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Bad Neustadt: Rekordumsatz 2023, jetzt Kurzarbeit bei Preh in Bad Neustadt: CEO Charlie Cai spricht über die angespannte Lage

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Rekordumsatz 2023, jetzt Kurzarbeit bei Preh in Bad Neustadt: CEO Charlie Cai spricht über die angespannte Lage

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    Seit 13 Jahren arbeitet Charlie Cai inzwischen bei Preh in Bad Neustadt, seit 2021 als CEO. Im Interview erklärt er, wie und warum sich das Unternehmen in Zukunft behaupten wird.
    Seit 13 Jahren arbeitet Charlie Cai inzwischen bei Preh in Bad Neustadt, seit 2021 als CEO. Im Interview erklärt er, wie und warum sich das Unternehmen in Zukunft behaupten wird. Foto: Josef Lamber

    Die Nachfrage ist niedriger als erwartet – und das nicht erst seit diesem Jahr. Im ersten Quartal 2024 hat die Preh GmbH deshalb Kurzarbeit angemeldet. Wie es dem Unternehmen wirtschaftlich geht und welche Zukunft der Standort Bad Neustadt hat, darüber spricht der Vorsitzende der Geschäftsführung (CEO) Charlie Cai im Interview mit dieser Redaktion.

    Frage: Sie arbeiten seit 13 Jahren bei Preh in Bad Neustadt, seit 2021 als Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO). Hatten Sie ursprünglich vor, solange zu bleiben?

    Charlie Cai: Als ich 2010 zum ersten Mal hier war, gefiel mir die Landschaft sofort: So viel Natur, so viel Ruhe – einfach schön! Besonders für jemanden wie mich, der aus der 30-Millionen-Metropole Shanghai kommt. Damals hatte ich meinen Chef zu Übernahmeverhandlungen begleitet. Nachdem der Deal erfolgreich war, stieg ich bei Preh ein. Anfangs hatte ich vor, fünf oder sechs Jahre in Deutschland zu bleiben. Dass es deutlich länger wurde, ist dem Wachstum des Unternehmens zu verdanken. 

    Wo steht Preh wirtschaftlich?

    Cai: Wir haben die letzten zwei, drei Jahre richtig gute Arbeit geleistet. 2021 war ein spannendes Jahr, um als CEO zu übernehmen. All die Entwicklungen, die es so zuvor nie gegeben hat: die Covid19-Pandemie und als Folge davon der weltweite Mangel an Halbleiter-Produkten. Plötzlich war die ganze Industrie verrückt nach Mikrochips. Diese winzigen Teile können ganze Produktionslinien weltweit zum Stillstand bringen. Das setzte die Industrie unter enormen Druck und stellte uns vor Riesenherausforderungen. Aber wir haben sie bewältigt. Ein weiteres Problem sind die Kostensteigerungen durch Energiepreise und Inflation. Der Kostendruck, der Tag für Tag zunimmt, ist unsere zentrale Herausforderung. Die aktuelle Situation ist in der gesamten Branche sehr angespannt.

    Letztes Jahr vermeldeten Sie den größten Einzelauftrag in der über 100-jährigen Preh-Geschichte und einen Rekordumsatz von 1,67 Milliarden Euro, trotzdem sind seit Januar Preh'ler in Kurzarbeit. Wie passt das zusammen?

    Cai: Hier besteht kein Widerspruch. In der Autoindustrie operieren wir mit Projektlaufzeiten. Oft kommen die Einnahmen erst Jahre nach Auftragseingang. Warum Kurzarbeit? Die Weltwirtschaft schwächelt, gerade in Europa und China. Die Nachfrage in der Automobilindustrie geht erheblich zurück. Diesen Trend haben wir bereits 2023 wahrgenommen, auch wenn da unser finanzielles Ergebnis deutlich unter Plan, aber doch leicht positiv war. Doch die Umsatz-Rückgänge waren bereits da. In diesem ersten Quartal hat sich die rückläufige Entwicklung leider verstärkt. Deshalb haben wir entschieden, Kurzarbeit anzumelden.

    Wie lange wird Preh das Instrument der Kurzarbeit nutzen?

    Cai: Das kann ich heute nicht voraussehen. Aktuell sehen wir keine Steigerung beim Auftragseingang. Meiner Einschätzung nach wird sich dieses Problem auch nicht binnen eines Jahres in Wohlgefallen auflösen. Wir können noch nicht absehen, wie lange diese schwierige Phase andauern wird.

    Welche Konsolidierungsmaßnahmen ergreifen Sie über die Kurzarbeit hinaus?

    Cai: Wir wollen effizienter werden und Ausgaben senken, um Umsatzrückgänge zu kompensieren. Situationsabhängig werden wir weitere Maßnahmen ergreifen. Die goldene Überlebensregel für Unternehmen lautet: Sei der Entwicklung immer einen Schritt voraus! Wenn die Lage eintritt, ist's zu spät.

    Bei der Bilanzpressekonferenz 2023 sagten Sie: "Im Gegensatz zu einigen Marktteilnehmern halten wir an der Fertigung in Deutschland fest." Stehen Sie nach wie vor dazu?

