Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

Ostheim: Photovoltaik rund um Ostheim: Stadt gibt Potenzialanalyse für Projekt von Überlandwerk und Agrokraft in Auftrag

Ostheim

Photovoltaik rund um Ostheim: Stadt gibt Potenzialanalyse für Projekt von Überlandwerk und Agrokraft in Auftrag

    • |
    • |
    Roland Göpfert vom Überlandwerk Rhön (stehend) und Michael Diestel von der Agrokraft stellten dem Ostheimer Stadtrat ihre Pläne für die Entwicklung erneuerbarer Energien in den Kommunen im Streutal vor.
    Roland Göpfert vom Überlandwerk Rhön (stehend) und Michael Diestel von der Agrokraft stellten dem Ostheimer Stadtrat ihre Pläne für die Entwicklung erneuerbarer Energien in den Kommunen im Streutal vor. Foto: Simone Stock

    Die Suche nach Standorten für Freiflächen-Photovoltaikanlagen treibt immer mehr Investoren durch das Streutal. In den Gemeinden häufen sich die Anfragen vor allem ortsfremder Firmen, die weitläufige Ackerflächen für die Energiegewinnung nutzen wollen.

    Die Stadt Ostheim hatte sich schon vor zwei Jahren klar zu diesem Thema positioniert: Die Bürgervertreter sprachen sich dafür aus, dass das Stadtgebiet nicht mit großen Photovoltaikanlagen zugepflastert werden soll. Vielmehr legte der Stadtrat den Fokus auf den Erhalt der Kulturlandschaft mit Blick auf den Tourismus. Das Ostheimer Vorgehen galt auch als beispielhaft für die anderen Gemeinden der Streutalallianz.

    Bürgermeister will alten Beschluss auf den Prüfstand stellen

    Die Ostheimer Stadträte bestätigten damit 2021 mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss, den das Vorgängergremium bereits im März 2020 gefasst hatte: Nämlich, dass die Stadt grundsätzlich die Einleitung von Bauleitplanverfahren zur Ermöglichung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf dem Gemeindegebiet ablehnt. Wie Bürgermeister Steffen Malzer damals anführte, habe man mit diesem Beschluss gute Argumente bei Anfragen von Investoren an der Hand.

    Nun könnte sich der Wind in Ostheim drehen. Denn zum einen haben sich im Zuge der Energiekrise die Vorzeichen geändert, was den Ausbau der erneuerbaren Energien betrifft. Zum anderen sind jetzt lokale Projektierer am Start: Überlandwerk (ÜW) Rhön und Agrokraft wollen sich gemeinsam auf den Weg machen und im Streutal unter Beteiligung von Bürgern und Kommunen eigene Freiflächen-Photovoltaikanlagen umsetzen. Für Bürgermeister Steffen Malzer eine überlegenswerte Alternative und ein Grund, den alten Beschluss auf den Prüfstand zu stellen.

    Überlandwerk und Agrokraft definieren gemeinsame Ziele

    Zahlreiche Zuhörer verfolgten im Rathaussaal interessiert den Vortrag von ÜW-Geschäftsführer Roland Göpfert und Michael Diestel von der Agrokraft. Sie stellten vor, was die Unternehmen im Bereich Streutal/Elstal in puncto erneuerbare Energien planen. "Wir haben gemeinsame Ziele, wie die Energieversorgung in der Region aufgestellt sein kann", machten sie deutlich. Wichtig sei dabei, dass Kommunen und Bürger beteiligt werden und die Wertschöpfung in der Region bleibe.

