Der Beruf des Kochs gilt im wahren Leben, abseits beliebter Sendungen im Fernsehen mit Spitzenvertretern ihres Fachs, nicht unbedingt als attraktiv. Das hat mit den Arbeitszeiten zu tun und mit der Bezahlung, die in jüngerer Zeit aber besser geworden ist, was schon allein daran liegt, dass Restaurantbesitzer händeringend nach Personal suchen.
Zu ihnen zählt auch Christian Fischer, der das Hotel-Restaurant Schlundhaus am Marktplatz in Bad Königshofen seit 38 Jahren betreibt. Fischer ist jetzt 72 Jahre alt und möchte etwas kürzertreten. „Es geht noch, aber irgendwann geht es nicht mehr“, sagt der Chef, der nach wie vor am Tag bis zu 15 Stunden arbeitet und allein am Herd steht.
Seit drei Jahren sucht er ohne Erfolg intensiv nach einem Koch, der ihn unterstützt und selbstständig das gut-bürgerliche Speisenangebot zubereiten kann. „Mir ist egal, ob der Koch mittags oder lieber abends arbeiten will oder am Wochenende“, betont Fischer, alles sei verhandelbar. „Hauptsache, er arbeitet bei mir“.
Die Chancen stehen nicht gut für die Gastronomie
Trotz aller Flexibilität, die Chancen stehen nicht gut, dass sein Wunsch in Erfüllung geht. Im Umkreis von 80 Kilometern gebe es keinen Koch auf Stellensuche, habe ihr ein Mitarbeiter des Job-Centers in Bad Neustadt mitgeteilt, sagt Fischers Tochter Beate, die im Hotel und Restaurant im Service mitarbeitet.
Christian Fischer spürt auch eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung, sein Restaurant weiter offenzuhalten. „Wir hatten vergangenes Jahr 30 Weihnachtsfeiern“, was daran liege, dass es immer weniger Gasstätten gebe, in denen solche Veranstaltungen möglich sind. Das gelte auch für den Leichenschmaus nach einer Beerdigung.
Darüber hinaus sei sein Restaurant ein wichtiger Treffpunkt im Ort, wo man abends auch mal Karten spielen könne. Ganz davon abgesehen, dass Fischer als Sponsor für Vereine auftritt. Die Mitglieder der heimischen Tischtennis-Bundesliga-Mannschaft übernachten hier beispielsweise bei Heimspielen und werden verpflegt.
Den Nachwuchs selbst ausbilden
Peter Wlost, Rhön-Grabfeld-Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, weiß um die prekäre Lage im Gastrosektor, eine direkte Lösung für Fischers Problem hat er aber nicht parat. Der Betreiber zweier El-Moro-Lokale in Bad Neustadt und Münnerstadt rät zu einer guten Vernetzung im Landesverband, um auf dem Laufenden zu bleiben und der Ausbildung eigener Nachwuchskräfte. Die Beschäftigung von Flüchtlingen scheitere oft am Fehlen behördlicher Voraussetzungen.

Hans-Wilhelm Rabeler, der Pressesprecher der Agentur für Arbeit Schweinfurt, ist sich der Probleme auch bewusst. Die schwierige Situation nach der großen Abwanderung von Personal aufgrund der Corona-Pandemie habe sich noch nicht verändert.
Obwohl in der Branche mittlerweile eine erhebliche Flexibilisierung Einzug gehalten habe hinsichtlich der Arbeits- oder Öffnungszeiten, sei der Beruf gerade für junge Menschen wenig attraktiv. Auch die Bezahlung sei angepasst worden.
Das Job-Center und seine Ratschläge
Um noch attraktiver für eventuelle Bewerber zu werden, empfiehlt Rabeler Kontakt mit dem den Kollegen und Kolleginnen des Arbeitgeberservices des Job-Centers aufzunehmen, um auszuloten, welche weitere Vorteile man anbieten könnte, etwa hinsichtlich von Probearbeiten und ähnlichem.
Bedauerlich findet Rabeler Beobachtungen, nach denen viele Arbeitgeber ihre offenen Stellen nicht mehr beim Jobcenter melden. Er empfiehlt auf alle Fälle seinen Hut weiter in den Ring zu werfen und nicht aufzugeben. Bei der Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte hätten die kleinen Betriebe in Rhön-Grabfeld aber keine guten Chancen. Welcher thailändische Koch verstehe sich schon auf die bürgerliche Küche?