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Natur wird für 20 Jahre sich selbst überlassen

Bad Neustadt

Natur wird für 20 Jahre sich selbst überlassen

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    Steinernes Dokument für den geschützten Wald: Der Gedenkstein für das Naturwaldreservat „Stengerts“ wurde von Staatsminister Helmut Brunner, Behördenleiter Klaus Klingert, Bürgermeister Udo Baumann und Landrat Thomas Habermann enthüllt.
    Steinernes Dokument für den geschützten Wald: Der Gedenkstein für das Naturwaldreservat „Stengerts“ wurde von Staatsminister Helmut Brunner, Behördenleiter Klaus Klingert, Bürgermeister Udo Baumann und Landrat Thomas Habermann enthüllt. Foto: Fotos (2) Marion Eckert

    Bischofsheim

    Ab sofort ruht im „Stengerts“ die Motorsäge

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    Der 26 Hektar große Laubwald wurde von Forstminister Helmut Brunner zum Naturwaldreservat erklärt. Der arten- und strukturreiche Buchenwald mit Edellaubbäumen wie Bergahorn oder Esche kann sich nun ungestört von menschlichen Eingriffen zum Urwald entwickeln.

    Bürgermeister Udo Baumann freute sich, dass eigens der Staatsminister zur Eröffnung des Naturwaldreservat nach Bischofsheim gekommen ist. Neben ihm konnte er eine ganze Reihe an Behördenvertretern und Gästen begrüßen. Die musikalische Gestaltung übernahmen die Jagdhornbläser der BJV Kreisgruppe Bad Neustadt.

    Die Stadt Bischofsheim habe sich bereiterklärt im Naturwaldreservat „Stengerts“ für 20 Jahre auf das Nutzungsrecht zu verzichten. „Die Natur wird sich selbst überlassen“, sagte Baumann. Dennoch habe die Stadt Bischofsheim die Verkehrssicherungspflicht für die Wanderwege. Um die Besonderheiten des Naturwaldreservats hervorzuheben wünscht der Bürgermeister sich noch Schautafeln, die über die Bedeutung und die Artenvielfalt aufklären. Das Naturwaldreservat werde Bischofsheim in die Kernzone des Biosphärenreservat Rhön einbringen. Auch wenn die Fläche kleiner als die geforderte Mindestgröße von 50 Hektar ist, werde sie als naturschutzfachlich besonders hochwertige Fläche eingebracht.

    Zu Beginn seiner Ansprache hob der Minister die beispielhafte Kooperation zwischen Nutzern und Schützern des Waldes hervor. „In Bischofsheim wurde das am Beispiel Naturwaldreservat beispielhaft umgesetzt.“

    Die Ausweisung eines Naturwaldreservat werfe auch immer die Frage auf, ob in Zeiten einer Energiewende eine Flächenstilllegung im Wald überhaupt noch zeitgemäß sei, schließlich werde der Rohstoff Holz doch immer stärker nachgefragt. „Sollten wir deshalb nicht alles nutzen, was nutzbar ist?“ Deutlich sprach sich der Minister gegen eine großflächige Stilllegung von Wäldern aus. Angesichts der Herausforderungen von Klimaschutz und Energiewende könne gerade das bundesweit bedeutendste Holzland Bayern auf die Potenziale des nachwachsenden Rohstoffs nicht verzichten. Es mache keinen Sinn, große Schutzgebiete auszuweisen und dafür die übrigen Flächen umso intensiver zu bewirtschaften.

    Brunner: „Wir setzen deshalb auf eine naturnahe und nachhaltige Forstwirtschaft auf ganzer Fläche, die Nutzen und Schützen vereint.“ Und dennoch wurde nun das Naturwaldreservat „Stengerts“ ausgewiesen. Das sei kein Widerspruch, betonte Brunner. „Wenn wir naturnahe Waldwirtschaft betreiben wollen, müssen wir wissen, wie die Abläufe im Naturwald sind.“ Experten der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) werden das Reifen, Vergehen und die Erneuerung des Waldes wissenschaftlich begleiten. „Die Entwicklung der Reservate zeigt, was naturnahe Wälder auf den unterschiedlichsten Standorten leisten können“, so Brunner. Somit seinen Naturwaldreservate Ratgeber für den Waldumbau. Anders als in der Landwirtschaft könne im Wald nicht von einem Jahr auf das nächste angebaut und geerntet werden. Im Forst müsse man in Generationen denken und hier liege auch die besondere Verantwortung der Waldwirtschaft. Hilfestellungen aus der Wissenschaft seien nötig, um fundierte Prognosen über die Wälder der Zukunft abgeben zu können und dazu brauchen Wissenschaftler Möglichkeiten die natürlichen Abläufe kontinuierlich zu beobachten.

    „Und auch dafür brauchen wir Naturwaldreservate.“ Wenn heute Naturwaldreservate ausgewählt werden, dann geschehe das nicht blindlings. „Klasse statt Masse“, laute hier das Motto. In jedem Naturraum in Bayern werden repräsentative Bestände ausgewählt. Und Naturräume gebe es in Bayern ja eine ganze Menge. Vom Weinbauklima in Unterfranken bis zu den Alpen. Mit dem Naturwaldreservat „Stengerts“ ist nun ein weiteres Juwel hinzugekommen. Der Stengerts zeichne sich durch seine sehr alten und starken Buchen aus, die für viele Arten optimale Strukturen bieten. Typisch für die Buchenwälder dieser Region sei der Feuersalamander, Konsolenpilze wie der Zunderschwamm und Pflanzen wie die vielblütige Weißwurz.

    Der Minister lobte die Stadt Bischofsheim für ihr Engagement in Sachen Waldforschung und Umweltbildung, das sei keine Selbstverständlichkeit. Das Naturwaldreservat „Stengerts“ sei nun ein weiterer Mosaikstein in einem flächendeckenden Netz kleiner „Urwälder“ in Bayern. Seit 1978 hat der Freistaat nun insgesamt 159 Naturwaldreservate eingerichtet, 154 davon im Staatswald, vier im Kommunalwald. Eines ist in privater Hand. Sie repräsentieren auf insgesamt über 7000 Hektar die wichtigsten Waldgesellschaften in Bayern – vom Zirbenwald in den Alpen bis zum Moorbirkenwald in der Rhön.

    Detailinformationen zu den bayerischen Naturwaldreservaten gibt es im Internet unter www.naturwaldreservate.de.

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