Mit den steigenden Infektionszahlen seien zuletzt auch im Landkreis verhältnismäßig viele Impfdurchbrüche registriert worden. Menschen haben sich nach ihrer vollständigen Impfung mit dem Coronavirus infiziert und mussten ins Krankenhaus eingewiesen werden. Dies berichtete Landrat Thomas Habermann im jüngsten Pressegespräch zur aktuellen Corona-Lage, die sich in Rhön-Grabfeld immer weiter zuspitzt.

Die neuesten Zahlen aus dem Rhön-Klinikum Campus bestätigen dies. Am Klinikberg sind im Zeitraum von Oktober bis November 119 Patienten an oder mit Covid aufgenommen worden. Von diesen 119 waren 61 nicht geimpft, zwei hatten erst eine Impfung und 56 galten als vollständig geimpft.
Habermann hat keine Zweifel an Sinnhaftigkeit der Impfung
Ist es angesichts solcher Zahlen also unerheblich für einen Krankenhausaufenthalt, ob man sich zuvor hat impfen lassen oder nicht? Dieser These, die Impfgegner ins Feld führen, erteilte Thomas Habermann eine klare Absage. Es gebe aus mehrerlei Aspekten keinen Grund, an der Sinnhaftigkeit der Impfung zu zweifeln.

Der Landrat verweist auf Aussagen von Uwe Janssens, dem Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin: Da generell immer mehr Menschen geimpft sind und sich das Coronavirus derzeit wieder vermehrt ausbreitet, steige die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen.
Viele über 60-Jährige von Durchbrüchen betroffen
Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI), die aus dem Oktober stammen, zeigen dies, so Habermann. Die Durchbrüche verteilten sich je nach Altersgruppe bundesweit aber sehr unterschiedlich. Nahezu 44 Prozent der über 60-jährigen hospitalisierten Covid-Erkrankten seien geimpft gewesen. In der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen waren es rund 21 Prozent, bei 12- bis 17-Jährigen nur etwas mehr als vier Prozent.
Dass es also vor allem in der höheren Altersgruppe vermehrt zu Impfdurchbrüchen kommt, liegt an der häufig schon sechs Monate oder länger zurückliegenden Zweitimpfung. Hinzu komme, so der Landrat, dass das Immunsystem von Älteren in der Regel nicht mehr so gut funktioniere wie das von Jüngeren. Sie würden also häufig keinen so hohen oder langfristigen Immunschutz entwickeln. "Je älter man ist, desto früher sollte man sich wieder boostern lassen", rät der Landkreischef deshalb.

Dass Impfdurchbrüche den Nutzen der Impfung nicht infrage stellen, hat Thomas Habermann zuletzt auch im privaten Bereich festgestellt. Bei einer befreunden Familie hätten sich alle vier Mitglieder mit Corona infiziert. Bei den beiden geimpften Elternteilen hätten sich die Symptome in Grenzen gehalten. Der ungeimpfte 25-jährige Sohn habe noch jetzt mit Geruchs- und Geschmacksstörungen zu kämpfen.
Viele Geimpfte haben einen leichteren Krankheitsverlauf
Grundsätzlich, und das könne man auch im Landkreis beobachten, hätten Geimpfte im Durchschnitt einen besseren Verlauf im Vergleich zu nicht geimpften Patienten der gleichen Alters- oder Risikogruppe. Das gelte auch, wenn man als Impfdurchbruch eine intensivmedizinische Behandlung brauche. Verbindungsarzt Dr. Helmut Klum, der für seine direkte Art bekannt ist, ergänzte: "Ein Ungeimpfter hat eine siebenmal höhere Wahrscheinlichkeit, wegen einer Covid-Infektion ins Krankenhaus zu müssen als ein Geimpfter."
Das RKI verzeichnet einen Corona-Fall nur dann als "wahrscheinlichen Impfdurchbruch", wenn bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR-Test eine Covid-Infektion mit einer klinischen Symptomatik diagnostiziert wurde. Laut RKI lag die bundesweite Durchbruchquote seit Jahresbeginn bei über 55 Millionen Geimpften bei rund 0,26 Prozent.