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Bad Neustadt: Rhön-Klinikum: Warum die neue Reha-Klinik für psychisch Erkrankte so wichtig ist

Bad Neustadt

Rhön-Klinikum: Warum die neue Reha-Klinik für psychisch Erkrankte so wichtig ist

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    So sieht die neue Abteilung Rehabilitation der Psychosomatischen Klinik des Rhön-Klinikum Campus im Bad Neustädter Kurviertel von Außen aus. 
    So sieht die neue Abteilung Rehabilitation der Psychosomatischen Klinik des Rhön-Klinikum Campus im Bad Neustädter Kurviertel von Außen aus.  Foto: Christian Hüther

    Der Schriftzug am neuen Erweiterungsbau der Psychosomatischen Klinik im Bad Neustädter Kurviertel prangte schon etwas länger. Am Montag ist die neue Rehabilitationsabteilung des Rhön-Klinikum Campus offiziell eröffnet worden, am Dienstag werden dort bereits die ersten Patienten erwartet. 

    Den Verantwortlichen war in der kleinen Feierstunde die Erleichterung anzumerken, dass angesichts der momentan überall knapp und teuer gewordenen Baustoffe der Neubau nach rund zwei Jahren Bauzeit und Gesamtkosten von 21,6 Millionen Euro ohne größere Verzögerungen und Preissteigerungen fertiggestellt werden konnte.

    Ein Kreis schließt sich

    Mit dieser Eröffnung schließe sich für die Psychosomatische Klinik ein Kreis, eröffnete Jochen Bocklet, Geschäftsführender Direktor am Campus, den Reigen der kurzen Grußworte. 2016 war nebenan der Akutbereich und eine Tagesklinik in Betrieb genommen worden, die nun mit dem neuen Rehabilitationsbereich auch räumlich verbunden sind.

    Ein solcher Bau gelinge nur, wenn eine Klinik erfolgreich sei und auch eine hohe Akzeptanz bei Patienten und Ärzten habe, die Patienten in eine solche Einrichtung ein- beziehungsweise überweist. "Das ist keine Eintagsfliege. Wir müssen uns weiter anstrengen, Rehabilitanden zu gewinnen", führte Bocklet fort. In der Vergangenheit sei jedoch eine gute Grundlage hierfür gelegt worden. Er schloss mit einem Dank an alle Beteiligten, auch an Stadt und Landkreis, die aufgrund der Baulage im Quellengebiet bei Bauabstimmungen nötig waren. 

    Sowohl die Campus- und Rhön-Klinikum-Verantwortlichen als auch die politischen Vertreter freuten sich über die Eröffnung.
    Sowohl die Campus- und Rhön-Klinikum-Verantwortlichen als auch die politischen Vertreter freuten sich über die Eröffnung. Foto: Christian Hüther

    Im Jahr 1975 ging alles los

    Landrat Thomas Habermann begann seine Ausführungen mit einem geschichtlichen Rückblick. Unter der Leitung von Eugen Münch, Gründer der Rhön-Klinikum AG, und Chefärztin Dr. Rosemarie Schütz habe 1975 als erste Einrichtung ihrer Art in Bayern die Psychosomatische Klinik in Bad Neustadt ihre Pforten geöffnet - gleichzeitig der Start des Rhön-Klinikums.

    Nach dem Klinikumzug vom Campus-Gelände in die Kurhausstraße im Jahr 2016 musste das Reha-Angebot in der ehemaligen Kurparkklinik - vielen in der Bevölkerung unter dem Spitznamen "Schwarze Moschee" bekannt - aus Platzgründen zunächst weichen. Die "Zwangspause", so Habermann, sei mit dieser Wiedereröffnung nun vorbei.

    Mehr Erkrankungen in der "Hamsterradgesellschaft"

    Im Hinblick auf die medizinische Bedeutung sprach er die besondere Bedeutung der Psychosomatik an. "Früher waren die Kirchen voll und die Psychiatrien leer - heute ist es genau umgekehrt", so der Landkreischef. Diese Erkrankungen würden "in unserer Hamsterradgesellschaft" zunehmen, ein teilweise auch selbst verursachter, wahnsinniger Druck würde mittlerweile auf den Menschen liegen. "Umso wichtiger ist es, dass es solche Einrichtungen wie hier gibt", zeigte sich Habermann dankbar für die Bemühungen.

