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BAD NEUSTADT/MEININGEN: Milch-Protest: „Kein Hungerlohn für sieben Tage Arbeit“

BAD NEUSTADT/MEININGEN

Milch-Protest: „Kein Hungerlohn für sieben Tage Arbeit“

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    Die ganze Nacht lang hatten Landwirte aus Rhön-Grabfeld ausgehalten. Seit Montagmorgen, 5 Uhr, standen sie vor der südthüringischen Saathof-Molkerei bei Meiningen und blockierten mit schwerem Gerät die Zufahrt. Auch am Dienstag setzten sie ihre Blockade fort. „Es darf nicht alles umsonst gewesen sein“, hoffen die Frauen und Männer auf einen für sie positiven Ausgang der Verhandlungen auf höchster Ebene.

    Seit acht Tagen ist auch Dominik Stäblein aus Mellrichstadt bei den Protesten dabei, um gemeinsam mit seinen Berufskollegen den Boykott gegen die Molkereien aufrecht zu erhalten. Seit acht Tagen schüttet der Landwirt täglich 2500 Liter Milch auf seinem Hof weg. „Für mich geht es um die Existenz“, sagt er. „Ich habe einen zwölfjährigen Sohn, der den Hof mal übernehmen soll. Deshalb bin ich hier vor der Saathof-Molkerei.“ Die letzten Tage haben an den Nerven gezehrt. Zwischendurch fahren viele über die Landesgrenze nach Hause, um nach dem Vieh zu sehen und dann wieder zu kommen. Man wechselt sich ab.

    Die Familien stehen hinter den Bauern und diese mit dem Rücken an der Wand. „Wir wollen nichts Unverschämtes, sondern nur einen ordentlichen Preis für unser gutes Produkt“, sagt Stäblein. 43 Cent je Liter werden gefordert. 35 Cent gab es bei der letzten Auszahlung – zu wenig, um zu überleben. Die Thüringer Kollegen stehen allerdings nicht gemeinsam mit den bayrischen Landwirten vor dem Tor der Molkerei.

    Sauer sind die Bauern, deren Fahrzeuge das NES-Kennzeichen tragen, aber nicht. „Wir entscheiden für uns und unsere Familien, aber die Geschäftsführer der großen Betriebe stehen vor schweren Entschlüssen. Sie müssen anderen Rechenschaft ablegen.“ Es gehe um ihre Genossenschaftsmitglieder und die vielen Mitarbeiter. Zu Gesprächen aber waren sie vor Ort. Ihr Signal: Sie wollen sich am Lieferboykott beteiligen. Die Molkerei blockieren wollen sie jedoch nicht. Schon vor der Besetzung der Zufahrt hatten auch Thüringer Betriebe damit begonnen, die Milchanlieferung aus den großen Anlagen deutlich zu reduzieren.

    Immer wieder fuhren Autos an der Straße der Molkerei vorbei, deren Fahrer hupten oder den Daumen nach oben zeigten. Von den Verbrauchern hat man zudem kein böses Wort gehört. Gestern morgen sind streikende Bauern sogar zum Frühstück zu Leuten in den Ort eingeladen worden, manche haben auch etwas vorbei gebracht. Die Polizei schaut ab und an mal nach dem Rechten, sagen die bayrischen Landwirte. „Wir unterhalten uns und haben unser Anliegen klargemacht. Solange der laufende Verkehr nicht behindert wird, wird die Polizei nicht aktiv werden. So wurde uns jedenfalls gesagt“, erklärt Stäblein. Er und seine Berufskollegen gehen davon aus, dass man die Breite der Bevölkerung hinter sich hat. Man glaube nicht daran, dass die Leute in Ost oder West ein Interesse daran haben, die Landwirte ins Aus zu drängen und Milch aus Polen oder Spanien zu trinken. Sie wollen eines klar machen: „Wir haben keine Häuser auf Mallorca, uns nicht an der Börse verspekuliert oder unser Geld nicht in USA-Immobilien verschleudert. Wir arbeiten sieben Tage in der Woche und wollen nicht länger mit einem Hungerlohn abgespeist werden, während andere sich die Taschen voll machen.“

    Online-Tipp

    Alles weitere zum Milch-Protest aus der Region unter www.mainpost.de/online-tipp

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