    Einen geeigneten Standort für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage (Symbolbild) sieht das Überlandwerk Rhön im Bereich der Abzweigung von Ostheim kommend in Richtung Sondheim/Rhön beziehungsweise Oberwaldbehrungen.
    Einen geeigneten Standort für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage (Symbolbild) sieht das Überlandwerk Rhön im Bereich der Abzweigung von Ostheim kommend in Richtung Sondheim/Rhön beziehungsweise Oberwaldbehrungen. Foto: Heinz Scheid

    Wird Energie über eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage erzeugt, muss das Netz, in das der Strom eingespeist wird, gewisse Voraussetzungen erfüllen, so Göpfert. Das benötigte 110-kV-Netz ist in der Region dünn gesät, das Einspeisepotenzial daher begrenzt. Als geeigneten Einspeisepunkt und wirtschaftlichen Standort für ein Umspannwerk habe das Überlandwerk im Bereich der Stadt Ostheim eine Fläche an der Abzweigung Richtung Oberwaldbehrungen beziehungsweise Sondheim/Rhön im Blick.

    Bürgerenergie-Projekt soll Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen

    Mit der Beteiligung von Kommunen und vor allem der Bürger erhoffen sich die Unternehmen eine breite Akzeptanz für ihr Vorhaben in der Bevölkerung, die bislang dazu aufgerufen war, Heuschrecken von außerhalb nicht Tür und Tor zu öffnen. Statt wie diese den Profit abzuschöpfen, sei ein hundertprozentiges Bürgerenergie-Projekt mit möglichst niedriger Einstiegshöhe geplant, das auch Einnahmen für die Kommune bedeute, so die Fachleute.

    Michael Diestel verwies dabei auf das Paradebeispiel Bioenergiedorf Großbardorf und machte deutlich: "Das Thema erneuerbare Energien ist Big Business im ländlichen Raum. Aber wir sollten unser Potenzial selbst nutzen und nicht an auswärtige Investoren abgeben." Überlandwerk und Agrokraft sind daher zurzeit im ganzen Landkreis unterwegs, um den Kommunen ihr Geschäftsmodell vorzustellen und geeignete Flächen zu suchen. 

    Kehrtwende in Ostheim? Da wurde Kritik laut

    In der anschließenden Diskussion stieß Bettina Graumann die Kehrtwende der Stadtführung sauer auf. "Wir waren uns bei unserem Grundsatzbeschluss vor zwei Jahren einig, dass unsere Wertschöpfung auf dem Erhalt der Natur und der Landschaft basiert. Warum sollten wir das jetzt überdenken?", fragte sie in Richtung Bürgermeister.

    Auch Lothar Hahl war der Meinung, dass Photovoltaik in erster Linie auf die Dächer gehöre und nicht in die Fläche. Zahlreiche weitere Stadtratsmitglieder verwiesen darauf, dass auch die Ernährung der Bevölkerung sichergestellt werden müsse und wertvolles Ackerland nicht unter Photovoltaik-Anlagen verschwinden dürfe. "Wir sollten jetzt als Stadt keine Kehrtwende um 180 Grad vollziehen", waren sich viele einig.

    Stadt gibt Potenzialanalyse in Auftrag

    Roland Göpfert und Michael Diestel machten deutlich, dass es in der Abstimmung zunächst um die Beauftragung einer ergebnisoffenen Potenzialanalyse gehe, die auch andere Gemeinden im Landkreis erstellen lassen. ÜW und Agrokraft treten dabei als Dienstleister auf und helfen, das Potenzial der jeweiligen Kommune zu ermitteln, hieß es.

    Wenn die Analyse vorliegt, liege die Entscheidung natürlich beim Stadtrat, ob Anlagen auf den vorgeschlagenen Flächen dann auch umgesetzt werden. Demzufolge wurde vom Gremium schließlich eine Potenzialanalyse in Auftrag gegeben.

    Während diese recht zügig erstellt werden könne, müsse man im Anschluss mit zwei bis drei Jahren rechnen, bis Strom vor Ort produziert werden könne, antwortete Roland Göpfert auf eine entsprechende Nachfrage aus den Reihen der Bürgervertreter. Zudem werden mindestens 25 bis 30 Hektar gebraucht, um wirtschaftlich agieren zu können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden