Die tiefe Bestürzung, die die Bilder der brennenden Hütte am Dienstag bei ihm auslösten, hat Manfred Egert, Vorsitzender des Rhönklub-Zweigvereins Bad Kissingen, noch nicht ganz überwunden. Am Vormittag nach dem Brand ist er schon wieder vor Ort und hilft, einen Schutzzaun um die Brandruine aufzustellen. Aber "die Emotionen sind etwas heruntergefahren" und einem gewissen Pragmatismus gewichen. Inzwischen denke er schon wieder an den Aufbau, berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion.


Zahlreiche Hilfsangebote aus der Region
Zu diesem Stimmungswandel und seinem vorsichtigen Optimismus hätten nicht zuletzt die zahlreichen Hilfsangebote beigetragen, die er seit dem Unglück erhalten habe. So hätten sich Innenstaatssekretär Sandro Kirchner oder auch Landrat Thomas Habermann gemeldet und nicht nur großes Mitgefühl geäußert, sondern auch ihre Unterstützung für einen Wiederaufbau des beliebten Ausflugsziels auf dem Feuerberg angekündigt. Habermann habe zudem versichert, sich auch entsprechend mit seinem Bad Kissinger Kollegen Thomas Bold ins Benehmen zu setzen.

Entscheidend dafür, dass es überhaupt weitergehen könne, sei die Tatsache, dass nach der Renovierung die Brandversicherung aktualisiert worden sei. "Sonst würde es ganz düster aussehen", so Egert. In der kommenden Woche stehe ein Termin mit einem Vertreter der Versicherung an. Bis dahin sei er dabei, alle möglichen Daten zu sammeln und vielleicht sogar schon einen Tekturplan für den Wiederaufbau zu erstellen.
In drei bis vier Wochen soll dann eine Richtungsentscheidung getroffen werden, wie es weitergehen wird. Generell, so Egert, bestehe der Wille und "wir werden es hinbringen, die Hütte wieder aufzubauen!" Es werde allerdings eine Herausforderung, den unnachahmlichen Flair der mehr als 100 Jahre alten Gaststube wieder zu schaffen, aber "wir werden es versuchen", kündigt der Rhönklub-Vorsitzende an.
Hoffnung auf politische Unterstützung
Scheitern könnten alle Pläne allerdings an den Finanzen. Der kleine Bad Kissinger Rhönklub-Zweigverein mit seinen 380 Mitgliedern habe für die Renovierung der Hütte Kredite in Höhe von 450.000 Euro aufnehmen müssen. Neue Schulden zu machen, sei da unrealistisch. Hier hofft er auf die zugesagte politische Unterstützung. Vor weiteren Aussagen, wie es weitergehen könnte, gelte es zunächst, die Entwicklungen der kommenden Tage abzuwarten.
Bereits am Dienstag haben sich die beiden betroffenen Landräte in den sozialen Medien bestürzt gezeigt. "Zu sehen, wie diese Traditionshütte, in die der Rhönklub Bad Kissingen so viel Herzblut gesteckt hat, lichterloh in Flammen steht – das tut richtig weh!", äußerte sich Bad Kissingens Landrat Thomas Bold.

Die Kissinger Hütte ist "ein Anlaufpunkt und Identifikationsmerkmal für die Rhön", so Bold am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion. "Sie ist ein fester Bestandteil der Hüttenstruktur, die wir haben, und es muss versucht werden, zu einer zukunftsfähigen Lösung zu kommen."

Mit gemeinsamer Kraft soll die Kissinger Hütte wieder aufgebaut werden
Auch sein Rhön-Grabfelder Amtskollege Thomas Habermann hatte sich bestürzt gezeigt, jedoch schon wieder in die Zukunft geblickt. Er habe bereits mit Bold sowie Egert Kontakt aufgenommen und hoffe, dass die Kissinger Hütte wieder aufgebaut werden könne, sagte er gegenüber dieser Redaktion.

Der Rhön-Grabfelder Landrat war am Mittwoch auf dem Feuerberg vor Ort, um mit den Beteiligten zu sprechen. "Ich habe einige Nachrichten bekommen, dass die Region aufstehen muss und wir eine Charity-Aktion brauchen", so Habermann. Fest stehe für ihn, dass es "mit gemeinsamer Kraft" in Zukunft wieder eine Kissinger Hütte am Feuerberg geben könne. "Dieser historische Wanderort für Einheimische und Gäste braucht aber eine gemeinsame Kraftanstrengung. Von uns allen."

Dennoch sei erst einmal Zurückhaltung geboten: "Es ist die Angelegenheit des Rhönklub-Zweigvereins Bad Kissingen und man kann nicht über deren Köpfe hinweg Aussagen treffen." Habermann habe ihnen jedoch bereits Unterstützung zugesagt. Er erinnert dabei an den Brand im Münnerstädter Tierheim Wannigsmühle: "Dort hat es auch gebrannt und die Öffentlichkeit hat Spendenaktionen gestartet." Dies könne auch bei der Kissinger Hütte ein Weg sein.
"Aus dem Bereich der Musik- und Künstlerszene gab es bereits Bekundungen, Benefizaktionen zu veranstalten", sagt Bold. Er ist sich sicher, dass es eine entsprechende Unterstützungswelle geben werde, weil es für viele "ein Herzensthema" ist.
Finanzielle Förderungen im Blick
Bereits über konkrete finanzielle Hilfen seitens der Landkreise zu sprechen, dafür sei es laut Bold und Habermann zu früh. Die beiden haben sich bereits ausgetauscht, um über mögliche Förderprogramme zu sprechen, bei denen auch Eigenanteile einfließen würden. "Ich werbe dafür, dass sich natürlich auch der Landkreis im gebotenen Maße finanziell beteiligt", so Habermann.
Zwar ist es die "Kissinger Hütte", sie steht jedoch im Landkreis Rhön-Grabfeld, wenn auch knapp an der Landkreisgrenze, erklärt Bold: "Wir sind uns einig, dass wir gemeinsam einen Beitrag leisten wollen." Der Landkreis Bad Kissingen hat auf dem Feuerberg ein Nebengebäude, das teilweise dem Landkreis und teilweise dem Rhönklub gehört. "Wenn das ein Beitrag sein kann, mit der Infrastruktur zumindest für eine provisorische Bewirtung zu unterstützen, kann ich mir das vorstellen", sagt Bold.
Aus München hat sich am Dienstag auch Innenstaatssekretär Sandro Kirchner in der Rhön gemeldet. Kirchner, der unweit der Kissinger Hütte in Premich (Lkr. Bad Kissingen), lebt, bedauert die Zerstörung des "Rhöner Kulturmonuments" und sichert Unterstützung zu: "Sobald es einen Überblick über die Situation gibt, werde ich zusammen mit den beiden Landkreisen versuchen, gemeinsam Dinge auf den Weg zu bringen."
Wie es zu dem Brand kommen konnte, ist weiterhin unklar. Nachdem die Brandermittler der Schweinfurter Kriminalpolizei am Dienstag nicht mehr in das Gebäude konnten, sind sie seit Mittwochvormittag vor Ort. Bis wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen sei, stand am Mittwochnachmittag noch nicht fest, so Denis Stegner von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken gegenüber der Redaktion.
Erinnerungen an die Kissinger Hütte: Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben Fotos und Erinnerungen an schöne Momente auf der Kissinger Hütte? Schicken Sie uns diese gerne zusammen mit Ihren Kontaktdaten per Mail an: redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de.
Dieser Text wurde im Laufe des Mittwochs aktualisiert.