Die Hund-Gruppe mit Standorten in Biberach in Baden und Sulzdorf an der Lederhecke hat beim Amtsgericht Offenburg ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Betroffen sind die Hund Möbelwerke GmbH & Co. KG, die Hund Büromöbel GmbH und die OFF Büromöbelwerk GmbH. Nicht betroffen ist die Office Furniture Distribution GmbH. Die Hund-Gruppe beschäftigt rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wichtigste Punkte: Der Geschäftsbetrieb laufe im vollen Umfang weiter, Geschäftsführer bleibe Henrik Hund, außerdem seien die Löhne und Gehälter für die Belegschaft gesichert, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Das Amtsgericht habe den Antrag bewilligt und jeweils ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren angeordnet. Neben dem Antrag auf Eröffnung eines Eigenverwaltungsverfahrens sei auch die vorläufige Eigenverwaltung beantragt worden. Diese berechtige alle drei Unternehmen der Hund-Gruppe, die Geschäfte in Eigenregie unter Aufsicht des gerichtlich bestellten Sachwalters Dirk Pehl weiterzuführen.
Sanierungsplan in Eigenregie
Damit hätten die Unternehmen mit über 100-jähriger Geschichte nunmehr die Gelegenheit, einen Sanierungsplan zur Restrukturierung des Unternehmens vorzulegen, heißt es in der Mitteilung weiter. Nach derzeitigem Stand sei davon auszugehen, dass das Verfahren in den wesentlichen Punkten im 1. Quartal 2025 abgeschlossen werden kann.
Schwierige Umstände in den vergangenen Jahren führten zu der aktuellen "akuten Liquiditätskrise", wie es heißt. Die Corona-Krise und der Lockdown mit sehr viel Homeoffice-Arbeit hätten zu Umsatzeinbrüchen in der Büromöbel-Branche geführt, von der auch die Hund-Gruppe betroffen war.
Gewaltige Preissteigerungen beim Holzeinkauf
Hinzu seien Preissteigerungen beim Holzeinkauf von teilweise über 60 Prozent gekommen. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sei außerdem eine verstärkte Kaufzurückhaltung zu bemerken. Die Hund-Gruppe nennt auch interne Gründe für die Schieflage, unter anderem eine "zu geringe vertriebliche Ausrichtung auf die Kunden" sowie eine nicht ausreichende Marktdurchdringung. Gegenmaßnahmen hätten nicht schnell genug ihre Wirkung entfaltet.
Eine Restrukturierung von Marketing und Vertrieb führe zwar seit April zu einer allmählichen Steigerung des Auftragseingangs, doch konnte das branchentypische Frühjahrsloch nicht gefüllt werden.
Geschäftsführer Hendrik Hund: Der richtige Weg
In einer Stellungnahme sagt Geschäftsführer Hendrik Hund, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. "Wir haben schon einige Maßnahmen beschlossen und umgesetzt, die für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens wichtig sind. Allerdings haben uns die konjunkturellen Rahmenbedingungen insbesondere in der Möbelbranche erhebliche Schwierigkeiten bereitet", so der Firmenchef weiter. Er sei überzeugt, dass "die Eigenverwaltung der richtige Weg ist, um das Unternehmen mit einem Investor nachhaltig zu sanieren und zukunftsfähig zu machen".
Die verantwortliche Projektleiterin und Rechtsanwältin Caroline Hackl-Fingado ist positiv gestimmt: "Für die Mitarbeiter, die Kunden und die Lieferanten ist die Situation sicherlich nicht einfach. Trotzdem haben wir bislang von allen - trotz der Umstände – ein positives Feedback erhalten."
Handlungsfähigkeit bleibt erhalten
Durch die Anordnung der Eigenverwaltung bleiben beide Unternehmen selbst handlungsfähig. Die bisherigen Geschäftsführer bleiben weiterhin im Amt. Das Gericht hat antragsgemäß in beiden Verfahren Dr. Dirk Pehl von der Kanzlei Schultze & Braun als vorläufigen Sachwalter beratend zur Seite gestellt. Die Gläubiger würden aktiv über den Stand des Verfahrens und die geplanten Maßnahmen informiert.
Aktuell sind bei den Unternehmen der Hund-Gruppe circa 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Lohn- und Gehaltszahlungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden während des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens durch die Arbeitsagentur in voller Höhe sichergestellt.
Über die Hund-GruppeDie Wurzeln der Hund-Gruppe reichen bis in das Jahr 1919 zurück. Die Unternehmensgruppe Hund wird am Markt durch die Hund Möbelwerke GmbH & Co. KG vertreten. Die Hund Büromöbel GmbH stellt in Biberach die Vorfertigung sowie die Endmontage von Randsortimenten sicher und erbringt zentrale Aufgaben für die Unternehmensgruppe wie Materialwirtschaft, EDV und Rechnungswesen. Sie produziert außerdem für andere Hersteller. Die Hund Office Furniture Distribution GmbH übernimmt als Tochterunternehmenden Vertrieb bei den US-Streitkräften. Die Endmontage der Serienmöbel wird von der OFF Büromöbelwerk GmbH in Sulzdorf durchgeführt. Sie erbringt ferner die Planung der Ausgangslogistik, die Möbelverladung, das Marketing und stellt den Vertriebsinnendienst Nordost. Sämtliche Kapitalanteile der Unternehmensgruppe sind in der Hund Möbelwerke GmbH & Co. KG gebündelt, die sich im Besitz der Familien Hund befinden. Die beiden Tochtergesellschaften, die OFF Büromöbelwerk GmbH sowie die Hund Büromöbel GmbH, sind ebenfalls von der Krise der Muttergesellschaft betroffen und mussten einen Insolvenzantrag stellen.(fg)