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Bad Neustadt: Pure Spielfreude auf sechs Saiten

Bad Neustadt

Pure Spielfreude auf sechs Saiten

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    Paulo Morello in der Hörbar der Stadthalle (im Hintergrund Florian Kettler).
    Paulo Morello in der Hörbar der Stadthalle (im Hintergrund Florian Kettler). Foto: Michael Weiß

    Da stehen am Donnerstagabend vier Musiker auf der Bühne der gut gefüllten Hörbar der Stadthalle, die sich schätzen und mögen. Das merkt das Publikum sofort. Und die Musiker übersetzen ihre Sympathie und Spielfreude gekonnt in ein Feuerwerk an virtuosen Soli und abgefahrenen Harmonien.

    Im Mittelpunkt des Abends steht Paulo Morello, ein gebürtiger Oberpfälzer, der in den Moderationen seine Herkunft weder durch seinen Dialekt noch durch seinen Humor leugnen kann. Er gilt als einer der vielseitigsten Jazzgitarristen Europas und ist heute künstlerischer Direktor und Professor am Jazz-Institut Berlin.

    An diesem Abend nimmt Paulo Morello sein Publikum mit auf eine Reise durch die Geschichte der Gitarre als Begleit- und Soloinstrument im Jazz. Mit von der Partie sind sein früherer Kollege Bernhard Pichl (Piano), Rudi Engel (Kontrabass) und Florian Kettler (Schlagzeug).

    Morello interpretiert die musikgeschichtlichen Rückblicke auf eine eigene Weise: Duke Ellingtons "I'm just a lucky so-and-so" wird zu einem brasilianischen Tanz, einem Baião, und Wes Montgomerys "Four on six" (vier Finger auf sechs Saiten) spielt er noch treibender, noch kraftvoller als im Original. Einem der Pioniere des Spiels auf der E-Gitarre, Charlie Christian, widmet Paulo Morello zwei Titel aus den 1930er- und 1940er-Jahren, "Stompin' at the Savoy", und "Seven come eleven".

    Ein wichtiger Musiker darf bei dieser Reise durch die Geschichte der Jazz-Gitarre nicht fehlen: Django Reinhardt. Morello wählt dessen Melodie "Nuages" aus. Das Stück ist musikalischer Ausdruck des französischen Lebensgefühls und wurde während des Zweiten Weltkriegs zur Hymne der Menschen in dem von den Deutschen besetzten Paris. Ein Höhepunkt des Abends dann "Migalhas de Amor" (Krümel der Liebe), eine Komposition des brasilianischen Mandolinisten Jacob do Bandolim. Paulo Morello und Bernhard Pichl gestalten diese Ballade in einem genialen Zusammenspiel äußerst einfühlsam, dann virtuos, mit Elementen des Fado, des Tango, des Bossa Nova.

    Zwischen diese Meisterstücke aus der Geschichte der Jazz-Gitarre platziert Paulo Morello eigene Kompositionen. Mit "Entre as ondas" (Zwischen den Wellen) versetzt er sein Publikum an einen weiten Strand, an den beständig kleine Wellen auflaufen. Und mit dem Titel "7 x 1" kann er sich gegenüber seinen brasilianischen Freunden einen kleinen humorvollen Hinweis auf den legendären Sieg des deutschen Teams gegen Brasilien bei der WM 2014 nicht verkneifen.

    Eine weitere Eigenkomposition im Programm ist schließlich der Musette-Walzer "Roberts waltz" im Stil von Django Reinhardt. Mit der Zugabe "Sun down" von Wes Montgomery verabschieden sich Paulo Morello und das Hörbar-Jazz-Trio nach einem beeindruckenden Konzertabend.

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