Aber es gibt nicht nur die Großen. Auch sonst wird ab und an ein Sud angesetzt – sei es im Freilandmuseum Fladungen oder bei dem einen oder anderen Fest an einem alten Dorfbrauhaus.
So ein Dorfbrauhaus gibt es auch in Niederlauer. Das haben Cornelia und Günter Federlein zu neuem Leben erweckt. Seitdem sie vor zwei Jahren den ersten Sud angesetzt haben, brauen sie dort regelmäßig ihren Lauertaler Urstoff – zunächst wohl ein wenig belächelt von den Niederläurern, die sich nicht so recht vorstellen konnten, dass man dort in der heutigen Zeit erfolgreich Bier brauen kann.
Zwischen Märzen und Pils
Doch erfolgreich sind die Federleins. Ihr kupferfarbenes Bier, das geschmacklich irgendwo zwischen Märzen und Pils liegt – angenehm malzig, aber nicht so malzüberfrachtet wie manch anderes dunkle Bier, mit deutlicher Hopfennote, aber nicht so herb, wie viele Pils-Biere – ist inzwischen so begehrt, dass Cornelia Federlein gerne noch mehr Sude ansetzen möchte. Fünf waren es im vergangenen Jahr mit jeweils 15 bis 16 Hektolitern.
Angefangen hat das Bierbrauen bei der Familie Federlerin allerdings viel kleiner, mit einem 30-Liter-Topf auf dem Herd in der heimischen Küche, erzählt Cornelia Federleien. Der erste Versuch mit obergärigem Weißbier für den Eigenbedarf gelang damals so gut, dass der Wunsch nach einer größeren Produktion geweckt war. Obwohl vor allem Cornelia Federlein die treibende Kraft hinter der Bierherstellung ist, hat auch Ehemann Günter eine intensive Beziehung zur Bierherstellung. Er ist bei Siemens zuständig für die Automatisierung von großen Brauereianlagen.
Automatisch geht es allerdings kaum zu, wenn Cornelia und Günter Federlein wieder einen Sud aus Wasser, Malz und Hopfen im Kessel des knapp 130 Jahre alten Niederläurer Brauhauses ansetzen. Auch wenn die Federleins 2005 kräftig in die Renovierung des Sudhauses investierten, damit dann im Frühjahr 2006 nach über 20 Jahren wieder ein Sud gebraut werden konnte.
Um 4 Uhr früh geht's los
Für den Lauertaler Urstoff müssen Cornelia und Günter Federlein früh aufstehen. So um vier Uhr in der Frühe geht es los. Und es wird immer ein langer Tag, wie Cornelia Federlein erzählt, „meistens so bis abends um acht oder neun“.
Der Brauprozess läuft noch immer so ab, wie vor über fünfzig Jahren. Als erstes wird das Malz gemahlen. Die Braugerste dafür stammt aus der Umgebung. Wie früher wird die Mühle im Niederläurer Brauhaus über Transmissionsriemen angetrieben, ebenso wie die Rührwerke, die das Malz mit Wasser und Hopfen vermischen. Und für das Erhitzen des Sudkessels wird wie früher Holz verwendet.
Das ehemalige Kühlschiff – im Prinzip eine riesige Pfanne, im dem der zuvor erhitzte Sud abkühlt – existiert zwar noch, es kann aus hygienischen Gründen aber nicht mehr genutzt werden. Ein moderner Plattenwärmetauscher übernimmt nun seine Aufgabe. Das dafür nötige Wasser wird in den ehemaligen Gärbottichen auf sechs Grad heruntergekühlt.
Auch die Tochter macht mit
Viel zu tun also, da ist es gut, dass sich auch Tochter Laura für das Bierbrauen interessiert. Schon damals bei den ersten 30 Litern in der Küche rührte sie kräftig im Topf mit, erzählt Cornelia Federlein. Und nun ist sie auch mit dabei, wenn im Brauhaus ein Sud angesetzt wird. „Nach der Schule kommt sie dazu und hilft mit“.
Damit das mit dem Bierbrauen aber überhaupt möglich war, brauchten Günter und Cornelia Federlein eine Brauerei als Partner. Denn es gibt keine Gär- und Lagermöglichkeit im Brauhaus. In Werner Lang von der Brauerei Lang in Waltershausen haben sie einen Partner gefunden, der das für sie übernimmt und ihre Arbeit gerne unterstützt. Wenn der Sud fertig und gekühlt ist, wird er auf einem Anhänger in zwei Tanks a fünf Hektoliter nach Waltershausen gebracht. Zweimal muss Cornelia normalerweise fahren.
Nach sieben Wochen Gär- und Lagerzeit ist es dann soweit. Der neue Lauertaler Urstoff ist fertig zum Abfüllen in Fässer mit 15, 30 oder 50 Litern und in Flaschen. „Das ist dann immer ziemlich spannend“, denn das Ergebnis variiert immer ein wenig. Aber gerade das ist es wohl, was das Niederläurer Bier ausmacht. Es hat keinen genormten Geschmack, es ist unfiltriert, nicht pasteurisiert und deswegen auch nur drei Monate oder ein bisschen länger haltbar.
Aber das ist eher kein Problem. So etwas Gutes ist schnell weggetrunken. Der neue Sud zum Beispiel ist schon zum größten Teil verkauft und ein Teil ist für das Brauhausfest Ende Mai bestimmt.
„Es kommen immer wieder neue Interessenten dazu“, erzählt Cornelia Federlein mit Stolz. Die Familie beliefert nicht nur den Bundschu in Münnerstadt und den Hannes in Bad Neustadt, sogar nach Dänemark muss Günter Federlein vom Lauertaler Urstoff mitnehmen, wenn der dort wieder einmal dienstlich zu tun hat. Und jetzt, wenn es langsam wieder ans Grillen geht, steigt die Nachfrage, die Erfahrung haben die Niederläurer Bierbrauer gemacht. Und vielleicht gibt es dann auch irgendwann einmal ein Weißbier aus dem Niederläurer Brauhaus. Denn Cornelia Federlein liebt die Herausforderung, und das erste Bier in der Küche war ja auch ein obergäriges Weißbier.