Mit launigen Worten und einem dreifach donnernden "Mellerscht Helau" begrüßte Volker Gue, Präsident der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft (MKG), seine Gäste. Auf der Bühne hatten sich nach glamourösem Einzug zahlreiche Vertreter befreundeter Gastgesellschaften, der Elferrat, das Präsidium, große und kleine Garden sowie die royalen Tollitäten versammelt. "Lasst das bunte Treiben nun beginnen", gaben Kinderprinzessin Mila und Prinz Jenrik den Startschuss für eine unvergessliche Prunksitzung, die bisweilen auch kritische Töne anschlug. Nachdem es ihre Mission sei, Freude zu verbreiten, riefen Prinzessin Theresa II. und Prinz Daniel II. (Dittmar) zur Toleranz auf. "Der Fasching ist bunt und hat für jeden Platz", bekräftigten sie.

Sich in die Bütt zu stellen, erfordert Mut und Selbstbewusstsein. An beidem mangelt es Felix Amthor nicht. Rotzfrech zog der coole Teenager in feinster Jugendsprache über seine Nachbarn her. Beim Babysitten hatte er eine "endkrasse Story" von Pippi Langstrumpf auf Lager. Gestenreich klärte er auf, was bei seiner Generation gerade angesagt ist. Dann musste er los, "um ein paar Schnecken zu checken".
Fredi Breunig und Martin Wachenbrönner bewiesen alias "Gotthold & Eustach", dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Quasi als Kontrastprogramm schossen die beiden selbsternannten Tik-Tok-Stars verbale Pfeile Richtung junge Generation. Kurzerhand wurde Gotthold zum Influencer, der seine stetig wachsende Fangemeinde daran teilhaben ließ, welchen Kleidungsstil er bevorzugte (schwarze Gummistiefel) und was er gerne isst (Blutwurst und Essiggurken). Ob es damit beim "Parshippen" klappt?

Petra Dietz als Shopping-Queen in der Bütt
Petra Dietz, stolze Mutter der Faschingsprinzessin, schritt als Shopping-Queen ins Rampenlicht. Brühwarm berichtete sie über jüngste Einkaufserlebnisse und präsentierte ihre närrischen Gummistiefelsandalen. Prompt erging der Rat an alle Frauen: "Mädels geht zum Shoppen, da kann man Bargeld in Kassenzettel verwandeln." Mehr als drei Jahrzehnte steht das wandlungsfähige MKG-Urgestein schon in der Bütt, heuer überraschte Petra Dietz ihre Tochter.

Kurz vor der Pause starteten zwei aufstrebende Elferräte aus "Össehause" einen Angriff auf die Lachmuskeln. Dabei waren Lukas Zorychta und Alexander Endres eigentlich stinksauer. Warum? Nun, seit Ewigkeiten arbeite man vertrauensvoll mit den Mellerschtern zusammen, lasse niemanden im Regen stehen, opfere sich auf. Doch ihr Kindheitstraum, Elfer bei der MKG zu sein, blieb unerfüllt. "Jetzt gründen wir unseren eigenen Verein", verkündeten sie trotzig. Ohne Scham wurde sogleich um Mitglieder für den EKG - "Eußenhäuser Karnevals Glub" - geworben.

Deutschunterricht der etwas anderen Art
"Bitte Ruhe!" tönte es nach der Pause. Kosmas Fischer und Volker Gue, aufstrebende Lehrer mit Kulturauftrag, zelebrierten Deutschunterricht der etwas anderen Art. Kosi korrigierte zeternd den Abschiedsbrief seiner Exfreundin. Während Inhalte und eindeutige Botschaften völlig nebensächlich schienen, brachten ihn falsche Silbentrennung und fehlende Zeichensetzung hingegen richtig in Rage. Kurzerhand wurde Zuccheros Ohrwurm "Senza una donna" umgedichtet. "Da kommt 'n Komma", hieß es jetzt. Voller Komik nahmen sie grammatikalisch desolate Sätze auseinander. Zur Ballade "Wenn ich an mein Mellerscht denk'" gab es stehende Ovationen. Zweifellos ein Programmhöhepunkt.
Matthias Laupert und Andree Link wissen alles. Zwar haben die flaschensammelnden Vagabunden kein Geld, dafür aber das Herz am rechten Fleck – und auf der Zunge. Selbst Kosi Fischers schwergewichtige Argumente kamen nicht gegen die männlichen Plaudertaschen an. Dafür punktete er als Udo-Lindenberg-Double.

Begeisternde Tanz-Darbietungen
Was wäre der Fasching ohne anmutige Tänze? Während 13 kleine Nachwuchstalente der Purzelgarde im Cup-Cake-Kostüm alle Herzen verzauberten, zeigte die Große Garde mit ihrem atemberaubenden Showtanz schleichende Gefahren erhöhten Zuckerkonsums auf. Zucker als legale und versteckte Droge, deren Genuss die einen krank, und die anderen reich macht. Ab in Richtung Steinzeit hieß es bei der Kindergarde. Familie Feuerstein wurde so auf zauberhafte Weise lebendig.
Nach Irland, zur Feier des St. Patrick’s Day, lud die Juniorengarde ein. Ob Kobolde am Ende des Regenbogens tatsächlich einen Topf voller Gold versteckt haben? Baywatch-Feeling sowie Sehnsucht nach Sonne, Meer und Strand verbreitete das Männerballett. Welche Frau würde nicht gerne mit solch gut gebauten Herren auf Tauchkurs gehen?
Ebenfalls eine Augenweide war der Gastauftritt aus Elfershausen. Unter dem Motto "Mitternacht, biss in die Ewigkeit" lehrten Graf Dracula und seine düstere Gefolgschaft allen Zuschauern das Fürchten.
Mit singendem Elferrat, einem Sitzungspräsidenten, der stets die richtigen Töne traf sowie der MKG-Hauskapelle, den legendären Los Krawallos, ging ein hochkarätiger Faschingsabend zu Ende.