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Oberelsbach: Neuer Naturschutz-Masterplan für die Rhön: Die Zukunft seltener Arten und wertvoller Lebensräume sichern

Oberelsbach

Neuer Naturschutz-Masterplan für die Rhön: Die Zukunft seltener Arten und wertvoller Lebensräume sichern

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    Die artenreichen, wertvollen Rhönwiesen zu schützen und zu erhalten, ist das Ziel des neuen Managementplans für die Rhön.
    Die artenreichen, wertvollen Rhönwiesen zu schützen und zu erhalten, ist das Ziel des neuen Managementplans für die Rhön. Foto: Thomas Pfeuffer

    Es ist ein Text- und Kartenwerk über Lebensräume und Tierwelt der Rhön, das seinesgleichen sucht. Bei einem "Runden Tisch" in Oberelsbach stellten Vertreter von Naturschutz- und Forstbehörden sowie dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Managementplan für den Teilbereich Rhön-Grabfeld des FFH- und des SPA-Gebiets Bayerische Hohe Rhön vor.

    Eigentümern, Bewirtschaftern, Verbänden und der interessierten Öffentlichkeit sollte dabei ein Einblick in hunderte Textseiten und Karten umfassendes Konvolut ermöglicht werden. Schließlich soll damit die Zukunft der Bewirtschaftung von großen Teilen der oberen Rhön organisiert werden. Daher stand nicht nur Information, sondern auch die Diskussion über die vorgeschlagenen Maßnahmen im Mittelpunkt.   

    Bei der Vorstellung des Managementplans zum Natura-2000-Gebiet informierten sich Interessierte an den Karten über die konkreten Schutzflächen und dort vorgesehene Maßnahmen.
    Bei der Vorstellung des Managementplans zum Natura-2000-Gebiet informierten sich Interessierte an den Karten über die konkreten Schutzflächen und dort vorgesehene Maßnahmen. Foto: Thomas Pfeuffer

    Wozu wird ein Managementplan angefertigt?

    Ein Netz von Schutzgebieten für besonders wertvolle Lebensräume und Arten erstreckt sich über ganz Europa. Unter dem Namen Natura 2000 soll damit die biologische Vielfalt in Europa gesichert werden. Zum Natura-2000-Verbund zählen auch das FFH- und das SPA-Gebiet "Bayerische Rhön". Die Abkürzung FFH bedeutet Fauna-Flora-Habitat-Gebiet und steht für Lebensräume von Pflanzen und Tieren, die nach EU-Recht geschützt sind. Mit "SPA" werden europäische Vogelschutzgebiete abgekürzt.

    Diese Gebiete beheimaten jeweils Arten und Lebensräume, die mittlerweile nur noch selten vorkommen. Bei der Uno-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro hat sich Deutschland verpflichtet, "Natura 2000"-Flächen zu bewahren und ihren Zustand nötigenfalls zu verbessern. Eine Verpflichtung, die von der Europäischen Union streng überwacht wird. Um ihr gerecht zu werden, erstellen die Naturschutzbehörden Managementpläne.

    Wie wird ein Managementplan erstellt?

    Um einen Managementplan zu erstellen, wird zunächst mithilfe von Kartierungen erfasst und bewertet, welche schutzwürdigen Lebensräume, Pflanzen und Tiere vorhanden sind. Auf dieser Basis erarbeiten Naturschutz- und Forstverwaltung Ziele und Maßnahmen zum Erhalt beziehungsweise der Wiederherstellung der Lebensräume. Ziel eines solchen Managementplans ist es, die wertvolle Natur auch für künftige Generationen zu erhalten. An Runden Tischen wie jetzt in Oberelsbach soll im Dialog mit den Eigentümern, Behörden und Verbänden die flächengenaue Umsetzung des Managementplans diskutiert werden.

    Wo befindet sich das Natura-2000-Gebiet Bayerische Hohe Rhön?

    Das Natura-2000-Gebiet Bayerische Hohe Rhön erstreckt sich von Bad Brückenau über Bischofsheim bis nach Fladungen im Nordosten über die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Es umfasst daneben auch den Truppenübungsplatz Wildflecken. Es besteht aus einem FFH-Gebiet und einem fast deckungsgleichen Vogelschutzgebiet (SPA). Die "Hohe Rhön" ist mit knapp 19.300 Hektar das größte FFH-Gebiet Unterfrankens. Es ist fast deckungsgleich mit dem gleichnamigen SPA-Gebiet, mit 19.060 Hektar.

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    Das Teilgebiet Rhön-Grabfeld erstreckt sich über eine Fläche von 9.350 Hektar. Es reicht etwa von der Kissinger Hütte auf dem Feuerberg über das Naturschutzgebiet Lange Rhön bis zum Heimatblick bei Fladungen. Von der Gesamtfläche sind 5140 Hektar Offenland und 4200 Hektar Wald. Das Teilgebiet Bad Kissingen umfasst etwa 5160 Hektar. Dazu kommt noch der Truppenübungsplatz Wildflecken mit knapp 4800 Hektar. Für diese drei Teilbereiche werden jeweils eigene Management-Pläne erarbeitet.

