Ein Haus voller Leben: Diesem Anspruch wurde das Franziska-Streitel-Altenheim bei der Einweihung des Neubaus am vergangenen Freitag gleich voll gerecht. Das Interesse der Bevölkerung am neuen Pflegeheim am Hainberg war riesengroß. Das Heim gilt als Vorzeigeprojekt für neue Konzepte in der Pflege – dementsprechend nutzen die Besucher ausgiebig die Gelegenheit, sich in den Gemeinschaftsräumen mit Küche und Wohnzimmer, im Nachtcafé oder auch im beschützenden Demenzgarten umzusehen.

Die Gäste zeigten sich begeistert von den lichtdurchfluteten Räumen und den offen angelegten Wohngemeinschaften, die den Senioren für ihren Lebensabend ein familiäres Umfeld bieten sollen. Architekt Jörg Lammert vom Büro Gerotekten aus Weimar strahlte angesichts des immensen Zuspruchs der Bevölkerung aus dem Streutal – seine Planung erhielt Lob von allen Seiten.

Auch die stellvertretende Geschäftsführerin Ilona Englert war am späten Nachmittag restlos begeistert. Bis kurz vor der Eröffnung hatten die Handwerker noch die letzten Arbeiten erledigt und das Team die Räume geschrubbt und gewienert, um den Neubau für den Empfang der Gäste im besten Licht zu präsentieren. Das große Interesse an der Einrichtung übertraf letztendlich alle Erwartungen und war auch für die Angestellten der geschätzte Lohn für all die Mühe.
Judith Gerlach wünscht den Bewohnern Glück im neuen Zuhause
Am Freitagvormittag war das neue Franziska-Streitel-Altenheim von Gesundheitsministerin Judith Gerlach eröffnet worden. Sie machte deutlich, was viele Besucher am Nachmittag in ähnlicher Weise bescheinigten: "Sie haben hier eine wunderbare Einrichtung geschaffen, die den Bewohnern ein familiäres Umfeld bietet und damit auch Trost gibt, im Alter andere Menschen um sich zu haben."

Besonders hob Gerlach das Augenmerk auf Menschen mit Demenz und Sehbeeinträchtigung hervor, was in der Pflege angesichts der immer älter werden Bevölkerung immer wichtiger werde. "Die Förderung der Staatsregierung ist hier sehr gut angelegt", sagte Gerlach mit Blick auf die knapp sechs Millionen Euro, die für den Neubau nach Mellrichstadt fließen. Den Bewohnern wünschte die Staatsministerin, dass sie "ein kleines Stück Glück im neuen Zuhause finden".
Pflegeheim soll alten Menschen eine neue Heimat geben
Während andernorts Pflegeheime aufgrund von Personalnot, baulichen Mängeln oder drohender Insolvenz schließen müssen, ist das neue Altenheim in Mellrichstadt ein Leuchtturmprojekt für Pflege, das am Eröffnungstag auch bei Bürgermeister Michael Kraus und seinem Amtsvorgänger Eberhard Streit für strahlende Gesichter sorgte.

Kraus, der zugleich Vorsitzender der Julius-Spital-Stiftung als Trägerin der Mellrichstädter Altenheime ist, verwies auf die zwei Jahre Bauzeit mit vielen Absprachen, Sitzungen und auch einigen Problemen. "Das Ergebnis war aber alle Mühe wert", bescheinigte er. Die Stiftung sei stolz darauf, 99 Heimplätze anbieten zu können, um alten Menschen eine Heimat zu geben. Zugleich sei das Altenheim ein großer Arbeitgeber in der Stadt, das mit seinen neuen Konzepten auch für die Angestellten ein schönes berufliches Umfeld bietet.
Vorzeigeprojekt für die Pflege in Mellrichstadt
Der stellvertretende Landrat Josef Demar ging auf die Ursprünge der Planung zurück und lobte Altbürgermeister Eberhard Streit für seine Weitsicht, solch ein Vorzeigeprojekt für die Pflege angestoßen zu haben.

Architekt Jörg Lammert gab Einblick in den Bürokratie-Dschungel der europaweiten Ausschreibungsverfahren und lobte die Vertreter des Landkreises, die hier viel Zeit wieder wett gemacht hatten, unter anderem durch eine extrem schnelle Baugenehmigung.

Angelika Ochs als langjährige Geschäftsführerin und Ilona Englert als stellvertretende Geschäftsführerin der Franziska-Streitel-gGmbH zeigten den Werdegang von einem Haus mit großem Investitionsstau im Jahr 2012 bis hin zum innovativen Neubau auf. "Während der Bauphase sah vieles so aus, als wäre es nicht machbar und zu teuer. Dass wir heute dennoch alles umgesetzt haben, liegt auch daran, dass wir in den entscheidenden Momenten einfach Glück hatten", so Angelika Ochs.
Pfarrer stellten das neue Altenheim unter Gottes Segen
Ilona Englert, erst seit April dieses Jahres im Boot, ist stolz auf das neue Haus. "Es ist richtig schön geworden, das Konzept ist spannend und das Team hat voll mitgezogen, dass alles fertig geworden ist", freute sie sich. Mit Blick auf die anstehende Sanierung des Bestandsbaus gab Angelika Ochs den Vertretern der örtlichen Banken zudem ein Versprechen: "Wir gehen mit den Ressourcen weiter sparsam um und passen aufs Geld auf." Das hörten sie gerne angesichts einer Investitionssumme von über 20 Millionen Euro.

Einrichtungsleiterin Monika Heusinger dankte ihrem Vorgänger Bernd Liedtke für den Anstoß zum Neubau. Liedke war eigens aus Berlin angereist war, um die Eröffnung des neuen Heims mitzuerleben. Heusinger lobte außerdem Hausmeister Jürgen Katzenberger für seinen Einsatz. Beifall gab es für die musikalische Umrahmung der Einweihung durch die Heimbewohner selbst. Pfarrer Thomas Menzel und Pfarrer Andreas Werner stellten das Gebäude und seine Bewohner unter Gottes Segen.
In dieser Woche finden sich die neuen Hausgemeinschaften zusammen
Für die Bewohner wird es nach dem Trubel bei der Eröffnung ab diesem Montag zunächst einmal turbulent weitergehen. Jeden Tag in der Woche wird eine Hausgemeinschaft ihre neuen Räume beziehen und sich zusammenfinden.

Am Hainberg gehen indes die Bauarbeiten weiter. In einem zweiten Bauabschnitt wird nun das bestehende Franziska-Streitel-Altenheim saniert und eine Verbindung zum Neubau geschaffen. Ende 2025 sollen auch hier die Wohnräume fertig sein. Anfang 2026 steht dann der Umzug der Bewohnerinnen und Bewohner des St. Niklas-Heims in der Mellrichstädter Innenstadt an den Hainberg an. Das Heim in der Stadt wird danach nicht mehr für die stationäre Pflege betrieben, möglich wären aber Nutzungskonzepte wie betreutes Wohnen oder die Einrichtung von Pflege-Wohngemeinschaften mitten in der Stadt.