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FLADUNGEN: Neustart für die Skapulierbruderschaft

FLADUNGEN

Neustart für die Skapulierbruderschaft

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    Besonderer Bezug zur Gottesmutter: Pfarrer Georg Neumann will die Fladunger Skapulierbruderschaft erneuern.
    Besonderer Bezug zur Gottesmutter: Pfarrer Georg Neumann will die Fladunger Skapulierbruderschaft erneuern. Foto: Foto: Steffen standke

    „Eine Skapulier. . . was?“ – auch Pfarrer Georg Neumann schaute erst einmal fragend, als er das erste Mal von einer Skapulierbruderschaft hörte. Aus seiner Heimat am Niederrhein kannte er so etwas nicht. Jetzt will der katholische Geistliche diese besondere Gebetsgemeinschaft in Fladungen erneuern. Er hofft auf viele Mitstreiter.

    Das Skapulier besteht aus zwei kleinen Stoffteilen, die an Bändern hängen und über die Schulter getragen werden. Es zeigt einerseits die Mutter Jesu mit Kind, stellte über Jahrhunderte eine besondere Form der Marienverehrung dar, vergleichbar mit dem Rosenkranz. Das andere Stoffteil zeigt eine Vision. Laut Überlieferung soll dem Karmeliten Simon Stock am 16. Juli 1251 in Aylesford in der englischen Grafschaft Kent die heilige Maria erschienen sein. Sie soll auf das Skapulier als besonderes Zeichen ihres Schutzes hingewiesen haben. Diejenigen, die es in Ehren tragen, würden ewiges Heil erlangen, so die Überlieferung.

    „Die Hochzeit der Bruderschaften war im 17. und 18. Jahrhundert.“

    Wolfgang Weiß, Professor für Kirchengeschichte in Würzburg

    Im Mittelalter bildeten sich rund um die neu entstandenen Ordensgemeinschaften der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner und Karmeliten sogenannte Laienbruderschaften. Die einfachen Gläubigen wollten den Mönchen im Glauben nahe sein, wollten Anteil haben an Geist und Apostolat der Orden. Ausdruck dessen war, ein Stück des Ordensgewandes zu tragen – einen weißen Mantel, einen Gürtel oder das Skapulier.

    Die Skapulierbruderschaften bestehen zum großen Teil mehrere Jahrhunderte. Laut Wolfgang Weiß, Professor für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der neuesten Zeit an der Universität Würzburg, erlebten sie im 17. und 18. Jahrhundert ihre „Hochzeit in unserem Raum“. Nach dem Niedergang des alten Glaubens in der Reformationszeit sei es wichtig gewesen, alle Gläubigen für den katholischen Glauben zu gewinnen. Auch die Laien sollten lebendiges Zeugnis ihre Glaubens ablegen.

    Allein in Süddeutschland entstanden so 91 Skapulierbruderschaften. In Würzburg bestätigte Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg 1626 erstmals eine solche Glaubensgemeinschaft. Die Karmeliten in Neustadt an der Saale gründeten um 1650 eine. 1652 entstand in Zellingen eine Skapulierbruderschaft, ebenso in Hofheim, Fladungen, Urspringen und Herbstadt.

    Pfarrer Neumann hat versucht, im Kirchenarchiv mehr über die Fladunger Skapulierbruderschaft herauszufinden. Viel konnte er nicht ausgraben. Klar war nur, dass alle Kommunionkinder automatisch in die Bruderschaft aufgenommen wurden. Besondere Aktivitäten entstanden daraus zuletzt nicht. Ob das schon immer so war oder ob eine schöne Tradition eingeschlafen ist – Neumann kann es nicht sagen.

    Der Nordheimer Pfarrer – seit dem vergangenen Jahr in der Pfarreiengemeinschaft Fladungen-Nordheim verstärkt auch für die nördlichste Stadt Bayerns zuständig – möchte den Neubeginn wagen. Am Sonntag, 22. Februar, lädt er um 17 Uhr zu einer Marienandacht im Geiste der Skapulierbruderschaft in die Kilianskirche ein. Mit Birgit Sauer hat sich bereits jemand bereit erklärt, die notwendige Position der Bruderschaftsmeisterin zu übernehmen, sie wird im Gottesdienst ins Amt eingeführt.

    „Ich will eine Gebetsgemeinschaft mit regelmäßigen Gottesdiensten etablieren.“

    Pfarrer Georg Neumann zum Neubeginn

    Auch ein neues Bruderschaftsbuch mit den Matrikeln der Mitglieder will Georg Neumann feierlich erheben und der Gottesmutter symbolisch übergeben. Die Bruderschaftsverzeichnisse der vergangenen Jahre ließen sich nicht mehr vollständig finden. Alle Mitglieder der Bruderschaft können sich bis 22. Februar in das neue Buch eintragen.

    Pfarrer Neumann will in Fladungen „eine tragende Gebetsgemeinschaft mit regelmäßigen Gottesdiensten“ etablieren. Sie soll auch auf festen Füßen stehen, falls der Pfarrer wechselt oder zeitweise gar keiner vor Ort sitzt. Eines aber soll die Skapulierbruderschaft nicht darstellen: eine mystische Gemeinschaft. Das Skapulier soll kein Schutz bietender Talisman sein, der automatisch Erlösung garantiert und von einem christlichen Leben entbindet. Es soll freiwillige Verpflichtung zu einem Leben nach dem Evangelium sein. „Ich erkläre den Kindern immer: Wenn ich mir einen Fußballschal von Bayern München umhänge, sage ich damit, dass ich dazugehöre. Das ist mein Bekenntnis nach außen. So ähnlich ist es mit dem Skapulieren auch.“

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