    Cai: Ja, das ist unverändert unsere Strategie, weil wir in Deutschland viele Produkte für Premiummarken herstellen. In der Automobilindustrie gilt die Regel: Agiere nah an den großen Herstellern! Unsere intensive Innovationsentwicklung ist auf den regen Austausch von Ideen angewiesen. Wir brauchen ein starkes Team vor Ort und eine gewisse Fertigungsgröße, um enger Partner der Automobilhersteller sein zu können.

    Preh-CEO Charlie Cai, porträtiert anlässlich der Bilanzpressekonferenz 2023, in der Preh-Zentrale in Bad Neustadt. Das Bild im Hintergrund zeigt Jakob Preh, der die Firma 1919 gegründet hat.
    Preh-CEO Charlie Cai, porträtiert anlässlich der Bilanzpressekonferenz 2023, in der Preh-Zentrale in Bad Neustadt. Das Bild im Hintergrund zeigt Jakob Preh, der die Firma 1919 gegründet hat. Foto: Torsten Leukert (Archivbild)

    Und wie steht es um die Entwicklung? Gibt es da Verlagerungspläne?

    Cai: Von verlagern würde ich nicht sprechen wollen. Wir haben Forschung und Entwicklung (F&E) in Deutschland. Wir haben auch F&E in China und Rumänien. Natürlich blicken wir kurzfristig auf harte Zeiten. Doch mittel- und langfristig, in Bezug auf die nächsten fünf bis zehn Jahre, bleiben wir optimistisch, denn wir haben vielversprechende Technologien, die richtigen Produkte und die passende Strategie. Unter dieser Perspektive erwarten wir künftiges Wachstum an allen F&E-Standorten weltweit. Nur müssen wir in der Gegenwart genau hinsehen, wo wir Ressourcen bereitstellen. Insbesondere im eigenen Haus in Bad Neustadt müssen wir die Effizienz steigern, statt nur die Kapazität. 

    Wohin geht die Reise für den Standort Bad Neustadt?

    Cai: Wir verfügen hier über ein kompetentes, erfahrenes Team mit enormem Wissen in Bezug auf unsere Kundenbasis. Bis 2028 wollen wir bei Preh annähernd 3 Milliarden Euro Umsatz erzielen. Momentan stehen wir bei 1,7 Milliarden. Danach wollen wir in diesem Tempo weiterwachsen. In Wachstumsphasen braucht man mehr Ingenieure für neue Projekte. Dieser Standort wird also weiterentwickelt.

    Welche Veränderungen stehen bevor?

    Cai: Wir müssen offen bleiben und uns auf unsere Hauptaufgabe konzentrieren: das globale Wachstum dieses Unternehmens. Alles, was dazu beiträgt, werden wir umsetzen.

    Werden in Bad Neustadt Stellen abgebaut?

    Cai: Aktuell ist es schwer, auf diese Frage mit Ja oder Nein zu antworten. Bislang haben wir als Management immer versucht, einen Stellenabbau zu vermeiden. Das ist für uns Grundprinzip. Zugleich müssen wir schlechten Phasen stets einen Schritt voraus sein. Letztlich kommt es auf die Wirtschaftspolitik an und darauf, vor welche Herausforderungen wir noch gestellt werden. 

    Sehen Sie Stellschrauben, mit denen die Situation verbessert werden könnte?

    Cai: Als große Belastung empfinden wir die Teuerung der Energiepreise. Was in Deutschland außerdem fehlt, sind Investitionsanreize. Als wir vergangenes Jahr den größten Einzelauftrag der Preh-Geschichte an Land zogen und entschieden, die Produktion in Bad Neustadt anzusiedeln, führten wir Gespräche mit der Kommune und der Landesregierung und fragten nach Förderung oder Steuervergünstigungen. Einfach, weil eine hohe Vorfinanzierungslast mit der Investition verbunden war. Doch man konnte uns nichts anbieten. Ein dritter Punkt, der mich beschäftigt, ist die Arbeitseinstellung der jüngeren Generation: Der Fokus vieler liegt auf einer Work-Life-Balance. Und das in Zeiten, in denen Unternehmen höchstem Wettbewerbsdruck unterliegen. Von Staatsseite wünsche ich mir einerseits Vergünstigungen für Arbeitnehmer, die die nötige Anstrengung aufbringen und andererseits attraktivere Anreize für Unternehmen, die bereit sind, zukunftsträchtige Investitionen zu tätigen.

    Wie und weshalb wird sich Preh behaupten?

    Cai: Wenn ein Unternehmen über 100 Jahre am Markt ist, gibt es Gründe dafür. Preh ist ein praktisch veranlagtes, zupackendes, bodenständiges Unternehmen. Damit sind wir nah an Problemen dran und werden immer einen innovativen Weg finden, konkurrenzfähig zu bleiben und erfolgreich zu sein.

    Zur PersonZhengxin "Charlie" Cai ist seit März 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) bei Preh. In Bad Neustadt arbeitet der heute 52-Jährige seit 2011. Zunächst verantwortete er die Ressorts Einkauf und Supply Chain Management sowie den Geschäftsbereich Commercial Vehicles HMI, später trat er als COO in die Preh-Geschäftsführung ein. Davor war der Industrie- und Mechatronik-Ingenieur bei der Preh-Muttergesellschaft Joyson in Ningbo tätig. Cai ist verheiratet, Vater zweier Kinder und lebt im Landkreis Würzburg. Quelle: ir

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