Wie soll man Probleme durch den Massentourismus in der Rhön angehen? Wer ist für eine bessere Beschilderung zuständig und sind der wegen Schäden, die Besucher in Schutzgebieten anrichten, Fördermittel gefährdet? Diese Fragen stellt man sich nicht nur in der Rhön. Das Thema Overtourism ist natürlich auch bei der Landesregierung angekommen.
Ihr Rezept ist klar. Um wichtige Lebensräume und gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen, sei eine "Kombination aus effektiven Besucherlenkungsmaßnahmen, Information und Sensibilisierung der verschiedenen Nutzergruppen" notwendig, erklärte ein Sprecher des Umweltministeriums auf Nachfragen dieser Redaktion. Bereits seit Jahren würden vor allem in Schutzgebieten entsprechende Maßnahmen vom Umweltministerium ergriffen und gefördert.
Auf diese Kombination setzt auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber. "Naturschutz vor Ort lebt von guter Kommunikation. Besucherlenkung und Aufklärung in schützenswerten Gebieten kommt gerade in Corona-Zeiten eine hohe Bedeutung zu. Wir arbeiten dazu aktuell an neuen Ideen und Förderkonzepten für das Naturerlebnisland Bayern. Ein Ausgleich der Interessen soll durch eine bestmögliche Lenkung der Besucherströme gelingen", so Glauber gegenüber dieser Redaktion.
Entsprechend hat die Landesregierung dieser Tage ein Konzept zur Stärkung von nachhaltigen Naturerlebnissen und Besucherlenkung auf den Weg gebracht. Ein Naturerlebnis-Baukasten soll dabei helfen, erprobte Instrumente der Besucherlenkung aus Hotspots im Alpenraum sowie deren Finanzierungen auf andere Region zu übertragen. Bestandteil ist dabei neben Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit auch das Thema Technik. So sollen der Einsatz technischer Geräte und die Vernetzung mit digitalen Angeboten erprobt werden. Zum Beispiel sollen Besucherzählgeräte Daten für digitale Angebote liefern, über die Ausflugsziele bereits von Zuhause aus erkundet werden können.
Naturpark zuständig
Auch Beschilderung und Besucherinfrastruktur sollen verbessert werden. Bei konkreten Maßnahmen für Wegeführung oder Wegeleitsysteme verweist man im Ministerium auf die jeweils individuelle Situation vor Ort. Im Biosphärenreservat Rhön sei die Beschilderung und Markierung von Wegen sowie die Ausstattung mit Infotafeln Aufgabe des Naturparks Bayerische Rhön. Im vergangenen Jahr seien dafür 145 000 Euro an den Naturpark Rhön geflossen.
Als weiteren entscheidenden Faktor sieht man Gebietsbetreuer, Biosphärenreservats- oder Naturpark-Ranger sowie Naturschutzwächter. Hier sei "flankierend eine Struktur geschaffen worden, die den Vollzugsbehörden im Bereich der Besucherlenkung und -information unterstützend zur Seite steht", so der Sprecher des Ministeriums. Eine entscheidende Rolle hätten die Gebietsbetreuer als wichtige Ansprechpartner vor Ort und Vermittler bei Konflikten zwischen Freizeitnutzern, Eigentümern und Naturschutz.
Drei Naturparkranger für die Rhön
Seit Ende 2018 fördere das Umweltministerium zudem Naturpark-Ranger. Aktuell seien mehr als 40 Ranger unterwegs, Ziel seien 60 Rangerstellen. Im Naturpark Bayerische Rhön sind zurzeit zwei Ranger angestellt. Eine dritte Rangerstelle wird voraussichtlich im Sommer 2021 besetzt, heißt es aus dem Umweltministerium weiter. Naturpark-Ranger sollen in erster Linie in Verständnis für die Bedürfnisse der Natur und deren Schutz schaffen. In Fällen, in denen ein Verstoß gegen geltendes Recht vorliegt, könnten die Ranger Unterstützung durch "hoheitsbefugte Personen, wie etwa die Polizei oder die Naturschutzwacht, anfordern".
Die Gefahr, dass in die Millionen gehende Förderung über den Vertragsnaturschutz in der Rhön wegen der Folgen des Overtourism wegfällt, sieht am im Umweltministerium nicht. Eine generelle Gefährdung der Schutzzwecke der Naturschutzverordnung durch ein hohes Besucheraufkommen sei nicht zu erwarten, heißt es auf die entsprechende Frage.
Digital-Ranger am Landratsamt?
Beim Thema Digital-Ranger verweist man im Ministerium auf die Unteren Naturschutzbehörden. Die habe man gebeten, Outdoor-Portale auf ungeeignete Wege hinzuweisen, die dort beworben werden, und deren Löschung zu erreichen, so der Sprecher des Umweltministers. Im Rahmen Naturerlebnis-Baukastens soll aber auch der Einsatz von Digital-Rangern, die Besucherinformation und Besucherlenkung über Online-Plattformen und Soziale Medien betreiben, ausgebaut werden.
"Ausgewildert" motiviert zur Rücksicht in der NaturIm Umweltministerium sucht man weiter nach guten Ideen, für rücksichtsvolles Verhalten in der Natur zu werben. In der vergangenen Woche startete Umweltminister Thorsten Glauber "Ausgewildert" eine bayernweite Mitmach- und Informationskampagne. Dabei soll mit innovativen Ideen gezeigt werden, wie vielfältig für naturverträgliches Verhalten sensibilisiert werden kann. Am Ideenwettbewerb teilnehmen kann jede Idee, die auf respektvolle Verhaltensweisen in der Natur aufmerksam macht. Das kann ein Foto oder ein Video, aber auch etwas Gegenständliches oder eine aufmerksamkeitsstarke Aktion sein. Insgesamt werden Gewinne von bis zu 50 000 Euro ausgelobt. Die Teilnahme ist bis zum 30. Juni 2021 möglich. Partner der Kampagne sind der Landesbund für Vogelschutz, der BUND Naturschutz in Bayern sowie die Hochschule für Fernsehen und Film.Quelle: Umweltministerium