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MELLRICHSTADT: Metzger aus Leidenschaft

MELLRICHSTADT

Metzger aus Leidenschaft

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    Handgemacht: Metzgermeister Johannes Dietz aus Eußenhausen bei Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) liebt einen Beruf, den immer weniger junge Menschen ergreifen. Das Metzgereisterben ist gleichzeitig die Chance für den jungen Nachwuchs, mit weniger Konkurrenz zu bestehen.
    Handgemacht: Metzgermeister Johannes Dietz aus Eußenhausen bei Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) liebt einen Beruf, den immer weniger junge Menschen ergreifen. Das Metzgereisterben ist gleichzeitig die Chance für den jungen Nachwuchs, mit weniger Konkurrenz zu bestehen. Foto: Foto: Gerhard Fischer

    Früh übt sich, wer einmal auf goldenem Boden stehen will. Der kleine Johannes, aufgeweckter Eußenhäuser Bub, hat sich früh geübt. Wenn der Vater im Rhöndorf Eußenhausen (Lkr. Rhön-Grabfeld) zur Hausschlachtung schritt, dann war der Sohnemann immer dabei.

    „Das war schon immer meins, ich habe mitgewurstet, Wurst gemengt und auch schon abgeschmeckt“, erzählt Johannes Dietz aus Kindertagen. „Ich will Metzger werden“, hat er sich früh gesagt.

    Sein Ziel von Kindesbeinen an hat er erreicht. Und ein wenig ist er sogar über das Ziel hinausgeschossen. Denn dass er einmal seinen Meister machen würde und dass er mit gerade einmal 25 Jahren einen alteingesessenen Betrieb in Mellrichstadt übernehmen würde, das hätte Johannes Dietz dann doch nicht zu träumen gewagt.

    „Angefangen hat es mit einem Praktikumsplatz bei der Metzgerei Haaf.“ „Wenn du mit der Schule fertig bist, nehme ich dich als Lehrling“, hatte ihm Karl-Heinz Haaf gesagt. So war es 2006 dann auch.

    Als Geselle arbeitete Johannes Dietz einige Zeit weiter. „Dann hat eine gute Freundin gesagt: Mach deinen Meister, bilde dich weiter, bleibe nicht stehen. Das habe ich dann getan“, erzählt Dietz.

    Johannes Dietz hat Ehrgeiz bewiesen

    Ehrgeiz hat er bewiesen für seine Meisterausbildung. „Um halb 5 Uhr habe ich erst in der Metzgerei geholfen, um 7 Uhr bin ich dann nach Rohr in Thüringen zur Meisterschule“, sagt der junge Mann. Eine Berufsschule für sein Handwerk gibt es schon einige Zeit nicht mehr im Landkreis Rhön-Grabfeld. Auch in Bad Kissingen wird nicht mehr ausgebildet, junge Azubis müssen nach Haßfurt in die Schule.

    Auch daran ist abzulesen, wie die Bedeutung des Metzgerhandwerks schrumpft. Johannes Dietz kennt einige Metzgereien – in seiner Stadt aber auch in der Region – für die kein Nachfolger in Aussicht ist und die womöglich über kurz oder lang geschlossen werden.

    Karl-Heinz Haaf aber war froh, dass er seinen Betrieb zum 1. April 2013 an Johannes Dietz übergeben konnte, zwei Tage vor dessen 25. Geburtstag. „Metzgerei Haaf, Inhaber Johannes Dietz“, so firmiert das Geschäft in der Hauptstraße. So sehr Johannes Dietz seinen Beruf liebt und sich freut, wenn seine Kunden mit ihm Genuss verbinden: „Es ist sehr, sehr schwer, einen solchen Betrieb alleine zu führen. Auch wegen all der bürokratischen Anforderungen“, klagt Dietz.

