Der Langenleitener Bildhauer Herbert Holzheimer ist den meisten als Schnitzer Rhöner Figuren und Krippen bekannt. Diese sind aufgrund der aufwändigen Handarbeit nicht für jeden Geldbeutel erschwinglich. Jede seiner Krippenfiguren hat er individuell modelliert und davon einen Gipsabguss gefertigt.
Von den Gipsfiguren ließ Holzheimer im ortsansässigen Fräßbetrieb Holzrohlinge herstellen. Jede Krippe gibt es in vier Größen und von jeder Figur einer Größe ließ der Künstler genau acht Rohlinge herstellen, die nach dem Fertigschnitzen und Bemalen akribisch nummeriert wurden. Hatte Holzheimer die achte Figur verkauft, fertigte er ein neues Modell dieses Figurentyps an.
Neue Modelle mit individuellen Details
Am Beispiel einer Frau mit einer Milchkanne erklärte er beim Besuch in den Ausstellungsräumen, wie das aussehen kann. In einer Version steckt die Figur eine Hand in die Tasche, bei einer weiteren dreht sie den Kopf nach hinten, mal steht der rechte, mal der linke Fuß vorne oder sie trägt das Kopftuch anders.

Elke Böhm hat 1998 mit ihrem Krippenbuch die Rhöner Krippen erst so richtig bekannt gemacht, sodass sie heute Deutschland weit ein Begriff sind. Durch sie und ihre Kontakte konnten die Rhöner Holzschnitzer ihre Werke bei Ausstellungen im ganzen Land präsentieren.
Ein Faible für spanische und italienische Krippen
Im Laufe seines Berufslebens besuchte Holzheimer einst die große Messe "Christmasworld" in Frankfurt. Hier fand er Krippendarstellungen in allen Stilrichtungen, die vor allem viel preiswerter als seine Holzfiguren waren. Um auch Leuten mit geringerem Budget etwas anbieten zu können, kaufte er verschiedene Krippen.

Spanische Krippen mit Figuren aus Terracotta, kunstvoll kaschiert mit in Leim getauchten Stoffen, fielen ihm damals ins Auge. Große Begeisterung hegt er auch für die italienischen Krippen, wegen ihrer naturalistischen Darstellung. "Richtige Künstler erschaffen diese Figuren, die dann in Kunstharz abgegossen werden", beschreibt Holzheimer begeistert die kleinen Kunstwerke. Sie sind dadurch auch preisgünstig. Diese Krippen konnte er nur über die Messe in Frankfurt ordern und musste jeweils eine Mindestbestellsumme erreichen, damit er überhaupt beliefert wurde.
Unzerbrechliche Figuren für Kinder
Beim Durchsehen der Regale in einer fast versteckten Nische holt er eine kleine Figurengruppe heraus und biegt mit den Fingern die Hörner einer Ziege um, eine andere Figur lässt er zu Boden fallen. Nichts passiert! "Ja", sagt Herbert Holzheimer lachend, "das wäre eine ideale Krippe für Kinder, dachte ich damals." Die Figürchen sind aus gummiartigem Material gemacht, und nehmen es auch nicht übel, wenn sie etwas unsanft angefasst werden. "Ich wollte halt vom Stil her auch etwas anderes anbieten, Nazarener Krippen mit orientalischer Kleidung, wie man sie von früher kennt. Was anderes als das Bäuerliche hab ich halt nicht."

Auch günstigere Holzkrippenfiguren hatte er sich besorgt. Aus Südtirol stammen die Darstellungen aus Ahornholz, die er oberflächenfertig gefräst gekauft und nur noch bemalt hat. "Aber die Leute wollten halt was von mir kaufen", und somit schlummern die absolut hübschen, detailgetreuen und wertigen Figuren meist in einem Karton und einige fristen ihr Dasein in den Regalen in der hinteren Nische. Aus jenem Karton fiel beim Besichtigen ein Zettel, eine Preisliste noch in D-Mark! "Ja, seit gut 25 Jahren habe ich die schon bei mir stehen."
Alle Holzkrippen wurden im vergangenen Jahr ausgestellt
Im vergangenen Jahr hatte Holzheimer in der Advents- und Weihnachtszeit alle seine Holzkrippen an Ausstellungen verliehen und so stellte er eine Nazarener Krippe unter seinen eigenen Christbaum.
"Sie gefallen mit so gut, darum werden sie immer wieder aufgestellt", erzählt er, "der Verkauf ist mir nicht wichtig." Und eigentlich fragt auch niemand nach diesen Figuren oder deren Preis, bemerkt der Künstler noch. Tatsächlich hatte er am Tag vor unserem Gespräch eine Krippe verkauft, natürlich eine echte "Rhöner Krippe" aus seiner eigenen Werkstatt.