzeichen, 562 eins mit MET und 533 eines mit KÖN.
Nach Angaben von Jürgen Dürer verteilt sich die Zahl der Fahrzeugbesitzer etwa zur Hälfte auf den Altlandkreis Bad Neustadt und zur Hälfte auf die beiden Altlandkreise Mellrichstadt und Bad Königshofen. Bei 9933 Zulassungen insgesamt hätten sich also ungefähr 4965 Fahrzeughalter für KÖN oder MET entscheiden können. 1095 haben es getan. Das sind immerhin gut 22 Prozent. Damit sind die Freunde der neuen alten Schilder zwar deutlich in der Minderheit, aber ein knappes Viertel ist doch auch nicht schlecht.