    Johannes' Schwester Jasmin ist die Chefin im Laden

    Mit seiner Schwester Jasmin hat er die richtige Chefin für den Ladenbetrieb gefunden. Für eine volle Theke sorgen, sich immer wieder neue Dekorationsideen ausdenken und dabei auch noch den Party-Service organisieren: Für Schwester Jasmin ist viel zu tun. „Wir müssen den Supermarkt-Theken etwas entgegenstellen mit unseren Ideen“, sagt die Fleischereifachverkäuferin. Also gab es zum Beispiel zur Fußball-Europameisterschaft Halbzeitspieße. Der Rhöner Gyros-Verschnitt war nach der ersten Spielzeit im Backofen verzehrfertig.

    „Die Leute haben ein falsches Bild von unseren Berufen. Es geht nicht um Blut, Tod und Schlachten“, sagt Jasmin Dietz. Kreativität sei im Laden gefragt, aber auch in der Wurstküche. „Mein Beruf ist vielschichtig und kreativ. Meine Freunde nennen mich Fleisch-Designer“, schmunzelt Johannes Dietz. Die Leidenschaft für das Thema Fleisch und Wurst ist auch auf Cecile Kress übergegangen. Die Auszubildende hat in der Innung Rhön-Grabfeld als Beste abgeschnitten. „Es macht einfach Spaß, mit Menschen zu tun zu haben oder sich für eine Party-Platte kreativ auszutoben“, sagt Kress. Um der Billigkonkurrenz der Discounter etwas entgegenzustellen, gewinnt das Thema Regionalität weiter an Bedeutung. „Darum sind wir auch Mitglied der Dachmarke Rhön geworden, und unser Fleischlieferant ist es auch. Die Leute wollen wissen, woher die Tiere sind“, sagt Johannes Dietz. Und wer zum Rhöner Fleisch auch Rhöner Brot will, der kann sich freitags und samstags Backofenbrot aus Heufurt in der Metzgerei kaufen.

    Von sechs bis sechs Uhr in der Wurstküche und im Büro

    „Ohne mehrere Standbeine ist eine Metzgerei heute nur schwerlich rentabel, ein Party-Service ist so etwas wie ein Muss“, erklärt Metzgermeister Dietz. Mit seinen 28 Jahren gehört er zu den wenigen seiner Generation, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Mit Nachwuchssorgen hat auch er zu kämpfen. Ganz einfach war es zum Beispiel nicht, einen Auszubildenden für seinen Betrieb zu finden.

    Mit Nils-Christopher Flaig aus Oberstreu hat er aber einen gefunden. „Ich bin der Einzige aus meinem Jahrgang“, sagt Flaig, der allerdings als Realschüler den Spaß am Metzgerhandwerk entdeckt hat. „Ich fühle mich heimisch hier, und etwas mit Lebensmitteln wollte ich immer machen“, sagt der Auszubildende.

    Für die Freude am Umgang mit Lebensmitteln muss er um sechs Uhr in der Wurstküche stehen. Chef Johannes Dietz hat da schon eine Stunde sein Handwerk ausgeübt. Bis sechs Uhr dauert ein durchschnittlicher Arbeitstag, zwischendrin wird auch Büroarbeit erledigt. Der Umgang mit Hygienevorschriften und EU-Richtlinien kostet Zeit. „Es ist nicht einfach, aber in allen Berufen gibt es Regeln und Gesetze“, sagt Dietz.

    Die Motivation für den Beruf

    Der Lohn der vielen Arbeit? „Den Leuten etwas Gutes zu bieten, macht mir Freude. Zu zeigen, was ich mit meinen Händen kann, das macht mich stolz, das muss ich nicht verstecken“, nennt Dietz die Motivation für seinen Beruf.

    Und genau deshalb nimmt er gerne am Rhöner Wurstmarkt in Ostheim teil, weil sich dort das Handwerk zur Schau stellt. „Das sind wir mit dem ganzen Team dabei, auch Mutter und Vater packen mit an“, erzählt Dietz.

    Bleibt die Frage, ob Johannes Dietz eine Lieblingswurst hat. „Eigentlich mag ich alles. Aber die luftgetrocknete Salami nach italienischer Art, die ist schon mein Liebling“, sagt der Mann. Er muss es ja wissen.

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