Am Gründonnerstag war es so weit. Recht unspektakulär lag ein Brief im Briefkasten von Christian Schmitt und Michaela Böhm in Oberstreu. Der Inhalt war aber ein Ostergeschenk der besonderen Art und für die beiden das Zwischenziel einer langen Reise. Quasi die persönliche, österliche Auferstehung.
Nach zwei Jahren unermüdlichem Kampf für eine neue Heimat für das derzeitige Brauhaus Oberstreu hielten Schmitt und Böhm endlich die abschließenden Genehmigungen für ihre neue Brauerei in den Händen. Banges Warten und eine schier endlose Reihe von Rückschlägen hatten nun endlich mit diesem Brief ihr Ende gefunden: „Jetzt ist alles unter Dach und Fach und wir können endlich loslegen.“
Christian Schmitt baute sich 2009 eine eigene Brauerei auf
Seit 2009 hatte sich Christian Schmitt in Oberstreu eine eigene Brauerei aufgebaut. Schnell fand der 46-Jährige viele Liebhaber für sein Bier, eröffnete eine Brauhaus-Schänke und einen im Sommer, gerade bei Fahrradfahrern und Familien, beliebten Biergarten. Wenn Christian Schmitt über sein Bier spricht, dann merkt man diese grenzenlose Liebe zu diesem Handwerksberuf. Es gibt für ihn keinen Plan B. Bierbrauen. Sonst nichts.
Doch nachdem das Oberstreuer Brauhaus vor einigen Jahren baufällig geworden war, begann ein Spießrutenlauf mit dem Pech. „Meine Leidenschaft ist das Bierbrauen. Dafür tue ich alles und deshalb habe ich immer an dieser Idee festgehalten“, erzählt Christian Schmitt.
Wille und Vision stärker als alle Stolpersteine
Zuerst sollte an den Biergarten angrenzend das neue Sudhaus Oberstreu stehen. Doch aus emissionsrechtlichen Gründen konnte das Bauvorhaben dort nicht stattfinden und auch der Biergarten durfte nicht mehr geöffnet werden. Es war der Beginn einer langen Odyssee. Um den Standort Oberstreu und den Erhalt der Marke „Brauhaus Oberstreu“ kämpften Böhm und Schmitt dennoch wie die Löwen.
Dann kamen weitere, immer sehr erfolgversprechende Orte ins Gespräch, welche aber immer kurz vor dem Abschluss im Sand verliefen. Es hätte in der Tat genug Anlässe gegeben, das Projekt des eigenen Brauhauses einfach zu vergraben. Doch der Wille und die Vision waren stärker als alle Stolpersteine. „Nach zwei Jahren intensivster Arbeit, unzähligen schlaflosen Nächten und immer die Konfrontation mit sich selbst, die Idee einfach zu verwerfen, zeigte sich aber endlich Licht am Ende des Tunnels. Aufgeben war keine Option.“
Aus „Brauhaus Oberstreu“ wird „StoXbräu“.
Das Licht kam aus Stockheim. Dort fanden Schmitt und Böhm nun in einer Halle am Ortsrand eine Möglichkeit auch in Zukunft ihrer Leidenschaft des Bierbrauens nachzugehen. „Bierbrauen ist unser Leben. Da hängt unser Herz dran. Deshalb sind wir jetzt voller Tatendrang und freuen uns auf die neue Brauerei. Das neue Brauhaus ist unser gemeinsames Projekt, das uns als Paar so richtig zusammenschweißt. Denn wenn einer mal den Kopf in den Sand gesteckt hat, dann hat ihn der andere wieder rausgezogen“, so Michaela Böhm.
Mut und Unterstützung bekamen Michaela Böhm und Christian Schmitt vor allem von den „Fans“ in den sozialen Netzwerken. Bei einer Umfrage, wie denn das neue Brauhaus heißen solle, gingen über 320 Vorschläge ein. Die beiden waren von der Anteilnahme überwältigt. Jetzt steht fest: Aus „Brauhaus Oberstreu“ wird „StoXbräu“. Der Name ist eine Anspielung auf die neue Heimat Stockheim, wo die beiden bereits mit offenen Armen empfangen wurden.
Viel Arbeit liegt vor den Betreibern
Die Zeit bis zur endgültigen Genehmigung verbrachten Schmitt und Böhm alles andere als untätig. Während sich Christian Schmitt schon um vorbereitende Maßnahmen für die bald beginnende Baustelle kümmerte, entwarf Michaela Böhm schon verschiedene Logos, neue Designs für die Bierflaschen und Visitenkarten. In Zukunft sollen bei der StoXbräu in Stockheim auch Brauereiführungen und Mitmachbrauen möglich sein.
Doch bis dahin steht noch viel Arbeit an. Ein neuer Boden muss in die Halle und Nachbesserungen im Brandschutz müssen umgesetzt werden. Dazu noch das Einrichten des neuen Sudhauses und die Inbetriebnahme der Abfüllanlage, welche in Zukunft auch neben den Brauhaus-Klassikern „Blonde“ und Dunkelbier auch kleine Flaschen sowie Pils, Weizenbier und Bock füllen soll.
Mit dem neuen Brauhaus soll zwar das Brauerei-Kapitel in Oberstreu abgeschlossen werden, die Qualität und der Geschmack sollen aber weiterhin gleichbleiben. Schmitt und Böhm hoffen, dass die Anhängerschaft auch zu den neuen Flaschen greift. Der Inhalt ist ja schließlich der gleiche.
Briefkasten in Bierform
Christian Schmitt zeigt sich voller Tatendrang und neuer Energie: „Wir hoffen, dass Mitte diesen Jahres das erste Bier wieder läuft. Für mich zählt nur eines: Ich brauche keinen Schreibtisch, ich brauche ein Sudhaus.“
Als Zeichen, dass die neue Heimat der neuen Brauerei nicht mehr in Oberstreu liegt, haben die beiden einen Briefkasten am Tor der neuen Halle in Stockheim befestigt. Natürlich in Bierform. Natürlich handgemacht.