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Bad Neustadt: Rätsel um ein halbes Haus: Warum ruht ein Abriss in der Rhönstraße Bad Neustadt seit Monaten?

Bad Neustadt

Rätsel um ein halbes Haus: Warum ruht ein Abriss in der Rhönstraße Bad Neustadt seit Monaten?

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    Geheimnisvolle Baustelle: In der Gartenstadt in Bad Neustadt steht seit Monaten ein teilweise abgerissenes Haus.
    Geheimnisvolle Baustelle: In der Gartenstadt in Bad Neustadt steht seit Monaten ein teilweise abgerissenes Haus. Foto: Josef Lamber

    Es ist ein Bild, wie man es eigentlich nur aus Krisengebieten kennt. Um es gleich vorwegzunehmen: In Bad Neustadts Gartenstadt gab es weder Explosion noch Erdbeben. Dennoch fehlt bei einem Einfamilienhaus in der Rhönstraße derzeit die Hausfassade. Wie aufgeknabbert steht das Gebäude zwischen schmucken Nachbarhäusern. Und das nicht erst seit gestern. In diesem Zustand verweilt das Haus seit Monaten! 

    Ziegel krallen sich gerade noch so am Giebel fest, Leitungen, Fassadenreste, Tapetenteile baumeln. Im Erdgeschoss strahlt nahezu unversehrt ein weißer Fliesenspiegel Richtung Straße, aus einem Raum, der möglicherweise einmal die Küche war. Das freigelegte Dachgeschoss erlaubt einen Blick auf den inzwischen windschiefen Kamin. Wohin wohl die Tür im ersten Stock führt?

    Das Haus ohne Fassade sorgt für Spekulationen

    Was hat es mit dem Haus ohne Fassade in der Rhönstraße auf sich und warum tut sich dort seit Monaten nichts?  Leserinnen und Leser, die sich für das Schicksal des Hauses interessierten, hatten in der Vergangenheit diverse Theorien gegenüber dieser Redaktion geäußert. Eine lautete: Die Abbrucharbeiten, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 begonnen haben, seien nach Beschwerden von Nachbarn Anfang 2024 polizeilich eingestellt worden. 

    Von der Baustelle gehe keine Gefahr aus: "Der Bauzaun ist fachgerecht aufgestellt", so das Urteil seitens der Bauaufsicht des Landratsamtes Rhön-Grabfeld.
    Von der Baustelle gehe keine Gefahr aus: "Der Bauzaun ist fachgerecht aufgestellt", so das Urteil seitens der Bauaufsicht des Landratsamtes Rhön-Grabfeld. Foto: Josef Lamber

    Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt sich heraus: Das ist nicht der Fall. Auch wenn die Abrissarbeiten, wohl ordentlich Staub aufgewirbelt haben, wie Anwohner bestätigten, war nichts dergleichen ursächlich für den Abriss-Stopp. "Eine Baueinstellung durch das Landratsamt ist zu keinem Zeitpunkt erfolgt", so Christian Hüther, Pressesprecher des Landkreises Rhön-Grabfeld, auf Anfrage.

    Darum ruht der Abriss des Hauses seit Monaten

    Mehrfach seien zudem Baustelle und Bauzaun seitens des Landratsamts kontrolliert worden, mit dem Ergebnis: "Der Bauzaun ist fachgerecht aufgestellt." Von der Baustelle "gehe keine Gefahr aus", so Hüther.

    Viele Anbauten: Die Rückseite des Hauses in der Gartenstadt, das vorne bereits seit Monaten teilabgerissen ist.
    Viele Anbauten: Die Rückseite des Hauses in der Gartenstadt, das vorne bereits seit Monaten teilabgerissen ist. Foto: Josef Lamber

    Was war dann passiert? "Der Eigentümer wollte das Gebäude durch eine Fachfirma abreißen lassen", heißt es seitens des Landratsamtes. Doch: "Die Abbrucharbeiten wurden von der ursprünglich beauftragten Firma nicht zu Ende geführt."

    Warum unterbrach die Fachfirma ihre Arbeit? Das wüsste Mit-Eigentümer Gunnar Gröschel, Geschäftsführer von NGN IT Solutions, ein IT-Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Aubstadt im Grabfeld, auch gerne. Auch für ihn und seine Firma war der monatelange Baustopp "ärgerlich". NGN IT Solutions hatte das Grundstück in der Rhönstraße Anfang 2023 erworben, ursprünglich mit dem Ziel, das Gebäude kernzusanieren und dort entweder Mitarbeiterwohnungen oder eine Firmenfiliale für Bad Neustadt unterzubringen. 

    Was die Eigentümer auf dem Grundstück planen

    Diverse Sachverständige, so Gröschel, hätten allerdings von einer Sanierung abgeraten. Das Gebäude war zum damaligen Zeitpunkt über zehn Jahre leer gestanden: "Der Gammel reichte bis unter die Bodenplatte, das machte keinen Sinn." Zudem seien von Vorbesitzern Anbauten "schwarz" realisiert worden, so Gröschel. Die hätte man nur schwer legalisiert bekommen. Letztlich habe sich NGN IT Solutions deshalb für einen Abriss und Neubau entschieden.

    Den Zuschlag für die Abrissarbeiten bekam eine nicht in der Region ansässige Fachfirma, die ein "supergünstiges" Angebot abgegeben habe. Ab August 2023 machte sie sich an die Arbeit. "Ende des Jahres haben sie aufgehört", so Gröschel. Anfangs sei ihm seitens der Firma ein "Betriebsunfall" als Grund für den Abrissstopp genannt worden. Inzwischen geht Gröschel von einer wirtschaftlichen Schieflage der Fachfirma aus.

    Stillstand adé: Das sind die nächsten Schritte der Eigentümer

    Als niemand mehr Arbeiten aufnahm, übergab NGN IT Solutions den Fall seinen Anwälten. Einfach so neu vergeben habe man den Auftrag nicht können, so Gröschel. Denn dann wären ja zwei Firmen beauftragt gewesen.

    Die juristischen Fronten sind offenbar geklärt: Sehr zeitnah soll es mit dem Abriss weiter gehen, erklärt Miteigentümer Gunnar Gröschel.
    Die juristischen Fronten sind offenbar geklärt: Sehr zeitnah soll es mit dem Abriss weiter gehen, erklärt Miteigentümer Gunnar Gröschel. Foto: Josef Lamber

    Mehrere Monate zog sich das juristische Prozedere hin. Inzwischen stünde einem Neustart aber nichts mehr im Wege. Mittlerweile habe man eine neue Abrissfirma gefunden. Keine "Hallodris", ist sich Gröschel sicher. "Wir stehen kurz vor Vergabe", so der Geschäftsführer von NGN IT Solutions am Donnerstag. Und: "Im besten Falle geht es mit dem Abriss bereits am Montag weiter."

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