Seit 30 Jahren verwandeln sich Fredi Breunig, der ursprünglich aus Großeibstadt stammt, und Martin Wachenbrönner aus Aubstadt in das Rhön-Grabfelder Kabarett-Duo "Gotthold und Eustach". In 27 verschiedenen Nummern standen sie bislang als Rhöner Bäuerlich auf der Bühne. Diesen Freitag, 31. Januar, sind sie bei der Närrischen Weinprobe im Bayerischen Fernsehen zu sehen. Im Interview verraten sie, wie ihre Figuren entstanden sind und weshalb man ihren Auftritt nicht verpassen sollte.
Frage: Wie oft waren Sie inzwischen als Bäuerlich "Gotthold und Eustach" bei der Närrischen Weinprobe?
Fredi Breunig: Das ist unser fünfter Auftritt. Damit sind wir mit Sicherheit unter den Rekordteilnehmern. Allerdings hatten wir jetzt 14 Jahre Pause. Mit Solo-Nummern war ich immer mal wieder dabei. Aber als Duo hatten wir 2011 unsere letzte Närrische Weinprobe.
Martin Wachenbrönner: Ich hätte nie gedacht, dass ich den Weinkeller noch mal seh!
Breunig: Lebend!
Der aktuelle Auftritt wurde am 11. Januar aufgezeichnet. Wie unterschied sich Ihr erster Auftritt im Jahr 2006 von dem jüngsten in 2025?
Breunig: Damals war'n wir schon noch nervöser. Heuer hatte mir so ä Ruuh. Mehr Freude auf den Auftritt als Anspannung. Ich bin Rentner, er ist selbstständig...
Wachenbrönner: Genau, du kannst eigentlich nichts verlier'. Sind wir beim nächsten Mal nicht mehr dabei, geht die Welt a nedd under.
Mit welchem Programm sind Sie bei der Närrischen Weinprobe zu sehen?
Breunig: Mit "Gotthold und Eustach lernen Englisch." Das ist eigentlich ein Stück aus unserer Vor-Corona-Zeit. Unsere aktuelle Nummer – übrigens inzwischen die 27. Gotthold und Eustach-Nummer – "Gotthold und Eustach als TikTok-Stars", wäre mit rund 15 Minuten zu lang für die Weinprobe gewesen. Als Acht-Minuten-Stück hat sich die Englischstunde angeboten. Normalerweise treten wir eher mit "alten Themen" auf. Reden über Mähdrescher, Bulldog und so Sachen. Mit "Gotthold und Eustach lernen Englisch" sind wir zeitgemäß unterwegs.
Wachenbrönner: Ich und mei Frau wolle n'ein Urlaub fliech und dazu müsse mir an der Volkshochschul' Englisch lern'. Das ist die Story.
Wohin soll's denn gehen, Gotthold?
Gotthold: Wir fahren auf die Glockeninsel.
Eustach: Des gibt's net! Glockeninsel hab ich noch nie ghört!
Gotthold: Ne, annerscht: Schelleninsel!
Eustach: Seychellen!
Gotthold: Ja, genau!
Wie kam der Rhöner Humor in Würzburg an?
Breunig: Eigentlich waren wir positiv überrascht. Oft sind die Würzburger reservierter wegen des Dialekts. Aber wir haben dieses Jahr ein gutes Gefühl und gute Rückmeldungen.
Haben Sie Ihren Dialekt gemäßigt?
Wachenbrönner: Ich hab' aweng entschärft, ja.
Breunig: Aber nicht auf Anweisung der Redaktion!
Was ist das Besondere an der Närrischen Weinprobe?
Breunig: Fernsehen ist immer interessant. Der Aufwand, die Technik, die Kameras, der Regisseur, die Redaktion. Die Beleuchtung, die die in den Weinkeller zaubern!
Wachenbrönner: Rund um den Auftritt begleitet dich so a Mädle, die dafür sorgt, dass du nicht rumschleichst. Die hat nur die Aufgabe, ToDos abzuhaken. Bist du geschminkt? Hast du die Mikros? Da wirst du beobacht! Die wolle dich nix mehr loslass! Da kannst du net gsach: Ich muss noch a mal aufs Klo!
Wie haben sich Fredi Breunig und Martin Wachenbrönner eigentlich kennengelernt?
Breunig: Das liegt ewig zurück, 40 Jahre. Damals, 1985, war der Fasching noch jung in Aubstadt. Wir auch. Ich kam aus dem drei Kilometer entfernten Großeibstadt und wurde angesprochen, ob ich nicht in Aubstadt Fasching machen will. Und dann hat man mich mit dem Martin zusammengebracht.
Wenn Sie als Gotthold und Eustach auftreten, spielen Sie zwei Bäuerlich. Wie sind die Figuren entstanden?
