Schön wär's! Zu schön, um wahr zu werden? Im Bad Neustädter Ortsteil Lebenhan im Schloss Löwenhain sollte das erste deutsche Tennisinternat mit staatlich anerkanntem wirtschaftswissenschaftlichem Gymnasium entstehen. Eine "Kombination aus historischem Schlossgebäude", "atemberaubendem Schlosspark" und "top-modernen Sportanlagen" für Tennis und ergänzend Reitsport, wie die Projektverantwortlichen auf ihrer Internetseite www.internat-badneustadt.de verkünden.
Es war im Jahr 2022, als sich die Schlossinternat Bad Neustadt Projektbau GmbH in Bad Neustadt als neue Eigentümerin von Schloss Löwenhain der Öffentlichkeit präsentierte. Ihr Plan war es, auf dem Anwesen ein Tennisinternat für rund 300 Schülerinnen und Schüler zu errichten. Als Schulstart für das Sportgymnasium war ursprünglich das Schuljahr 2023/2024 angedacht. Doch seither kam es immer wieder zu Verzögerungen.
Die Gesellschafter ziehen in Erwägung, das Projekt längerfristig auf Eis zu legen
Auch aktuell deutet nichts darauf hin, dass das Projekt zeitnah umgesetzt wird. "Die von mir vertretenen Gesellschafter ziehen in Erwägung, das Projekt längerfristig vollständig auf Eis zu legen", erklärte Bernhard Modl, Projektleiter der Schlossinternat Bad Neustadt Projektbau GmbH mit Sitz in München, jüngst auf Anfrage dieser Redaktion. Die Hoffnung der Gesellschafter? Dass sich "mittelfristig eine gesamtwirtschaftliche Verbesserung einstellt, die dann auch Banken wieder zugänglicher macht". Der Schulstart sei "auf unbestimmte Zeit verschoben", so Modl weiter. Gegenüber dieser Redaktion erklärte der Projektleiter, warum es so kam und was ihn derzeit doch noch auf eine Projektrealisierung hoffen lässt.
Zuletzt hatte Modl die "Benko-Insolvenz" im Dezember 2023 als ursächlich für die Verzögerungen angeführt: Sie habe das Schlossinternat Investoren gekostet. Im April 2024 informierte er, die Schlossinternat Bad Neustadt GmbH sei mit einem großen französischen Investor in der Abschlussphase. Daraufhin wurde es in der Öffentlichkeit erneut ruhig um das Projekt.
Warum die Investorensuche laut Projektleiter Bernhard Modl immer schwerer wird
Auf Nachfrage dieser Redaktion fast ein Jahr später erklärt Modl: Besagter französischer Investor, der diverse Vorprüfungen des Internatprojekts durchgeführt habe, habe sich mittlerweile "vom kompletten deutschen Immobilienmarkt" zurückgezogen. Modl nimmt an, dass "die völlig instabile Lage, die im Land zu vernehmen war" dafür ausschlaggebend gewesen sein könnte. "Stellenabbau, Tarifstreit sowie Wirtschaftskrise sind Hindernisse und wirken lähmend auf das Investorenverhalten."

Nachdem der großräumige Wirtschaftsraum Bad Neustadt erkennbar nachgebe, so Modls Einschätzung, werde die Investorensuche immer schwerer. "Völlig ernüchternd war für uns auch, dass eine sehr vermögende regionale Stiftung es nicht für nötig hielt, uns zumindest Gehör zu geben."
Kontakt mit einer möglichen Investorengruppe aus dem Mittleren Osten
Ganz haben Modl und die von ihm vertretenen Gesellschafter die Hoffnung auf Projekt-Realisierung aber nicht aufgegeben: Er stehe aktuell in Verhandlungen mit einer Investorengruppe aus dem Mittleren Osten. Sollten die "kaufen", erübrige sich jedwedes "auf Eis legen sekündlich und vollständig", so Modl. "Auch wenn das Objekt geparkt wird, so wird trotzdem versucht, mit Hochdruck an der Umsetzung zu arbeiten", stellt er klar. Diesbezüglich stehe er regelmäßig mit Bad Neustadts Bürgermeister in Kontakt.

Was bedeuten die Verzögerungen für Tennistrainer Martin Zumpft? Der Ex-Tennisprofi, der zuletzt Tennisschüler in den USA unterrichtete, hatte im März 2023 gegenüber dieser Redaktion erklärt, im Frühjahr 2024 nach Bad Neustadt als Cheftrainer des Tennisinternats wechseln zu wollen. Ist das inzwischen passiert? "Nein", antwortete Bernhard Modl, "denn was soll er machen, wenn noch nichts fertig ist?" Martin Zumpft sei vergangenen Monat in München gewesen. Er werde als Zwischenlösung eine Trainerstelle in Bayern antreten, so Modl.
Gibt es für das Grundstück Alternativen zum geplanten Tennisinternat?
Hält die Schlossinternat Bad Neustadt Projektbau GmbH trotz der benannten Schwierigkeiten nach wie vor an der Idee eines Tennisinternats fest? Oder gibt es möglicherweise andere Pläne für Grundstück und Immobilie? Etwas anderes als das geplante Tennisinternat gäben "die Bauvoranfrage und/oder die konjunkturelle Lage gar nicht her", so Modl. Die Gesellschafter seien da schon sehr in der Zwickmühle. Aber auch ein Wohnbauprojekt wäre derzeit "nicht marktfähig".
Ob eventuell eine Zwischenlösung angestrebt werde? "Natürlich werden wir als Zwischenlösung eine wie auch immer geartete Nutzung anstreben, die jedoch eine Voraussetzung in sich tragen muss: Eine kurzfristige Auflösung des Mietverhältnisses für den Fall, dass gebaut werden kann", so Modl. Die Offerte eines Betreibers von Asylunterkünften hätten die Gesellschafter abgelehnt, so Modl weiter, "weil wir wissen, welche Brennpunkte da für die Lebenhaner entstehen würden".