Seit mehr als 20 Jahren referiert der Politikwissenschaftler Helmut Müller-Enbergs vor den Schülerinnen und Schülern des Rhön-Gymnasiums über seinen Forschungsschwerpunkt, die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Die etwa 160 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen zehn und elf und zahlreiche Lehrkräfte bekamen bei seinem 90-minütigen Vortrag einen Einblick in das Wirken der Geheimpolizei der DDR, die, wenn die DDR nicht untergegangen wäre, in diesen Tagen ihren 75. Geburtstag gefeiert hätte.
Dabei stellte Müller-Enbergs die Arbeitsweise des MfS an zahlreichen Beispielen plastisch dar. Unglaublich detailliert geplante und über viele Monate lang vorbereitete heimliche massive Eingriffe in das Leben der Menschen bis hin zu Haftstrafen für Ausreisewillige, Entführungen und mindestens Mordversuche gehörten zum Repertoire des MfS.
Etwa 3000 Bundesbürger spionierten im Westen für das MfS. 91.000 hauptamtliche Mitarbeiter im Ministerium und 189.000 sogenannte Inoffizielle Mitarbeiter (IM), die neben ihrem Beruf der Stasi zuarbeiteten, suchten bezogen auf 1000 Einwohner weltweit ihresgleichen.
Auch die Unterschiede zur Geheimdienstarbeit im demokratischen Deutschland kamen zum Ausdruck. So war die Arbeit des MfS hauptsächlich auf die Überwachung der eigenen Bevölkerung und die Verhinderung von Flucht oder Ausreise ausgerichtet.
Ebenso interessant waren die Ursachen für den mit 17 Prozent sehr geringen Frauenanteil unter den IM.
Das Wissen um die diktatorischen Zeiten in unserer jüngeren Vergangenheit gehört zum Rüstzeug junger Menschen, das für den Erhalt von Werten wie Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie unerlässlich ist.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich vom kurzweiligen und interessanten Vortrag sehr angetan, was sie durch langanhaltenden Applaus zum Ausdruck brachten. Für die Schulleitung dankte Studiendirektor Hartmut Brunner dem Referenten für sein langjähriges, sehr engagiertes Wirken am Rhön-Gymnasium.
Von: Hartmut Brunner, für das Rhön-Gymnasium Bad Neustadt