Wachenbrönner: In unserer Anfangszeit haben wir Sketche vom Karl Valentin nachgespielt. Als Gotthold und Eustach treten wir seit Mitte der 1990er auf.
Breunig: Für die Bäuerlich, die wir spielen wollten, haben wir ein paar altmodische Namen gesucht. Es gab mal einen Gotthold in Aubstadt. Und Eustach war damals der Kassier der Stadtgarde Bad Neustadt.

Was sind Gotthold und Eustach für Typen? Können Sie die ein wenig charakterisieren?
Breunig: Die Grundidee ist, zwei alte, rückständige Bäuerlich zu zeigen. Der Gotthold hat ein Problem, bei dem ihm der vermeintlich gescheitere Eustach, der aber in Wahrheit genauso blöd ist, hilft. Wie Dick und Doof oder Heißmann und Rassau. Das ist dasselbe System.
Haben sich Gotthold und Eustach in den Jahren weiterentwickelt?
Breunig: Die Zeiten rund um die Bäuerlich haben sich geändert. Los ging's mit dem Kastencomputer...
Wachenbrönner: In einem unserer ersten Sketche hab' ich einen alten Commodore ausgeliehen und auf einem Milchwächele rumgefahren.
Breunig: ... weiter gings mit dem Tablet bis hin zu TikTok. In dieser Nummer dreht Gotthold ein Video für Parship.

War Gotthold nicht in der Englischstunde noch verheiratet?
Wachenbrönner: Mal so, mal so.
Breunig: Da sind wir flexibel. Das Publikum vergisst das ja wieder.
Wie viel von Ihnen steckt in Gotthold und Eustach?
Breunig: Viel. Beim Martin sache se ja oft: Der muss sich gar net verstell! Der spielt so wie er ist.
Wachenbrönner: (lacht) So bin ich. Zu 80 Prozent bin ich so.
Breunig: Einmal kam Martin direkt aus der Schreinerwerkstatt zur Närrischen Weinprobe. Scheinwerfer, Kameras, wir haben geprobt. 'Stopp', sagt der Regisseur plötzlich, 'der Herr hat Staub auf der Brille!' So authentisch sind wir.
Wie läuft Ihre Zusammenarbeit ab?
Wachenbrönner: Der Fredi schreibt zu 90 Prozent alles.
Breunig: Aber dann ergibt sich trotzdem viel noch beim Proben.
Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Gags?
Breunig: Ich hab ä Liste mit Ideen, die mir im Alltag oder in der Zeitung begegnen und die bring' ich jedes Jahr mit und dann gucken mir noch, was ist grad zeitgemäß. Wohin geht der Trend? E-Bikes, TikTok, was halt grad anliegt. Oft beginnt ein neues Stück auch mit 'nem guten Witz und du machst ä Gschicht draus.
Was war Ihr größtes Highlight bislang?
Breunig: Eigentlich "Fastnacht in Franken", aber der Auftritt hat damals nicht gut funktioniert. Da sind wir 2010 nicht als Gotthold und Eustach, sondern als Knastbrüder auf die Bühne gegangen. Der Plan war: Wir nehmen das beste Stück, das wir je hatten. Aber irgendwie kam das nicht so an. Lag vielleicht auch am Dialekt. Wobei ich inzwischen sage: Die größere Sendung ist sicher Veitshöchheim, aber die Weinprobe find' ich schöner. Die Weinprobe ist noch original Fasching, in Veitshöchheim ist mittlerweile jede Nummer politisch.
Wo sehen Sie sich und Gotthold und Eustach in zehn Jahren?
Breunig: Eigentlich geht's ja langsam aufs End zu. Ich bin 65, der Martin 61 Jahre alt. Was wir merken: Das Publikum ändert sich, das wird immer jünger, wenn du da nicht ein zeitgemäßes Thema hast, wird's schwierig. Wenn du 40 Jahre dabei bist, müssen langsam die Jungen übernehmen. Ich hab vor der letzten Session verkündet, noch drei Jahre zu machen. Da sind wir jetzt im zweiten Jahr. Wenn wir aufhören, sollen die Leut' 'Schad!' sagen und nedd 'Endlich!'.
Wachenbrönner: Wir fahren rückwärts.
Das klingt fast nach Abgesang. Also muss man schon deshalb am Freitag einschalten, weil man nicht weiß, wie oft man Sie noch sieht?
Breunig: Klar! Und weil überhaupt nach mehreren Jahren wieder mal jemand aus Rhön-Grabfeld dabei ist. Und weil's lustig wird.
Die Närrische Weinprobe wird am Freitag, 31. Januar, ab 20.15 Uhr im BR-Fernsehen ausgestrahlt. Fredi Breunig und Martin Wachenbrönner sind mit "Gotthold und Eustach lernen Englisch" als zweiter Beitrag bereits um circa 20.30 Uhr zu sehen.