Und die Frau verdient halt etwas dazu. Ein solcher Satz ist für Susanne Büttner und Stefanie Zell mindestens von vorgestern. Aber er begegnet nicht nur ihnen immer wieder. Das Rollenbild von der Frau als Hinzuverdienerin ist den beiden Grabfelder Unternehmerinnen ein Dorn im Auge. Sie wollen Frauen Mut machen, solche Klischees zu überwinden. Und sie wollen Frauen helfen auf dem Weg in eine erfolgreiche Selbstständigkeit.
Und darum haben sie ein Netzwerk ins Leben gerufen. "She Rise" heißt das Projekt, das selbstständige Unternehmerinnen zusammenbringen soll. "Aber ganz besonders auch jene Frauen, die vor dem Schritt in die Selbstständigkeit stehen", sagt Stefanie Zell, die in Merkershausen lebt und mit ihrem Mann André eine Vermögensberatung führt.
Viele Fragen speziell für Frauen
"Ganz wichtig, es geht nicht darum, unseren eigenen Unternehmen neue Kunden zuzuführen", betont Susanne Büttner, die als Betriebswirtin und Marketing-Expertin Coachings, Trainings und Vorträge anbietet. Doch als Unternehmerinnen würden sie immer wieder auf Fragen stoßen, die speziell Frauen beträfen.
"Es geht um ganz konkrete Fragen wie die spezielle Altersvorsorge für Frauen. Aber ganz allgemein wollen wir Frauen Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen", sagt Susanne Büttner, die in Bad Königshofen lebt.
Gleichberechtigung hat noch viele Facetten
Beide Frauen wollen sich nicht damit zufriedengeben, dass der Anteil an hauptberuflich selbstständigen Frauen im Vergleich zu Männern noch sehr gering ist. "Das Thema Gleichberechrtigung hat noch so viele Facetten", betonen die beiden Frauen, die sich keinesfalls als Hardcore-Feministinnen verstehen.
Aber aus Beispielen wissen sie: Männer und Frauen werden bei gleicher Qualifikation gleich bezahlt. Kommen dann Kinder, verschiebe sich die Balance in Richtung Männer. "Kommst Du dann als Assistentin zurück", einen solchen Satz habe sich auch die Diplom-Betriebswirtin Susanne Büttner anhören müssen, als sich das erste Kind ankündigte. Sätze wie diese ärgern die beiden Frauen. "Wirkliche Gleichberechtigung haben wir erst, wenn Vater und Mutter zu gleichen Teilen die Elternzeit in Anspruch nehmen", sagt Büttner.
Die Gesellschaft muss sich aus sich heraus verändern
Geteilte Erfolgsgeschichten und gegenseitiges Mutmachen beim Unternehmerinnen-Projekt "She Rise" sollen Teil eines Umdenkprozesses werden, vor allem bei den Frauen selbst. "Quoten sind in dem einen oder anderen Fall gewiss hilfreich. Aber im Grunde ändert sich eine Gesellschaft aus sich selbst heraus", meint Susanne Büttner.
Diesen Veränderungsbedarf sieht sie auch im Landkreis Rhön-Grabfeld. "Unternehmerinnen-Persönlichkeiten kann man an wenigen Fingern abzählen", sagt die Marketing-Expertin. Meistens würden Frauen kleinere Unternehmen als Nebengewerbe betreiben, dabei müsse es nicht bleiben.
Alte Rollen-Klischees belasten bis heute
Auch wenn die Jungunternehmerinnen von heute schon modernere Eltern hätten, so wirke doch auch noch die Großeltern-Generation nach. Das fange schon bei Sätzen an wie "Was hast du deinem Mann gekocht?", schmunzelt Stefanie Zell, bei der auch Ehemann André gerne am Herd steht. Auch Susanne Büttner musste sich von einem Satz aus ihrer Jugend erst selbstbewusst befreien: "Wofür willst du denn Abitur machen?", hieß es damals voller Rollenklischees.
Noch viel Ermutigung für Frauen sei nötig. "Wenn ein Mann 20 Prozent eines Bewerberprofils erfüllt, dann bewirbt er sich. Wenn eine Frau 90 Prozent des Profils erfüllt, ist sie sich unsicher", beschreibt Susanne Büttner fehlendes Selbstvertrauen der Frauen. "Aber wir müssen uns selbst ermächtigen. Wir können uns nicht nur auf unsere Männer verlassen", sagt Susanne Büttner.
Rechtliche Fragen oder Steuer-Tipps
Am Donnerstag, 30. November, findet im Coaching-Haus in Wülfershausen das erste Treffen der neuen Gruppe statt. Eigentlich wollte Dorothee Bär zur Premiere kommen, sei aber wegen der Sitzungswoche in Berlin verhindert, wolle aber eine Grußbotschaft senden, so Büttner. In der Folge sind vierteljährliche Treffen geplant, bei denen die (zukünftigen) Unternehmerinnen verschiedene Beratungsangebote nutzen können. Rechtliche, steuerliche oder technische Fragen sollen je nach Gesprächsbedarf behandelt werden. Steuerrücklagen für Selbstständige können dann ebenso Thema sein wie das richtige Warenwirtschaftssystem.
Resonanz über den Landkreis hinaus
Die Resonanz auf das erste Treffen diesen Donnerstag um 18.30 Uhr ist schon groß, selbst aus Würzburg oder Münnerstadt haben interessierte Frauen ihr Kommen angekündigt. "Einander stützen und stärken" wollen die beiden Grabfelderinnen ihre Geschlechtsgenossinnen. Sie strahlen das Selbstbewusstsein dafür aus, dass es ihnen auch gelingt.
Das erste Treffen des Netzwerks "She Rise" findet am Donnerstag, 30. November, um 18.30 Uhr im Coachinghaus in Wülfershausen statt. Tickets sind buchbar auf der Internetseite des Unternehmerinnen-Netzwerks:
www.she-rise.de