    Warum werden nur spezielle Arten und Lebensraumtypen erfasst?

    Für die Managementplanung werden verschiedene Lebensraumtypen beziehungsweise (Vogel-)Arten ermittelt, die in den FFH- beziehungsweise SPA-Richtlinien festgelegt sind. Sie repräsentieren wertvolle Lebensräume und dienen als Indikatoren, die mit hohen Lebensraumansprüchen stellvertretend für andere gefährdete Arten stehen. So wurden im Gebiet des nun vorgestellten Managementplans 16 Lebensraumtypen mit einer Gesamtfläche von knapp 2000 Hektar im Offenland und neun Lebensraumtypen auf einer Fläche von 2700 Hektar im Wald ermittelt.

    Dazu kommen zehn der genannten Indikator-Arten und 29 Vogelarten nach der Vogelschutzrichtlinie. Zu den wertvollen Lebensräumen im Teilgebiet Landkreis Rhön-Grabfeld gehören beispielsweise Berg-Mähwiesen, Moore oder montane Borstgrasrasen und Waldmeister-Buchenwälder. Zu den wertvollen Vogelarten im SPA-Gebiet zählen insbesondere Raubwürger, Birkhuhn und Bekassine.

    Was sind die nächsten Schritte?

    Die einzelnen Flächen werden Grundstücksgenau erfasst und ihr Zustand bewertet. Bei den Tierarten werden Habitat-Qualität oder Population analysiert. Daraus wird jeweils ein Maßnahmenbündel entwickelt, wie der jeweilige Zustand erhalten oder verbessert werden kann. Das reicht von Düngeverbot, Vorgaben für Mähzeiten oder Beweidungsregelungen über Horstschutz-Zonen für Waldvögel. Aus diesen Grundlagen- und Maßnahmenberichten sowie dem daraus entwickelten Kartenwerk setzt sich der Managementplan zusammen. Für den jetzt vorgestellten Bereich umfasst er rund 600 Textseiten und mehr als 100 Karten.

    Nicht nur die Wiesen und wertvollen Waldlandschaften, auch die Bestände seltener Tierarten der Rhön sollen erhalten werden. Das Bild zeigt einen Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) im Schwarzen Moor.
    Nicht nur die Wiesen und wertvollen Waldlandschaften, auch die Bestände seltener Tierarten der Rhön sollen erhalten werden. Das Bild zeigt einen Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) im Schwarzen Moor. Foto: Wolfgang Piepers

    Welche Konsequenzen bedeutet ein Managementplan?

    Natura 2000-Gebiete sind keine klassischen Naturschutzgebiete. Somit ist der Managementplan ausschließlich für die Behörden rechtsverbindlich. Sie müssen die Gebiete durch hoheitliche, vertragliche oder andere Maßnahmen schützen. Für die Grundbesitzer oder die Bewirtschafter ist die Umsetzung freiwillig. Allerdings gilt auch für sie das sogenannte „Verschlechterungsverbot“, wonach sich die ökologischen Lebensgrundlagen der zu schützenden Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräume nicht verschlechtern dürfen.

    Als Ausgleich für eine freiwillige Umsetzung der Vorgaben erhalten sie in Abstimmung mit der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde Fördermittel – zum Beispiel aus dem Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm. So kann zum Beispiel die extensive Bewirtschaftung der artenreichen Mähwiesen durchaus wirtschaftlich attraktiv werden.  

    Welche Probleme sahen die Bewirtschafter in Oberelsbach?

    In der von Dr. Thomas Keller, dem Leiter der Höheren Naturschutzbehörde, souverän moderierten Diskussion wurden neben Detailfragen zwei Probleme ausführlicher diskutiert. Von Forstseite wurden Vorgaben für Vorrichtungen zum Vogelschutz bei Zäunungen kritisiert. Ein Thema, bei dem sich die Verantwortlichen offen für alternative Regelungen zeigten.

    Als schwieriger erwies sich das Thema Herbstzeitlose. Die giftige Pflanze verbreitet sich immer weiter auf den Rhöner Wiesen. Wie ihre Bekämpfung überhaupt und vor allem auch mit möglichen Vorgaben aus dem Managementplan gestaltet werden kann, blieb unklar. Zwar laufen hier gerade mehrjährige Versuche, deren Erfolgsaussichten allerdings von landwirtschaftlicher Seite als gering angesehen wurden.  

    Wie kam das Thema Managementplan bei den Bewirtschaftern an?

    Grundsätzliche Kritik an dem neuen Planungsinstrument wurde nicht geäußert. Lediglich der enorme Umfang der Unterlagen war immer wieder Gesprächsstoff bei den rund 70 Teilnehmern . Auf Nachfrage war einerseits immer wieder Skepsis gegenüber behördlichen Vorgaben zu hören, andererseits aber auch Zufriedenheit, dass für den Bereich der Oberen Rhön eine gewisse Planungssicherheit gegeben und eine große Förderkulisse entstanden ist. 

    Der Entwurf des Managementplans kann auf der Website der Regierung von Unterfranken www.regierung.unterfranken.bayern.de unter Aufgaben / Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz / Naturschutz / Natura 2000-Gebiet eingesehen und heruntergeladen werden.

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