Der katholische Kindergarten St. Josef ist in die Jahre gekommen. Zahllose Generationen von Kleinkindern wurden in dem zweckmäßigen Bau aus den 1960er Jahren betreut. Nun muss das Haus, in direkter Nachbarschaft zur Grundschule, saniert werden. Oder gleich neu gebaut, wenn es nach den Verantwortlichen der Stadt geht. Bis dahin sind aber noch einige Hürden zu meistern, sagt Bürgermeister Michael Kraus im Gespräch mit dieser Redaktion. Er erklärt, warum es Jahre dauert, bis nach ersten Planungen endlich einmal die Bagger anrollen können.
Kraus, seit drei Jahren im Amt, begleitet die Sanierung des katholischen Kindergartens schon sein ganzes Bürgermeister-Leben lang. Im Elternbeirat hat er sich auch schon vor seiner Amtsübernahme für die Einrichtung engagiert. Er beschreibt die Vorgeschichte, die eine Umsetzung des Vorhabens verzögert hat. Sie füllt einen Aktenordner.
Kirche beteiligt sich nicht am Unterhalt des Gebäudes
2018 hatte der Vorgänger-Stadtrat erstmals über eine dringliche Sanierung des katholischen Kindergartens in Mellrichstadt beraten. Und über Kosten gesprochen. Das Gebäude ist Eigentum der Kirche, der die Stadt ehemals das entsprechende Grundstück übertragen hatte. Als Trägerin betreibt die Kirche den Kindergarten, der Unterhalt für solche Gebäude wurde in früheren Zeiten gemeinschaftlich finanziert. In der Regel trug die Kommune einen Großteil der Kosten, die Kirche beteiligte sich in kleinerem Rahmen. Doch die Mellrichstädter gingen beim Kindergarten leer aus. Der Grund: Die Kirche musste sparen.
Nach längeren Verhandlungen mit der Diözese Würzburg über eine Kostenbeteiligung und Besprechungen im bischöflichen Bauamt, wie eine Sanierung aussehen könnte, erhielt die Stadt im September 2019 die ernüchternde Nachricht: Die Diözesanbaukommission hatte den Antrag der Verwaltung abgelehnt. Grund war das im August 2019 in Kraft getretene Bau-Moratorium, das für drei Jahre gelten sollte und aufgrund der Sparzwänge nur Notmaßnahmen an Bauten der Kirche erlaubte.
Kindergarten-Sanierung wird rund 3,5 Millionen Euro kosten
"Der Zeitpunkt der Antragstellung war damals sehr unglücklich", sagt Bürgermeister Michael Kraus rückblickend. Er selbst nahm, gerade ein halbes Jahr im Amt, gemeinsam mit VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn, Architekt Dominik Wukowojac und Vertretern der Kirchenverwaltung in Würzburg einen weiteren Anlauf, um doch noch eine Beteiligung der Diözese an der Sanierung zu erreichen. Die Corona-Pandemie erschwerte die weiteren Kontakte, und am Ergebnis änderte sich letztendlich nichts. "Wir als Stadt müssen die Baulast allein tragen", bringt es Kraus auf den Punkt.
Auch wenn das für die Mellrichstädter Finanzen ein dicker Brocken ist: "Wir sind sehr froh, dass die Kirche den Kindergarten auch weiterhin betreiben wird", sagt der Stadtchef. 75 Kinder werden in drei Gruppen in St. Josef betreut, 18 Plätze stehen in der angeschlossenen Krippe zur Verfügung. Die Einrichtung ist wichtig für das Betreuungsangebot in der Stadt, die nötige Investition stand nie zur Debatte. Und die geht deutlich ins Siebenstellige: Rund 3,5 Millionen Euro sind derzeit für eine Sanierung veranschlagt.
Für heutige Konzepte ausgelegt: Stadt will lieber neu bauen
"Im Wesentlichen geht es dabei um den Mitteltrakt zwischen der Kinderkrippe und dem Pfarrsaal", erläutert Kraus. Die Stadt hat sich hinsichtlich einer Förderung an die Regierung von Unterfranken gewandt, als Grundlage wurde eine Kostenermittlung vonseiten der Mellrichstädter gefordert. Und bei den Untersuchungen dazu kam heraus, dass nicht nur Fenster, Innenaufteilung und Elektroinstallation neu gemacht werden müssen, sondern auch das Dach. "Das war der Zeitpunkt, an dem wir begonnen haben, über einen Neubau nachzudenken."
Denn wenn alles gemacht wird, bleiben vom Altbau vier Wände und eine Bodenplatte übrig. "Dann doch lieber gleich neu bauen, mit Freiheiten bei der Gestaltung und angepasst an die heutigen Erfordernisse und moderne Betreuungskonzepte", so die einhellige Meinung in der Stadtverwaltung. Nun gilt es, die Regierung von Unterfranken davon zu überzeugen, dass ein Neubau wirtschaftlicher ist als eine Sanierung. Zumal dieser laut VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn nur unwesentlich mehr kostet.
Sommerferien 2024 als Baustart anvisiert
Nach den langen Vorarbeiten, die es gebraucht hat, bis endlich der Förderantrag bei der Regierung gestellt werden konnte, hofft die Stadt nun auf eine zügige Antwort von der Behörde in Würzburg. Denn wenn von dort grünes Licht für einen Baubeginn kommt, geht das Verfahren der öffentlichen Hand erst los. Und das kann dauern, wie man mit Blick auf europaweite Ausschreibungen mit Formalien und einzuhaltenden Fristen weiß.
"Wenn es sehr gut läuft, können wir möglicherweise in den Sommerferien 2024 mit dem Bauen beginnen", schätzen Michael Kraus und Peter Hehn vorsichtig. Dass solch lange Beratungs- und Planungsphasen bis zum Zeitpunkt einer Entscheidung viele Ressourcen in den Verwaltungen wie auch den Behörden verbrauchen, sieht der Stadtchef durchaus kritisch. "Es braucht sechs Jahre Vorbereitung, Gespräche und Anträge, bis bei einem solchen Vorhaben der Bagger anrollen kann. Das sind zwei Generationen von Kindergartenkindern vom Feststellen der Notwendigkeit einer Sanierung bis zum Baubeginn", fasst Kraus zusammen.
Auch der evangelische Kindergarten muss saniert werden
Die weiteren Aussichten: Neben dem katholischen muss auch der evangelische Kindergarten in absehbarer Zeit saniert oder neu gebaut werden. Wann dieses Projekt angepackt wird? "Hier ist die Planung noch nicht angelaufen", sagt VG-Chef Peter Hehn.
Er hat dabei auch die städtischen Finanzen im Blick. Bekanntlich muss Mellrichstadt in den kommenden Jahren große Projekte schultern. Das derzeit gute Polster an Rücklagen wird dabei mächtig schrumpfen.