Mulchen oder kompostieren? An den Blumen entlang der Straße fährt man normalerweise achtlos vorbei. Dabei haben die Grünstreifen entlang der Straßen und Wege für die Artenvielfalt als Blühflächen durchaus eine Bedeutung. Dort finden auf Magerwiesen spezialisierte Tier- und Pflanzenarten alles, was sie brauchen.
Im Landratsamt macht man sich angesichts des Artensterbens Gedanken darüber, wie das sogenannte Straßenbegleitgrün so gepflegt werden kann, dass Insekten dort Lebensräume finden, der Unterhalt und Arbeitsaufwand wirtschaftlich bleiben und die Verkehrssicherheit gewährleistet ist.
251 Hektar werden gepflegt
Die Streifen entlang der Kreisstraßen mögen schmal aussehen. Zählt man die Flächen aber zusammen, kommt man in Rhön-Grabfeld auf 240 Hektar. Plus elf Hektar Ausgleichsflächen, beispielsweise im Umfeld von Regenrückhaltebecken. Ulrich Dolze, Leiter des Technischen Bauamts (Tiefbau) im Landratsamt Rhön-Grabfeld, stellte den Kreisräten bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Naturschutzfragen das Konzept zur Mahdumstellung vor.
Belastete Pflanzen auf den Banketten
Da sind zum einen die Bankette: Pflanzen, die dort wachsen, sind massiv belastet von Streusalz, Reifenabrieb, Öl, Abgasen und von all dem Abfall, den gedankenlose Zeitgenossen einfach aus dem Auto werfen. Dieses belastete Mahdgut taugt noch nicht einmal für den Kompost. Deshalb hat die Behörde beschlossen, die Pflanzen auf den Banketten wie gewohnt zweimal im Jahr zu mulchen. Das zerkleinerte Mahdgut bleibt also auf der Fläche liegen.
Befürchtungen, die Flächen würden durch den Mulch langsam überdüngt und die Vielfalt von Flora und Fauna würde verloren gehen, hätten sich nicht bewahrheitet, sagte Dolze, und zeigte den Kreisräten Bilder, auf denen vielfältig und schön bewachsene Bankette zu sehen waren. Um herauszufinden, ob dies eine langfristige Entwicklung ist, will das Bauamt zusammen mit der Naturschutzbehörde die Bankette entlang der Kreisstraße kartieren.
Vier Tonnen Grünabfall pro Kilometer
Einen anderen Weg geht das Bauamt bei den Gräben und Böschungen, die sich an die Bankette anschließen. Sie sind weitaus weniger belastet und müssen auch nicht so oft gemäht werden. Die Pflanzen auf solchen Flecken werden einmal jährlich mit dem Mähroboter oder konventionell zurückgeschnitten. Ein neu angeschafftes Fahrzeug sammelt das Heu und transportiert es zur Kompostieranlage nach Rödelmaier. Da kommt bei 340 Kilometern Kreisstraße einiges zusammen, denn pro Kilometer Straße gibt es vier Tonnen Grünabfall.
Dann wird ein weiteres Pflegekonzept praktiziert: Einige Ausgleichsflächen wurden an Landwirte verpachtet, die sich vertraglich auf eine Bewirtschaftung verpflichten, die der Landkreis ihnen vorgibt. Auch dieses Angebot sei noch ausbaufähig, sagte Ulrich Dolze.
Was ist Straßenbegleitgrün? Unter dem Sammelbegriff Straßenbegleitgrün fasst man sämtliche Grünflächen an Wegen, Straßen und Parkplätzen zusammen. Meist besteht es aus den vier Komponenten Bäume, Buschwerk, Gräser und Blütenstauden. Es dient als Blendschutz, stabilisiert Böschungen, dämpft den Verkehrslärm und betont für Autofahrer gut sichtbar den Straßenverlauf. Zudem trägt die Bepflanzung der Randstreifen dazu bei, dass sich Straßen harmonisch in die Landschaft einfügen. Straßenbegleitgrün soll aber auch optisch ansprechend, möglichst pflegeleicht, ökologisch wertvoll und dazu noch preiswert sein. (Quelle: Naturschutzbund Deutschland)