In den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind immer noch Tausende Helferinnen und Helfer im Einsatz. Darunter auch ein zehnköpfiges Team aus der oberen Rhön. Ins Leben gerufen wurde die Aktion von Carsten Hess. Nachdem er die tragischen Aufnahmen in den Nachrichten gesehen hatte, war für ihn sofort klar, dass er helfen möchte. Zuerst startete der Lkw-Fahrer einen Spendenaufruf und transportierte die Güter in die Eifel. Als er vor Ort das Ausmaß der Katastrophe sah, war ihm schnell bewusst, dass er weiter helfen will. "Man sieht es im Fernsehen und kann es sich ein bisschen vorstellen. Aber vor Ort ist es nochmal was ganz anderes."
Per WhatsApp Gleichgesinnte gefunden
Über einen Aufruf per WhatsApp fand er Gleichgesinnte: Bernd und Benedikt Müller, Peter Reichert, Silvia und Johannes Bachmann, Bernhard Jackisch, Anke Möller, Marco Braito und Christopher Schmidt. Eine buntgemischte Gruppe aus Sands, Heufurt, Rüdenschwinden und Hausen, die sich vorher nicht näher kannte, aber die ein Wunsch miteinander verband: den Hochwasser-Opfern vor Ort helfen.

Lokale Unternehmen und Stadt Fladungen unterstützten
Anfang August starteten die Zehn ihre Fahrt ins Ungewisse - die ältesten Klamotten, festes Schuhwerk und Schutzausrüstung im Gepäck. Unterstützt mit Fahrzeugen beziehungsweise Sprit, Werkzeug und Baugeräten wurden sie von lokalen Unternehmen und der Stadt Fladungen. Die Freiwillige Feuerwehr Filke stellte zudem ein Gruppenzelt für die Übernachtung zur Verfügung. Darüber hinaus wurden auch Spendengelder gesammelt.
Ziel war die rheinland-pfälzische Gemeinde Grafschaft, genauer gesagt das "Helfer-Shuttle", eine privat organisierte Basisstation. Hier können von der Flut Geschädigte anrufen und sagen, was sie brauchen. So entstehen Einsatzaufträge. Wer also helfen will, fährt erst einmal ins Camp, folgt dort den Anweisungen und stellt sich für einen Einsatz zur Verfügung.

Neben der Arbeit sind auch Gespräche wichtig
Die Frauen halfen im Versorgungs- und Spendenzelt mit, die Männer befreiten unter anderem Häuser von Schlamm, schlugen Estrich aus dem Boden, stemmte den Putz von den Wänden und demontierten Heizkörper. Forstwirt Benedikt Müller kümmerte sich um Problembaumfällungen und machte daraus Brennholz. "Die Einwohner waren so dankbar", erzählen Hess und seine Truppe. Nach zehn bis zwölf Stunden Arbeit gab es immer ein warmes Essen. Alles war "sehr gut organisiert". Privatleute kochten, backten und verteilten Süßigkeiten. Dabei suchten auch viele Betroffene vor Ort immer wieder das Gespräch. "Man hört von Eltern, deren Kinder beim Fluchtversuch ertrunken sind. Das will man sich nicht vorstellen." Aber das Zuhören hilft, spendet den Leuten Kraft und Trost.
Trotz der anstrengenden und menschlich sehr berührenden Tage in der Region Ahrweiler wird den Rhönern die Zeit, wie sie sagen, in positiver Erinnerung bleiben. Vor allem wegen der großen Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft vor Ort: "Dass wir so viel Dank bekommen haben, hat uns echt gefreut." Es herrschte ein "toller Zusammenhalt" und - trotz aller Tragik - eine positive Stimmung . "Hoffentlich gibt es noch viele, die kommen und helfen", so Silvia Bachmann.
Weiter auf der Suche nach Spenden
Denn ein Abschluss der Arbeiten im Ahrtal ist noch lange nicht in Sicht. Nachdem der Schlamm größtenteils entfernt wurde und die Häuser entkernt sind, werden nun zunehmend Trocknungsgeräte eingesetzt. "Ein Ende ist nicht in Sicht", macht Carsten Hess deutlich, "deshalb sind wir weiter auf der Suche nach Spenden." Heu- und Strohballen sowie ofenfertiges Brennholz sollen in das Hochwassergebiet gebracht werden. Auch Waschmaschinen, Trockner und Holzöfen werden noch gesucht. Carsten Hess ist bereits dabei, alles zu organisieren.
