Den Scheidungsgrund liefert das neue Strukturkonzept der Bundeswehr von Verteidigungsminister Peter Struck. Mit 104 weiteren Kommunen muss nun Mellrichstadt die Schließung von Dienstposten und Standorten verkraften. Noch zu Jahresbeginn, beim Neujahrsempfang, blickten beide Partner optimistisch in die Zukunft. Aus gutem Grund: Das Bataillon hatte sich den Anforderungen gestellt und seit September 2003 "ein völlig neues Gesicht bekommen", wie Kommandeur Stefan Schmitz im Januar betonte. Überdies eilte seinen Soldaten in der Panzergrenadier-Brigade 30 ein hervorragender Ruf voraus.
So waren alle bisherigen Reformen der Streitkräfte schadlos an der Garnison Mellrichstadt vorüber gegangen. Sehr plakativ wird dies noch 2002 aus Anlass des Jubiläums "40 Jahre Garnison Mellrichstadt". Mit Genugtuung registrierte man zu dieser Zeit am Standort, dass die Garnison von der Truppenreduzierung verschont geblieben war. Mehr noch, der Standort Mellrichstadt schien gestärkt - angesichts der Investitionsanstrengungen in der Kaserne in Millionenhöhe.
Augenfällig war die grundlegende Sanierung der Kompanie- und Unterkunftsgebäude außen wie auch im Gebäudeinneren. Massive Umbauarbeiten erfolgten vor allem im Sanitätsbereich: Die Zahnarztpraxis wurde aus dem San-Gebäude ausgelagert und komplett neu im ehemaligen Lehrgebäude eingerichtet. Das ermöglichte dann die grundlegende Sanierung des San-Bereichs mit Bettenstation und Behandlungsräumen. Auch die Tankstellenanlage wurde komplett neu aufgebaut, sie wird seitdem computergesteuert betrieben.
Das Investitionsbündel der vergangenen Jahre in der Hainberg-Kaserne wiegt mehrere Millionen Euro schwer: Zusammen mit der Verladerampe am Bahnhof Mellrichstadt, einem Extra-Bonbon der Stadt für die Bundeswehr, stehen an die 7,5 Millionen Euro auf der Rechnung. Angesichts solcher Summen ist das Wort vom Wirtschaftsfaktor Bundeswehr sicher nicht fehl am Platz.
Geschichte im Schnelldurchlauf
Über 150 Hektar erstreckt sich das Gelände der Bundeswehr-Garnison in Mellrichstadt. In ihren Grundmauern wurde die Kaserne in den Jahren 1960 bis 1962 gebaut, ehe die ersten Soldaten im November 1962 in der Kaserne einrückten. Im Februar 1966 wird die Kaserne auf den Namen Hainberg-Kaserne getauft. Das neu erbaute Offiziersheim vor den Toren der Kaserne wird im September 1972 übergeben. Und im Herbst 1976 werden erstmals Teile des Bataillons auf den Truppenübungsplatz Shilo in Kanada verlegt. Anfang der 80er Jahre scheiterte schließlich der Versuch, den Standortübungsplatz von 90 auf 300 Hektar zu vergrößern.
Die Zeit der Wende berührte natürlich auch die grenznahe Hainberg-Kaserne. Unmittelbar, nachdem die innerdeutsche Grenze zusammen gebrochen war, trafen auch schon die ersten DDR-Übersiedler in der Kaserne ein. Und nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 begannen die ersten 100 Rekruten aus Thüringen dann im Januar 1991 ihre Grundausbildung in Mellrichstadt. In der Folge machte dann der Begriff vom "Bataillon der Deutschen Einheit" die Runde.
Der Wandel in der Garnisonsära setzte sich in den 90er Jahren ungebrochen fort: So wurde in Mellrichstadt im Jahre 1995 die Standortverwaltung geschlossen. Ende Juli 1997 waren Soldaten der 3./352 und Teile der 1./352 im Unterstützungsverband Unterfranken bei der Hochwasser-Katastrophe an der Oder eingesetzt. 1998 war das Bataillon in Mellrichstadt eines der ersten, das den Schießsimulator für Handwaffen als Ausbildungsgerät erhalten hat. Ab 1999 waren die Mellrichstädter Panzergrenadiere dann in wechselnden Auslandseinsätzen erprobt, für 2005 steht der nächste Einsatz in Afghanistan bevor.
Beispielhafte Patenschaften
Seit der Schlüsselübergabe am 16. November 1962 ist das Panzergrenadierbataillon 352 in der Bevölkerung herzlich aufgenommen. Davon zeugen nicht nur sechs lebendige Beispiele, nämlich die Patenschaften der Mellrichstädter Panzergrenadiere mit umliegenden Gemeinden. Davon zeugte nicht minder die Besucherresonanz beim Tag des offenen Kasernentores zum Jubiläumsfest "40 Jahre Garnison Mellrichstadt": 7500 Gäste strömten am 15. Juni 2002 in die Hainberg-Kaserne. Soviele Menschen hatte die Hainberg-Kaserne noch nie gesehen.
Wie das Jubiläum heute Geschichte ist, so wird der Standort Mellrichstadt in einigen Jahren Geschichte sein. Ausgedient haben dann die Stadt und ihre Panzergrenadiere - zwangsgeschieden durch Ministerbeschluss.