    Ein Blick in den Eingangsbereich des Erweiterungsbaus der Psychosomatischen Klinik.
    Ein Blick in den Eingangsbereich des Erweiterungsbaus der Psychosomatischen Klinik. Foto: Christian Hüther

    Auch Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner freute sich über das Bekenntnis des Rhön-Klinikums zur Stadt und darüber, dass so der Gesundheitsstandort weiter gestärkt werde. Das neue Gebäude sei modern, farbenfroh und passe ins Bild des Kurparks hinein. Auch wenn er selbst im Jahr 1975 "minus 13 Jahre" alt gewesen sei, habe man als Bad Neustädter die Entwicklung des Rhön-Klinikums permanent mitverfolgt. "Die psychosomatische Notfallversorgung und Akutmedizin sowie die Reha sind aktuell ganz hoch im Kurs und ein wichtiger Meilenstein in unserer Gesellschaft", so das Stadtoberhaupt.

    Regionaler und überregionaler Anspruch

    Von einem Meilenstein für das Rhön-Campus-Konzept sprach auch Professor Bernd Griewing, Vorstand Medizin der Rhön-Klinikum AG. Das psychosomatische Reha-Angebot sei ein wichtiger Schritt hin zu einer integrativen, medizinischen Versorgung. Neben der regionalen Versorgung der Bevölkerung könne man aber auch im wirtschaftlichen Sinne als Klinik nur erfolgreich sein, wenn das Angebot überregional funktioniere, betonte Griewing.

    Der Mediziner dachte in der Stunde der Eröffnung aber auch an die Bewohner im Kurviertel, die während der Bauarbeiten viel hätten ertragen müssen, neben einer neuen Klinik nun aber auch über eine schöne Zugangsstraße verfügen würden. 

    In einem Bewegungsraum können sich die Reha-Patienten an Boxsäcken austoben.
    In einem Bewegungsraum können sich die Reha-Patienten an Boxsäcken austoben. Foto: Christian Hüther

    Näher auf die medizinische Bedeutung des neuen Hauses ging Prof. Martin Siepmann, Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Klinik, ein. Mit der Eröffnung schließe man nachhaltig und zukunftsweisend eine Lücke. "Der Anteil psychischer Diagnosen im Vergleich zu anderen Erkrankungen ist gestiegen", stellte Siepmann fest.

    Ziele der Therapie

    Eine psychische und soziale Belastung könne Angst oder eine Depression, aber auch körperliche Schmerzen verursachen. Umgekehrt könnten aber auch körperliche Erkrankungen zu psychischen Symptomen führen, weshalb man deshalb in beide Richtungen schaue. Das Ziel der vielfältigen Therapie sei es daher, psychische und körperliche Fähigkeiten auch im Hinblick auf einen drohenden Verlust des Arbeitsplatzes und des eigenen Soziallebens zu verbessern. 

    Für die Zukunft rechnet Martin Siepmann damit, dass der Bedarf an diesen Reha-Angeboten zunehmen werde. Hier würden auch die (Langzeit-)Folgen der Corona-Pandemie mit hineinspielen. "Wir brauchen bestimmt keine Angst zu haben, dass uns das Long-Covid-Syndrom zu Zombis verwandelt", so der Mediziner. Aber psychische Folgesymptome seien wahrscheinlich. Auch deshalb feiere man mit der Eröffnung der Rehabilitation ein denkwürdiges Ereignis.

    Helle und komfortable Einzelzimmer

    Bei einem Rundgang konnten sich die Gäste einen ersten Eindruck der neuen Klinik verschaffen, in der auf helle und komfortable Räumlichkeiten Wert gelegt wurde. Alle Patientenzimmer seien Ein-Bett-Zimmer mit eigenem Bad, bodentiefe Fenster würden für Tageslicht und den Blick in den angrenzenden Kurpark sorgen. In Kürze sollen auch dort die noch laufenden Außenarbeiten abgeschlossen sein. Im sechsgeschossigen Neubau finden sich zudem Räume für Ärzte, Psychologen, Therapie- und Gruppenräume, aber auch Bewegungsräume mit beispielsweise Boxsäcken, sowie ein Speisesaal. 

    Ein Blick in ein Patientenzimmer in der Psychosomatischen Klinik (Rehabilitation).
    Ein Blick in ein Patientenzimmer in der Psychosomatischen Klinik (Rehabilitation). Foto: Christian Hüther

    Komplex der Psychosomatischen Klinik in Bad NeustadtDie neue Abteilung Rehabilitation der Psychosomatischen Klinik verfügt über insgesamt 102 Patientenzimmer und ist nun direkt verbunden mit dem 2016 eröffneten, angrenzenden Akutbereich. Dort befinden sich 236 akut-psychosomatische Betten und 20 tagesklinische Plätze. Im Akutbereich werden laut Angaben des Rhön-Klinikum Campus jährlich rund 2000 Patienten behandelt. Quelle: Rhön-Klinikum Campus

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