Um ein Haar wäre es um das unweit von Trappstadt im Landkreis Hildburghausen gelegene Schloss Bedheim geschehen gewesen. „Wäre die Wiedervereinigung ein paar Jahre später gekommen, hätten wir die Gebäude nicht mehr retten können“, sagt Florian Kirfel-Rühle, der seit acht Jahren alleiniger Eigentümer der malerischen Schlossanlage ist.
Der 41-jährige Architekt erinnert sich noch gut daran, als seine Eltern kurz nach der Wiedervereinigung das Bedheimer Schloss zurückbekamen, das 1774 von einem gewissen Conrad Friedlieb Rühle von Lilienstern erworben wurde und sich seitdem in achter Generation in Familienbesitz befindet. „Es gab riesige Schäden durch die Vernachlässigung in der DDR-Zeit“, so Kirfel-Rühle, der heute mit seiner Mutter und seiner Partnerin im Schloss lebt und dort ein Architekturbüro betreibt.
Nur Dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Freistaaten Thüringen und Bayern konnte das Schloss in den 1990er Jahren gesichert und so vor dem Verfall gerettet werden. Anschließend machten sich die Eigentümer an die umfangreichen Sanierungsarbeiten, die bis heute andauern und so schnell auch noch nicht abgeschlossen sein werden. „Bis alles fertig ist, wird es wohl weitere 20 Jahre dauern“, nennt Florian Kirfel-Rühe die Zeitspanne, die noch bis zum Abschluss der Schloss-Restaurierung vergehen könnte.
Immerhin: Einige wesentliche Bauabschnitte konnten schon abgeschlossen worden – auch um Einnahmen für die Finanzierung der noch anstehenden Maßnahmen zu generieren. „Im Schloss gibt es sechs Wohnungen, die alle vermietet sind“, erzählt der Schlossherr. 2008 wurde in einem ehemaligen Gartenhaus ein Café eröffnet, das an den Wochenenden geöffnet hat und mittlerweile Besucher auch aus dem nördlichen Unterfranken anlockt.
Bald wieder in altem Glanz
Derzeit werden im Schloss die wertvollen Stuckzimmer restauriert, die der Untereßfelder Stuckateur Bernhard Hellmuth vor über 200 Jahren ausgestaltet hat (siehe nebenstehenden Bericht). Auch die Renovierung der Putzfassade zum Schlossgarten wurde kürzlich in Angriff genommen. Abgeschlossen sind die Arbeiten am Ostgiebel, sodass sich das Schloss in absehbarer Zeit zumindest äußerlich wieder in altem Glanz präsentieren wird.
Die Restaurierung des Schlosses war schon ein wichtiger Teil im Leben Leben von Florian Kirfel-Rühles Eltern. Der Vater starb vor wenigen Monaten. „Ich hoffe sehr, dass ich die dieses Projekt noch in meiner aktiven beruflichen Zeit abschließen kann“, hofft der Schlossbesitzer. Falls sich die Arbeiten doch länger hinziehen sollten als geplant, ist schon ein Nachfolger für die Weiterführung in Sicht: Florian Kirfel-Rühle wird im Herbst diesen Jahres Vater.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder unter rhoengrabfeld.mainpost.de
Blick in die über 800 Jahre alte Geschichte von Schloss Bedheim
Im Jahr 1169 wurde Bedheim zum ersten Mal erwähnt. Damals war das Schloss noch eine Burg. 1588 erfolgte der Wiederaufbau der beschädigten Burg als Renaissanceschloss. Das Schloss bestand mindestens aus zwei getrennten Gebäuden: Ostflügel mit Rittersaal und repräsentativem Wohnraum, Westflügel als Kemenate. Von 1736 bis 1738 wurde der Mittelteil gebaut und das Schloss so zu einem dreiflügeligen Gebäude verbunden. 1778 wurde Conrad Friedlieb Rühle von Lilienstern Schlossherr von Bedheim. Seine Nachkommen besitzen das Schloss heute in der achten Generation. 1935 eröffnete Hugo Rühle von Lilienstern in den Gebäuden ein Urzeitmuseum. Es war damals die bedeutendste Paläontologische Privatsammlung Europas. 1945 besetzten amerikanische Truppen das Schloss, im Juli dann Sowjetische. Das Schloss wurde nicht enteignet. 1970 wurde es zur Schule umgebaut. Ab 1980 stand das Schloss dann zum großen Teil leer und verfiel zusehends. Nach der Wiedervereinigung erfolgten von 1991 bis 1998 Notsicherungsarbeiten, um das Schloss in letzter Minute zu retten. 1993 zog Astrid Rühle von Lilienstern mit ihrem Mann Bernhard Kirfel nach Bedheim. Sie begannen, das Schloss neu zu beleben. 2006 wurde Florian Kirfel-Rühle der erste Schlossbesitzer seit 1823, der an allen Teilen des Eigentums beteiligt ist. Seit 2012 wird Schloss Bedheim als Denkmal von überregionaler Bedeutung durch die Bundesregierung gefördert.