Den europäischen Adel zeichnet unter anderem sein Standesbewusstsein aus, das sich auch darin äußert, dass die adeligen Familien stolz auf ihre Abstammung und die lange Reihe ihrer Vorfahren sind. Das ist auch bei den Freiherrn von Stein nicht anders.
Am Dienstagnachmittag nahmen Hans-Dietrich Freiherr von Stein und seine Gattin, Ursula Freifrau von Stein, die Gelegenheit wahr, um der Öffentlichkeit ein Buch vorzustellen, in dem die Nordheimer Linie ihres Geschlechts seit dem Mittelalter wissenschaftlich aufgearbeitet und dargestellt wird. Sie hatten darum eine große Anzahl von Persönlichkeiten aus der Region zur Präsentation in ihr Schloss in Völkershausen eingeladen. Nach der Buchvorstellung im geschichtsträchtigen Salon luden die Gastgeber ihre Gäste zu einem Kaffeeplausch mit zwanglosem Gedankenaustausch ein.
Fünf Jahre lang hat der Autor, Ingo Freiherr von Berchem, unterstützt von Gerhard Schätzlein, in Archiven geforscht, um die Geschichte der Nordheimer Linie der Familie genauer zu beleuchten. Es ist der zweite Band einer Trilogie. Sein Titel: „Die Nordheimer Linie der Freiherrn von Stein zu Nord- und Ostheim“. Gemeint ist übrigens Nordheim im thüringischen Grabfeld, nicht zu verwechseln mit Nordheim vor der Rhön. Im bereits erschienenen ersten Teil ging es um die Ostheimer Linie der Freiherren von Stein. Der noch zu verfassende dritte Teil wird sich dann mit dem Nordheim-Bayreuthschen Zweig der Familie sowie „der noch blühenden Völkershäuser Linie“ beschäftigen, wie es im Vorwort zum zweiten Band heißt.
Verfasser Ingo von Berchem hatte schon einen großen Beitrag zum ersten Band geleistet. In Band zwei hat er fast ausschließlich die Forschungsarbeiten und die Textniederschrift geleistet, und Gerhard Schätzlein, Lehrer im Ruhestand aus Filke, hat Recherchen, Kontrollen und das Layout und die Bebilderung beigetragen. Die beiden Hobby-Historiker konnten dabei auf das von Steinsche Familienarchiv zurückgreifen, das ihnen Hans-Dietrich von Stein bereitwillig zur Verfügung gestellt hat.
Von Berchem schickt seiner chronologisch angelegten Arbeit einen kurzen Abriss der Geschichte der Familie von Stein voraus. Dann verfolgt er in 18 Teilkapiteln den Stammbaum der Nordheimer von Stein anhand herausragender Persönlichkeiten, deren Schicksalen, Leistungen und deren Nachkommen. Bei seinem Vortrag im Schloss wies von Berchem darauf hin, dass daneben auch einige Episoden in sein Buch eingeflossen sind, auf die er während seiner Recherchen stieß, und dass sein Buch auch „interessante Einblicke in das Dorfleben von Nordheim im Grabfeld, vor allem das Verhältnis zur Dorfherrschaft betreffend, und in geschichtliche, soziale und politische Verhältnisse durch die Zeiten“ gewähren will.
Den kenntnisreichen Vortrag veranschaulichte der Autor durch eine sorgfältig erarbeitete Präsentation, bei der er die wichtigsten Etappen der von Steinschen Familiengeschichte illustrierte und im Übrigen auf die ausführliche Darstellung in seinem Buch verwies. Aus seinen Ausführungen wurde sehr schnell klar, dass hier zwar keine studierten Historiker am Werk waren, aber dennoch wissenschaftlich geschulte Männer, die sehr wohl mit den Quellen des Historikers umzugehen wussten. Davon zeugt das Buch auf jeder Seite, und das nicht nur durch seine reiche Bebilderung, sondern auch durch sorgfältige Quellennachweise in Fußnoten oder dem Dokumentenanhang am Ende des Buchs.
Neuerscheinung
Das aufwendig gemachte und 444 Seiten umfassende Buch ist im Buchhandel erhältlich und kostet 25 Euro. Es ist mehr als eine wissenschaftliche Fleißarbeit. Für künftige historische Forschungen über das Wirken des ländlichen Adels in der Geschichte des nördlichen Unterfrankens und des Grabfelds wird es ein wichtiges Nachschlagewerk sein. Für heimat- und geschichtsverbundene Bürger ist es eine interessante Lektüre – bei der Buchvorstellung im Schloss Völkershausen gingen die vorhandenen Exemplare weg wie warme Semmeln. Autor Ingo von Berchem hatte schon durch seine Mitarbeit bei der archäologischen Arbeitsgruppe von Ostheim sein Interesse an der Geschichte bewiesen, Co-Autor Gerhard Schätzlein hat bereits eine Reihe von geschichtlichen Publikationen vorgelegt.