Den Begriff "Lebenswerk" definiert der Duden als schöpferische Leistung eines Lebens. Nun, sein ganzes Leben lang arbeitet Edgar Schmitt zwar noch nicht an seinem Zehnthof, aber immerhin seit rund zwei Jahrzehnten, in denen er jede Menge Herzblut, Liebe, Engagement und Geld in das historische Areal in der Niederläurer Ortsmitte gesteckt hat. Der historische Zehnthof kann also dennoch mit Fug und Recht als das Lebenswerk Edgar Schmitts bezeichnet werden. Zusammen mit befreundeten Künstlern hat Schmitt nun die Bushaltestellte direkt neben dem Zehnthof neu gestaltet. Damit wird das Lebenswerk des Niederläurer Metalldesigners weiter aufgewertet.
"Es ist mir wichtig, in meinem Heimatdorf etwas zu gestalten und mich zu engagieren", umreißt Schmitt seine Motivation, sich immer wieder künstlerisch in Niederlauer einzubringen. Im Jahr 2008 war die Scheune des Anwesens neben dem Zehnthof abgebrannt, 2015 dann auch das Haus. Edgar Schmitt erwarb das Areal und trug die Reste ab. Für ihn bot sich so die Chance, seinen Zehnthof als freistehendes Gebäude noch markanter erscheinen zu lassen.
Edgar Schmitt verbindet gerne Zeitgenössisches mit Altem
Aus gesammelten Bruchsteinen errichtete er in mehrmonatiger aufwendiger Arbeit zur Hauptstraße hin die Rückwand des Bushäuschens. Wie stets bei seinen Projekten war es ihm auch hier wichtig, das Alte - in diesem Falle die Bruchsteine - mit modernen Elementen zu verbinden. Aus diesem Grund gestaltete er das Wartehäuschen größtenteils aus Metall und Glas.

"Die normalen Orts-Schriftzüge an Bushaltestellen waren mir zu langweilig, ich wollte etwas anderes. Und so entwarf ich zusammen mit der Künstlerin Christiane Michalk-Mahn den abstrakten roten Schriftzug. Er ist inspiriert von Hermann Hesses tanzenden Buchstaben im Buch 'Steppenwolf'", erläutert Edgar Schmitt.
Eine Bereicherung für das Dorfbild
Für die kleinen Fenster in der Bruchsteinmauer ließ Schmitt von seinem Bildhauer-Freund Michael Heide aus Burglauer zwei Keramikfiguren fertigen. Sie sollen als Sitzende und Schwebende Spiritualitiät signalisieren und fügen sich gut in das Ensemble der Haltestelle ein. Inspirieren ließen sich die beiden Künstler dabei von Madonnen in Hauswänden, die man auch im Niederläurer Altort noch an dem ein oder anderen Gebäude sieht.

Mit der neu gestalteteten Bushaltestelle möchte Edgar Schmitt das Niederläurer Dorfbild an der viel befahrenen Hauptstraße bereichern, sagt er. Dies ist ihm gelungen und auch die Ortsführung weiß sein Engagement zu würdigen, worüber sich der Künstler sehr freut. Vor allem Altbürgermeister Richard Knaier habe immer ein offenes Ohr für Schmitts Kunst gezeigt. "Die Gemeinde unterstützt mich stets, dafür bin ich sehr dankbar. Sie finanzierte das Häuschen, die künstlerischen Elemente habe ich aus eigener Tasche bezahlt."
Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten an Haltestelle und Gebäude noch nicht. Die Keramikfiguren sollen noch eine Schutzvorrichtung aus Glasscheiben erhalten. Im Zehnthof-Gebäude werden aktuell die Innenräume gestaltet, nächstes Jahr soll verputzt werden. "Es geht immer weiter. Der Zehnthof und sein Umfeld werden mich wohl bis an mein Lebensende beschäftigen", sagt Edgar Schmitt. Wenn man ihn dabei lächelnd auf die historischen Gemäuer blicken sieht, nimmt man ihm ohne Zweifel eines ab: Er hat sein Lebenswerk gefunden.